Triathlon Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Ironman-WM in Nizza
Die besten Triathleten der Welt kämpfen am Sonntag (10.09.2023, 6.50 Uhr) in Nizza um die Ironman-Weltmeisterschaft. Gelingt Superstar Jan Frodeno ein krönender Karriere-Abschluss? Und was macht die Radstrecke so spektakulär und gefährlich? Die Antworten gibt’s hier.
Gelingt Jan Frodeno der krönende Abschluss?
Einer der größten Triathleten aller Zeiten bittet zu seinem letzten Tanz. Ein emotionaler Tag für Jan Frodeno - und irgendwie auch für die gesamte Szene. Frodeno, Olympiasieger und dreimaliger Weltmeister, ist jener Mann, der den modernen Triathlonsport geprägt hat wie kein zweiter. Er ist Vorbild, Idol, Inspiration. Nun also soll mit 42 Jahren Schluss sein, am besten natürlich mit dem krönenden Abschluss als Weltmeister.
Viel wird davon abhängen, wie Frodenos Körper reagiert. Bevor er in diese Saison gestartet ist, kam Frodeno aus einer langen Leidenszeit. Achillessehne, Hüfte, Radsturz, Blutvergiftung - das Jahr 2022 war ein echtes Seuchenjahr für ihn. Doch nun scheint er bereit zu sein, das untermauert sein Sieg bei den PTO US Open in Milwaukee vor vier Wochen.
Wer zählt sonst noch zum Favoritenkreis?
Es wird ein offener Schlagabtausch erwartet, ein Rennen, mit vielen Überraschungen und Unwägbarkeiten. Einer der größten Konkurrenten Frodenos ist ein alter Bekannter: Patrick Lange. Der zweimalige Hawaii-Champion rechnet sich viel aus, weil ihm als leichterer Athlet der bergige Radkurs entgegenkommt.
Aber auch viele andere haben Chancen auf die WM-Krone, der Däne Magnus Ditlev etwa oder die Lokalmatadoren Sam Laidlow (Vizeweltmeister) und Denis Chevrot (Europameister). Schade: Mit den beiden Norwegern Gustav Iden und Kristian Blummenfelt, die sich ganz auf Olympia in Paris konzentrieren, und dem verletzten Australier Max Neumann fehlen drei der ersten vier der vergangenen WM.
Wo fällt in Nizza die Entscheidung?
Die 3,8 Kilometer Schwimmen durch das azurblaue Mittelmeer werden eher ein süßer Aufgalopp im Vergleich zu dem, was danach folgt: Die Radstrecke ist spektakulär. 180 Kilometer geht es durch das Umland von Nizza und die Ausläufer der Seealpen. Insgesamt sind 2.400 Höhenmeter zu bewältigen, zwei steile Anstiege und eine gefährliche Abfahrt, die sich auf schmalen Serpentinen ins Tal schlängelt. Alles eher untypisch für einen Ironman.
Es wird also spannend zu beobachten sein, wie die Stars mit diesem schweren Kurs klarkommen, und vor allem welche Taktik die beste ist. Denn danach wartet ja noch ein Marathon auf der berühmten Promenade des Anglais in Nizza. Viermal rauf, viermal runter bei Temperaturen bis zu 30 Grad ohne Schatten. Wer sich zu früh verausgabt, kann an der Cote d’Azur schnell sein blaues Wunder erleben.
Warum findet die WM nicht auf Hawaii statt?
Ironman. Wer das hört, denkt unweigerlich an Hawaii. An den Mythos, den legendären Ort der Qualen. Doch die Veranstalter haben sich entschieden, einen anderen Weg zu gehen und die WM aufzuteilen. Statt eines gemeinsamen Rennens für Männer und Frauen auf Hawaii starten die Männer in diesem Jahr in Nizza, die Frauen am 14. Oktober auf Hawaii. Im kommenden Jahr wird gewechselt.
Laut Veranstalter soll das zu mehr Sichtbarkeit für die Frauen führen, es ist aber auch klar, dass mit zwei Startfeldern auch mehr Geld zu verdienen ist. Denn die meisten Erträge erzielt ein Ironman durch die Startgebühr der vielen Tausend Altersklassen-Athleten, die zeitversetzt auf die Strecke gehen. Die Kritik am WM-Rotationsprinzip war demzufolge groß - sowohl bei Profis als auch Amateuren. Viele erkämpfte Startplätze blieben ungenutzt und konnten auch nicht komplett aufgefüllt werden.
Ist Nizza deshalb eine schlechte Wahl?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Die Stadt ist wunderschön, das gesamte Setting am Mittelmeer ist traumhaft. Dazu kommt die spektakuläre Strecke und aus europäischer Sicht kürzere Anfahrtswege und bessere Sendezeiten. Allerdings: Es ist eine Weltmeisterschaft. Kein Mythos. Den gibt’s nur auf Hawaii.
Welche Deutschen sind noch mit dabei?
Es hat sich hinter Frodeno und Lange noch ein Trio für die WM qualifiziert. Jonas Hoffmann hat die Generalprobe beim Ironman Frankreich in Nizza als Dritter auf dem Podium beendet, kennt die Strecke und ihre Tücken also. Franz Löschke gelang die Qualifikation mit einem beherzten Wettkampf bei der EM in Hamburg und für Leonard Arnold, einen ausgezeichneten Läufer, ist es erst seine zweite Langdistanz überhaupt.
Wo kann ich das Rennen live verfolgen?
Die Sportschau überträgt ab 06.40 Uhr das Rennen in voller Länge, entweder im Livestream oder im hr-fernsehen. Ab 14 Uhr ist die Übertragung dann auch zusammen mit der Ruder-WM im Ersten zu sehen. Dazu gibt es Vorberichte, Interviews, Einschätzungen von der Strecke und Analysen von Sportschau-Experte Sebastian Kienle.