Blitzschach-WM in New York Carlsen widerspricht Betrugsvorwürfen
Das Finale der Blitzschach-WM in New York zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi endete mit einem Remis - es war ein Aufreger. Ein Konkurrent witterte Betrug. Dieser Deutung widerspricht Carlsen.
"Ich habe in meiner Karriere noch nie ein Unentschieden im Voraus vereinbart", schrieb er auf "X" und nahm Bezug auf ein Video. Darin ist zu sehen und zu hören, wie sich Carlsen mit seinem Gegner Jan Nepomnjaschtschi aus Russland über den Ausgang der Partie sowie einen Vorschlag an den Dachverband FIDE unterhält. Er sagte: "Wenn sie sich weigern, dann können wir einfach kurze Remis spielen, bis sie aufgeben."
Carlsen: "Schlechter Scherz"
Später schrieb er dazu: "Im Video mache ich mit Jan Witze. Das war offensichtlich kein Versuch, die FIDE zu beeinflussen." Der Inhalt des Gesprächs sei ein "schlechter Scherz" gewesen, so Carlsen weiter: "Ich denke, das Spiel selbst hat zwei Spieler gezeigt, die Schach auf hohem Niveau spielen, die ebenbürtig sind und beide einen Sieg verdient haben."
"Sind beide müde und nervös"
Erst beim Stand von 3,5 zu 3,5 sei Carlsen laut Angaben des Verbands aufgestanden und habe seinem Gegner öffentlich vorgeschlagen, nicht mehr weiterzuspielen. Der Hauptschiedsrichter akzeptierte dies, nachdem zuvor auch FIDE-Präsident Arkadi Dworkowitsch zugestimmt hatte. Er ist in seiner Position gemäß den Turnierbestimmungen dazu befugt, bei unvorhergesehenen Fällen eine Entscheidung treffen.
Titelverteidiger Carlsen teilt sich nun den Titel mit Nepomnjaschtschi. Beim 3,5 zu 3,5 gewannen beide Spieler je zweimal, drei Partien endeten mit einem Remis.
"Wir sind beide müde und nervös. Einigen Leuten wird es gefallen, anderen nicht. So ist das nun mal", kommentierte der 34 Jahre alte Carlsen den ungewöhnlichen Ausgang.
Niemann mit harscher Kritik
"Die Schach-Welt ist offiziell ein Witz", schrieb Carlsens Intimfeind Hans Niemann aus den USA bei "X". Niemann, der im Viertelfinale gegen Carlsen verloren hatte, reagierte entrüstet. "Ich kann nicht glauben, dass der offizielle Schach-Verband von einem einzigen Spieler kontrolliert wird, und das zum zweiten Mal in einer Woche. Es kann nur einen Weltmeister geben", schrieb der 21-Jährige.
Carlsen tritt wieder in Jeans an
Auch am Schlusstag war Carlsen, der Nepomnjaschtschi bei der herkömmlichen Schach-WM 2021 klar besiegt hatte, wieder in Jeans angetreten. Zuvor hatte es eine Auseinandersetzung mit dem Weltverband FIDE um die Kleiderordnung gegeben. Letztlich entschied der Verband, dass die offizielle Kleiderordnung weiter einzuhalten sei, "aber elegante kleine Abweichungen (zu denen insbesondere eine zur Jacke passende Jeans gehören kann) sind erlaubt".
Brisantes Duell gegen Niemann gewonnen
Auf dem Weg ins Endspiel hatte Carlsen im Viertelfinale das brisante Duell gegen den Amerikaner Hans Niemann gewonnen. Carlsen hatte vor der Partie über Niemann gesagt, der 21-Jährige sei natürlich nicht sein Lieblingsgegner.
Carlsen hatte vor zwei Jahren Betrugsvorwürfe geäußert, der folgende Rechtsstreit mit Niemann wurde erst ein Jahr später beendet. Nach Carlsens Sieg am Silvestertag gaben sich die beiden Kontrahenten flüchtig die Hand, der Weltranglisten-Erste schaute schnell zur Seite.