Vor dem Start der Eiskunstlauf-EM Rudi Cerne - EM-Silber vor 40 Jahren veränderte sein Leben
Rudi Cerne gelang 1984 sein größter Triumph: Der Eiskunstläufer holte bei den Europameisterschaften in Budapest Silber. Die Medaille veränderte sein Leben.
Rudi Cerne ist heute vor allem als Moderator der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" bekannt. Doch seine Karriere startete er als erfolgreicher Eiskunstläufer. In den 1980er Jahren repräsentierte er zusammen mit Norbert Schramm den deutschen Eiskunstlaufsport.
Seine sportliche Karriere krönte der heute 65-Jährige mit EM-Silber 1984 in Budapest. Im selben Jahr wurde er bei den Weltmeisterschaften in Ottawa Fünfter - sein bestes Ergebnis bei einer WM.
Cerne: "Medaille war eine Erlösung"
Noch immer schaut er sich seine Silber-Kür gerne an: "Diese Kür ist ja auf Youtube archiviert. Da gucke ich immer mal gerne rein. Das war eine sehr gute Vorstellung damals im Janaur 1984 in Budapest", erzählt Cerne im Interview mit sportschau.de.
Die Silbermedaille sei eine "Erlösung" gewesen, verrät der Nordrhein-Westfale. "Ich war damals 25 Jahre alt und der Älteste in der Konkurrenz." Damals mussten die Eiskunstläufer noch drei Disziplinen laufen: Pflichtfiguren, Kurzprogramm und die Kür. Bei der EM in Budapest lief es für Cerne nach Maß: Als Dritter nach den Pflichtfiguren lieferte er ein fehlerfreies Kurzprogramm - "nur die Kür hatte einen Schwachpunkt: Ich bin den dreifachen Rittberger nur doppelt gesprungen", berichtet Cerne, der nur Alexander Fadejew aus der damaligen UdSSR den Vortritt lassen musste. Bronze sicherte sich übrigens Norbert Schramm.
Es war ein enormer Moment. Ich hatte mir damals vorgenommen, mindestens einmal bei internationaler Meisterschaft auf dem Treppchen zu stehen.
Erfolg kam "auf den letzten Drücker"
Der Erfolg für Cerne kam "auf den letzten Drücker", wie der 65-Jährige selbst sagt. "Ich wollte mit einem Erfolg die Karriere beenden." Nach Platz vier bei den Olympischen Spielen in Sarajevo und Rang fünf bei der Weltmeisterschaft in Ottawa - sein bestes Ergebnis bei einer WM - beendete Cerne schließlich am Ende der Saison 1984 seine aktive Laufbahn.
Und startete gleich weiter durch - auch Dank seiner EM-Medaille. "Das hat mein Leben verändert. Die Weichen sind plötzlich in eine ganz andere Richtung gestellt worden", erzählt Cerne. Er wurde Profi bei der berühmten Eisshow "Holiday on Ice". Schon nach dem Erfolg in Budapest habe ihn der damalige Präsident von "Holiday on Ice" angerufen und ihn gebeten, bei keinem anderen voreilig zu unterschreiben. "Beim Saisonabschluss in Kanada haben wir quasi uns konspertativ auf dem Zimmer getroffen und die ersten Zahlen abgeklopft, was da so bezahlt werden kann."
... plötzlich Journalist
Cerne war überrascht: "Ich war bis dahin ein lupenreiner Amateur, hatte maximal die Unterstützung von der Sporthilfe. Beim Schaulaufen gab es für Medaillengewinner - glaube ich - 400 Schweizer Franken. Und dann gab es diesen lukrativen Vertrag bei Holiday on Ice."
Bei den Shows führte er auch als Conférencier durch die Shows. "Durch 'Holiday on Ice' haben sich für mich völlig neue Horizonte entwickelt. Dadurch habe ich auch den Einstieg in den Journalismus geschafft." Cerne präsentierte ab 1992 ARD-Sportsendungen. 1996 wechselte er zum ZDF, moderierte dort unter anderem das "Aktuelle Sportstudio". Seit 2002 präsentiert er "Aktenzeichen XY."
Heute nur noch selten auf der Eisbahn
Auf der Eisbahn ist der 65-Jährige heute kaum noch anzutreffen. "Ich habe 20 Jahre intensiv dort trainiert. Das reicht. Meine Familie drängt mich zwar öfter. Ich habe auch Schlittschuhe im Schrank liegen, die sind neu und nahezu unangetastet. Sicher ein bisschen würde schon noch klappen. Aber man merkt, dass der biologische Verfall nicht aufzuhalten ist", scherzt Cerne.