Pokal in Neu-Ulm Final Four im Tischtennis - mehr Weltklasse geht kaum
Im deutschen Tischtennis-Pokal steht das Finalturnier der Männer an. In Neu-Ulm ist mit Ausnahme der Chinesen quasi die gesamte Weltelite am Start.
Dass es zu einer national deklarierten Tischtennis-Veranstaltung kommt und Rekordeuropameister Timo Boll nicht zwingend als erster Name genannt wird, erscheint im Normalfall schon etwas bemerkenswert. Doch beim Final Four des deutschen Tischtennis-Pokals am Sonntag (08.01.2023) wird es so sein: Denn dort spielt mit Ausnahme der Chinesen die komplette Weltelite mit.
Düsseldorfs Trainer Heister: "Absolutes Top-Event"
Da ist der Weltranglisten-15. Boll, seit Jahrzehnten einer der herausragenden Akteure der Sportart, fast schon "Außenseiter". Klar: Es ist ein Mannschaftswettbewerb und mit dem aktuellen deutschen Meister, Borussia Düsseldorf, sollte man immer rechnen. Schließlich ist der Klub aus der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens auch Rekordpokalsieger mit 27 Titeln.
Sein Vorgesetzter in Düsseldorf, Trainer Danny Heister, spricht gegenüber der Sportschau von einem "Top-Event auf Top-Niveau". Das liegt auch an der Borussia, die unter anderem mit Boll, dem Weltranglisten-Zehnten und aktuellen Europameister Dang Qiu sowie dem besten Liga-Spieler der vergangenen zwei Saisons, Anton Källberg, antreten wird.
Titelverteidiger Saarbrücken gegen Düsseldorf
Aber noch mehr daran, dass in der deutschen Liga aktuell wohl die besten Spieler außerhalb Chinas zu finden sind. Denn auch der 1. FC Saarbrücken sowie der finanzstarke TTC Neu-Ulm bieten ein Weltklasse-Team auf. Saarbrücken ist der Titelverteidiger und muss sich im Halbfinale um 11 Uhr mit den Düsseldorfern messen.
Dann treffen die zwei Klubs aufeinander, die über Jahre zuletzt das deutsche Tischtennis dominiert haben. Und der Kader der Saarländer steht dem der Düsseldorfer kaum nach. Mit dem Slowenen Darko Jorgic und Nationalspieler Patrick Franziska bietet der 1. FC immerhin die Nummer neun und 13 der Weltrangliste auf – das ist in der Spitze ein bischen besser als die Düsseldorfer.
Neu-Ulm mit bester Mannschaft
Doch der eigentliche Top-Favorit auf den Titel heißt eindeutig TTC Neu-Ulm. Der relativ neue und finanzstarke Klub hat quasi ein Heimspiel - findet das Final Four doch in der eigenen Halle statt. "Ich denke, wenn Timo Boll dabei ist, werden die Zuschauer nicht gegen ihn sein", erklärte Düsseldorfs Coach. Dennoch kennen die Neu-Ulmer die Halle durch die Liga.
Mit Truls Moregard, Lin Yun-Ju und Dimitrij Ovtcharov stehen für den TTC Neu-Ulm zudem die Nummer fünf, acht und elf des weltweiten Rankings am Tisch – quasi eine nicht-chinesische Weltauswahl. Für den Verein spielt zudem noch Tomokazu Harimoto, die Nummer vier weltweit.
Der Japaner hat allerdings nur eine Spielberechtigung für die Champions League, wird aber am Sonntag das Geschehen in der Halle von der Tribüne verfolgen. Es ist auch ohne Harimoto auf dem Papier die beste Mannschaft Europas – vielleicht sogar weltweit. Das sieht auch Heister so: "Neu-Ulm ist eine Mega-Mannschaft. Aber daran denke ich noch nicht. Wir müssen uns erstmal gegen Saarbrücken beweisen."
Außenseiter Ochsenhausen will überraschen
Durch die räumliche Nähe dürfte das Gros des Publikums zudem eher auf der Seite des Ebner-Klubs aus dem Süden sein. Wäre da nicht der andere Lokalmatador: Denn auch die TTF Liebherr Ochsenhausen kommt aus der Nähe. 45 Kilometer sind es bis zur Halle in Neu-Ulm für den Klub.
Dennoch erscheint der Klub hinter den großen drei als Außenseiter, liegt in der Bundesliga aber auf Platz drei nur knapp hinter Saarbrücken. Spitzenspieler ist Frankreichs Simon Gauzy, der schon oft bewiesen hat, die Allerbesten schlagen zu können. Bitter für die TTF: Auf ihren Spitzenspieler Kanak Jha müssen sie verzichten, der US-Amerikaner wurde nach drei verpassten Dopingtests gesperrt.
Tischtennis-Fest für die Fans
Europameister Dang Qiu betonte im Sportschau-Interview: "Es sind fast alle Top-Spieler da außer die Chinesen. Es wird spannend wie noch nie." Einen Gewinner dieses herausragend besetzten Turniers, fernab vom sportlichen Erfolg oder Misserfolg, kennt man in jedem Fall bereits: die Fans.
Ein Niveau wie beim Final Four sehen sie sonst nur bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Die Halle ist mit 5.000 Zuschauern bereits ausverkauft. Das bedeutet zudem einen neuen Zuschauerrekord, der erst 2020 bei der letzten Austragung mit Zuschauern vor der Corona-Pandemie mit 4.600 Fans aufgestellt wurde.
Wer nicht live dabei ist, kann sich eine Zusammenfassung abends in der Sportschau am Sonntag anschauen. Egal, ob vor dem TV oder live in der Halle, eines ist laut Qiu sicher: "Es wird ein sehr geiler Tischtennis-Tag. Das macht viel Spaß und da geht es richtig ab!"