Biathlon-Weltcup Weltspitze im Frauen-Biathlon rückt enger zusammen
Der Eindruck täuscht nicht: Die Weltspitze im Biathlon der Frauen ist enger zusammengerückt. Überraschungen scheinen plötzlich wieder möglich, wie nicht nur der fünfte Platz der in dieser Sportart bisher völlig unbekannten Slowenin Anamarija Lampic in Hochfilzen beweist.
Man muss sich das nur mal vorstellen: Zwei, vielleicht sogar nur einen Fehler weniger beim Stehendschießen, und die Siegerin beim 7,5-Kilometer-Sprint der Frauen in Hochfilzen hätte womöglich nicht Denise Herrmann-Wick, sondern Anamarija Lampic geheißen.
Die Slowenin hatte erst im Mai 2022 ihren Wechsel vom Langlauf zum Biathlon vollzogen. In Hochfilzen bestritt die vom früheren deutschen Weltklasse-Biathleten Ricco Groß trainierte 27-Jährige nach einem Auftritt im zweitklassigen EBU-Cup ihr allererstes Weltcuprennen - und lag bis zum zweiten Schießen virtuell in Führung. Erst drei Fehler im abschließenden Stehendanschlag verhinderten die mögliche Sensation.
Vier Biathlon-Rennen, vier Siegerinnen
Vier Einzelrennen gab es bisher in diesem Winter. Vier verschiedene Siegerinnen durften sich feiern lassen, und lediglich die Französin Julia Simon, Elvira Öberg aus Schweden und die Italienerin Lisa Vittozzi schafften es zweimal aufs Podest.
Das mag Zufall sein. Zumal mit der im Vorjahr überragenden Gesamtweltcupsiegerin Marte Olsbü Röiseland und ihrer norwegischen Teamkollegin Tiril Eckhoff zwei ganz starke Läuferinnen bislang fehlten. Möglich ist aber auch, dass die Weltspitze enger zusammengerückt ist.
Viele Athletinnen haben läuferisch zugelegt
Vor allem in der Loipe haben viele Athletinnen aus der "zweiten Reihe" aufgeholt. Anders als bei den Männern, wo der Norweger Johannes Thingnes Bö der Konkurrenz regelmäßig davonläuft, gibt es bei den Frauen keine alles dominierende Läuferin.
Lampic war beim Sprint in Hochfilzen die schnellste auf der Strecke. Marketá Davidová, Julia Simon, Denise Herrmann-Wick oder auch Dorothea Wierer konnten da nicht folgen. Überhaupt sind die Abstände kleiner geworden.
Auch die aufstrebenden DSV-Läuferinnen Anna Weidel (Kiefersfelden) und Sophia Schneider (Oberteisendorf), die trotz zwei Fehlern auf den Rängen 22 und 23 landeten, waren läuferisch nicht weit weg von der Spitze.
Konkurrenzfähig in der Loipe: Sophia Schneider
Ein Trend? Oder dem etwas glatten Schneeuntergrund in Hochfilzen geschuldet, der für einige Eisplatten und schwer beherrschbare Abschnitte auf der Strecke sorgte? Das müssen die nächsten Rennen zeigen.
Gut möglich, dass sich dann bald auch eine Sophia Schneider oder eine Anna Weidel in der Topgruppe wiederfinden. Klar ist jedenfalls: Das Schießen ist bei dieser Leistungsdichte noch wichtiger geworden.