Tischtennis-EM in Linz Mittelham träumt vom Titel - Duda und Ovtcharov jubeln
Nina Mittelham hat bei der Tischtennis-EM in Linz mindestens die Bronze-Medaille sicher und darf weiter vom Titel träumen. Benedikt Duda gelang eine große Überraschung und auch Dimtrij Ovtcharov durfte jubeln.
Erst entzauberte Duda den französischen Wunderknaben Felix Lebrun, dann folgte Dimitrij Ovtcharov seinem Teamkollegen mit einer Galavorstellung ins Halbfinale: Die deutschen Männer haben bei der Tischtennis-EM in Linz ein reines DTTB-Duell im Kampf um den Finaleinzug perfekt gemacht und damit schon zwei Einzelmedaillen sicher.
"Als ich den Matchball verwandelt habe, sind die Emotionen hochgeschossen. Ich habe es erst ein paar Sekunden später realisiert, dass ich jetzt auch meine erste EM-Einzelmedaille sicher habe", sagte der 30 Jahre alte Duda, nachdem er gegen den 18-jährigen Senkrechstarter Lebrun einen 1:3-Rückstand umgebogen hatte. Mit einem dramatischen 4:3 (5:11, 4:11, 11:9, 6:11, 11:6, 16:14, 11:6), bei dem er einen Matchball abwehrte, schaltete Duda den Olympiadritten und Titelfavoriten aus und feierte seinen größen internationalen Erfolg.
Lebrun mit Ausraster nach Niederlage
Lebrun hat nach seinem überraschenden EM-Aus für einen Eklat gesorgt. Der 18 Jahre alte Turnierfavorit warf seinen Schläger weg, zerstörte dabei einen Bildschirm in der Nähe des Tisches und bekam vom Schiedsrichter die Rote Karte gezeigt. Der europäische Verband ETTU beriet anschließend sogar über einen Ausschluss Lebruns von dem gesamten Turnier in Linz. Das hätte bedeutet, dass der Olympia-Dritte am Sonntag nicht zusammen mit seinem älteren Bruder Alexis Lebrun das Endspiel im Doppel gegen die beiden Schweden Truls Möregardh und Anton Källberg hätte bestreiten können.
Laut ETTU und einem Bericht der französischen Sportzeitung "L'Equipe" lautet die Entscheidung jedoch: Das EM-Viertelfinale wird nicht als 4:3-Sieg für Duda, sondern als Disqualifikation Lebruns gewertet. Die aktuelle Nummer sieben der Welt verliert alle in Linz erreichten Weltranglisten-Punkte. Und der kaputte Bildschirm wird ihm in Rechnung gestellt.
Ovtcharov mit Machtdemonstration
Der frühere Weltranglistenerste Ovtcharov gewann am Samstagabend in der Runde der letzten acht gegen Teamkollege Patrick Franziska mit einer Machtdemonstration 4:0 (11:3, 11:6, 11:7, 11:8) und wird 17 Jahre nach seiner ersten Einzelmedaille erneut auf dem Treppchen stehen. "Ich glaube, das war eines der besten Spiele von mir in den letzten Jahren. Ich hab gefühlt auf jeden starken Ball von ihm sehr präzise gespielt und keine Fehler gemacht", sagte der Europameister von 2013 und 2015.
Am Sonntag (ab 12.10 Uhr) ermitteln "Dima" und Duda, welcher Deutscher um den EM-Titel spielen darf. Für Felix nahm dessen älterer Bruder Alexis Lebrun am späteren Abend Revanche und den deutschen Titelverteidiger Dang Qiu aus dem Rennen. Der 21-Jährige gewann mit 4:1 (7:11, 11:9, 11:8, 11:6, 13:11) und trifft im zweiten Halbfinale auf den schwedischen Olympiazweiten Truls Möregardh.
Mittelham überragend ins Halbfinale
Zuvor hatte Mittelham bei ihrem Comeback nach dem bitteren Olympia-Aus geglänzt. Die EM-Zweite von 2022 besiegte im deutschen Viertelfinal-Duell Yuan Wan mit 4:1. "Vor dem Turnier habe ich damit geliebäugelt, eine Medaille mitzunehmen", sagte die 27-Jährige, die in Paris nach einer Bandscheibenverletzung früh ausgeschieden war: "Ich bin stolz darauf, dass ich das nun geschafft habe, denn der Weg dorthin war hart."
In der Vorschlussrunde (Sonntag ab 10.30 Uhr) kommt es zur Auseinandersetzung mit Lokalmatadorin Sofia Polcanova, die die deutsche Viertelfinalistin Sabine Winter mit 4:1 besiegte. Polcanova, die zuvor mit Robert Gardos im Mixed-Doppel-Halbfinale Franziska/Kaufmann besiegt und am Ende Silber gewonnen hatte, steht zudem im Finale des Damen-Doppelwettbewerbs und hat somit drei Medaillen sicher. Im zweiten Halbfinale trifft die Spanierin Maria Xiao auf Polcanovas Doppel-Partnerin Bernadette Szocs.