Mikaela Shiffrin beim Riesenslalom in Killington

Zweiter Brandbrief an die FIS Investoren-Streit - Top-Athleten erneuern Kritik

Stand: 11.12.2024 16:27 Uhr

Ein angeblich abgelehntes Investorenangebot über 400 Millionen Euro an den Ski-Weltverband sorgt weiter für Aufsehen. Nachdem die FIS die Anschuldigungen als "falsch" bezeichnet hatte, fordern die Top-Athleten der Szene in einem zweiten Brief mehr Mitsprache.

Der Millionenstreit der Ski-"Rebellen" um die Superstars Mikaela Shiffrin und Marco Odermatt mit dem Weltverband FIS geht in die nächste Runde. Shiffrin und Co. fordern in einem zweiten Brief an die FIS offenbar Mitsprache ein, kritisieren die Stagnation im Skisport und drängen auf die Prüfung von Alternativen bei der Gestaltung der Zukunft. Das berichtet die Schweizer Zeitung "Blick".

"Was einst eine Verpflichtung des Präsidenten war, die Bedingungen für alle Athleten zu verbessern, hat stattdessen zu einem Szenario geführt, in dem die Athleten frustriert zurückbleiben", zitiert das Blatt aus dem Schreiben an den umstrittenen FIS-Präsidenten Johan Eliasch. Es ist darüber hinaus an die Mitglieder des FIS-Councils, an die Repräsentanten der nationalen Skiverbände und an die sogenannten "Stakeholder" gerichtet.

Athleten im Dialog mit Investor

Die Sportlerinnen und Sportler sind demnach in den Dialog mit dem Investor (CVC) getreten, dessen Angebot über 400 Millionen Euro für die Vermarktung des Skisports die FIS abgelehnt hatte. Die Diskussion sei konstruktiv, transparent und durchdacht gewesen, heißt es. Zwar sei eine weitere Prüfung der Offerte unabdingbar, CVC werde aber "von einem aufrichtigen Engagement für das Wachstum und die Entwicklung unseres Sports angetrieben".

Shiffrin und Co. möchten, dass die FIS den Abschluss der Verhandlungen um die Zentralisierung der Medien- und Übertragungsrechte mit Vermarkter Infront auf Eis legt - ein klares Nein zu den Plänen von Eliasch. Stattdessen fordern sie, andere Optionen zu prüfen und dabei auch die Meinung der Athleten einzuholen - auch im Fall CVC.

Eliasch: Vorwürfe sind "falsch"

Eliasch hatte die ursprüngliche Kritik der Stars in einer ersten Reaktion zurückgewiesen. Die Vorwürfe von Aktiven sowie von Council-Mitgliedern unter anderem aus Deutschland seien "falsch", teilte die FIS mit. Der Weltverband sei "gut kapitalisiert" und benötige "keine weiteren Finanzmittel". Auch sei der Vorschlag von CVC unzureichend.

Johan Eliasch

FIS-Präsident Johan Eliasch

Zentrale Vermarktung als Knackpunkt

Worum geht es genau? Das Finanzunternehmen CVC soll der FIS am 30. November angeboten haben, sich mit 400 Millionen Euro bei ihr einzukaufen und gemeinsam mit den einzelnen Wintersportverbänden die zentrale Vermarktung der Medien- und Sponsorenrechte zu übernehmen. Die FIS soll das Angebot abgelehnt haben.

Teile der Ski-Welt reagierten in einem ersten Brief an den Weltverband empört: Unter den Unterzeichnern des Schreibens waren neben Shiffrin und Odermatt auch der deutsche Slalom-Spitzenfahrer Linus Straßer.

FIS: "Behauptung ist falsch"

Der Brief deute an, dass das Angebot von CVC ohne angemessene Prüfung abgelehnt worden sei, weil die FIS bereits zusammen mit dem Unternehmen Infront die Zentralisierung der internationalen Medienrechte vorantreibe, teilte der Weltverband mit. "Der Vorschlag von CVC hatte nichts mit der Zentralisierung der Medien- und Übertragungsrechte zu tun", hieß es weiter: "Es handelte sich um einen Investitionsvorschlag für die Gründung eines Joint Ventures zur Verwaltung aller kommerziellen Rechte im Zusammenhang mit der FIS und ihren Mitgliedsverbänden."

DSV ging juristisch gegen FIS vor

Die FIS, so schrieb sie weiter, "bleibt Initiativen verpflichtet, die mit ihrer strategischen Vision übereinstimmen und das langfristige Wachstum und den Erfolg des Wintersports fördern". Daran zweifeln einige. In dem Protestbrief der Sportler und Funktionäre an die FIS war laut "Süddeutscher Zeitung" von einem "spürbaren Mangel an Fortschritt" die Rede.

Der 2021 zum neuen FIS-Präsidenten gewählte Eliasch ist schwer umstritten, die Zentralvermarktung eines seiner großen Ziele. Bislang entscheidet jeder Verband über die internationalen Medienrechte bei den Events in seinem Land selbst. Der Deutsche Skiverband (DSV) ging gegen die Pläne der FIS sogar juristisch vor - und bekam vor dem Landgericht München im Oktober Recht.