Torschütze gegen Milan Bayers Boniface - Freigeist im Leverkusener Team-Universum
Victor Boniface war der Mann des Abends beim Sieg von Bayer 04 Leverkusen in der Champions League gegen den AC Mailand.
Victor Boniface hatte es an diesem Dienstagabend (1.10.2024) offenbar eilig. Während seine Kollegen von Bayer 04 Leverkusen nach dem hart erkämpften 1:0 (0:0) gegen den AC Mailand in der Champions League noch in verschwitzten Trikots in den Katakomben der Arena Interviews gaben oder sich so langsam auf dem Weg in die Umkleidekabine machten, war der 23-Jährige bereits wieder für das Privatleben präpariert.
Mit Handy am Ohr suchte er seine Familie und Freunde, die den Matchwinner des Spiels ein paar Meter weiter bereits freudig erwarteten. Der Angreifer der Werkself hatte schließlich Grund zum Feiern, sein (Abstauber-) Treffer ebnete seinem Team den zweiten Sieg im zweiten Spiel in der europäischen Königsklasse.
"Das war sehr seriös und erwachsen", sagte Trainer Xabi Alonso, der nach dieser Partie außergewöhnlich gut gelaunt war. "Weil es immer sehr schwierig ist, gegen italienische Mannschaften zu spielen."
Boniface mit enormer Wucht
Boniface hatte mit seinem Treffer den Unterschied zwischen zwei Gegnern auf Augenhöhe gemacht. Dabei hatte er die Nerven seiner Teamkollegen in den 90 Minuten aber auch ein ums andere Mal arg strapaziert.
Der Nigerianer dribbelte, wenn er eigentlich hätte abspielen müssen, versuchte Beinschüsse, wenn ein Torabschluss womöglich viel mehr Aussicht auf Erfolg gehabt hätte. Er übersah auch schon mal einen Mitspieler, wenn ihn die Magie des Torerzielens übermannte.
Das Fazit über den Angreifer blieb trotz dieser Versäumnisse aber äußerst positiv. Weil er es war, der die durchweg hünenhaften Abwehrspieler aus Mailand mit seiner enormen Wucht und seiner Spielfreude an die körperlichen Grenzen brachte.
Boniface reiht sich ein
"Es war ein Tor von einem Stürmer. Am Ende hat er es sehr gut gemacht. Wir kennen ihn, wir verstehen ihn, wir supporten ihn. Er hat so viele Qualitäten, gerade in kleinen Räumen", sagte Alonso mit einem Lächeln über seinen Angreifer. "Und manchmal müssen wir ihm noch helfen, damit er die freien Räume auf den Außenbahnen erkennt. Aber er er kann ein Spieler wie Didier Drogba werden, der ein ganz Großer war."
Boniface ist ein Freigeist innerhalb eines bestens funktionierenden und genauestens abgestimmten Leverkusener Team-Universums. So wie einst Jay-Jay Okocha bei Eintracht Frankfurt, Arjen Robben beim FC Bayern oder aktuell Vincenzo Grifo beim SC Freiburg. Allesamt Spieler, die über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen und die diese im Sinne des Teams einbringen sollen.
Mit Abwehrarbeit viel Anerkennung erarbeitet
Dafür dürfen sie auch einen Fehler mehr als andere machen, dafür halten ihnen ihre Mitspieler häufig den Rücken frei. "Das ist Boni, so wie er ist. Deswegen ist er beliebt in der Mannschaft. Er hat Spaß am Fußball", sagt Granit Xhaka über die individuelle Spielweise des Stürmers. Und der Bayer-Kapitän vergisst dabei nicht, einen wichtigen Hinweis zu geben. "Man darf nicht vergessen, wie viel er für die Mannschaft arbeitet."
Denn auch das ist Boniface: Er scheut keine defensiven Zweikämpfe, verfolgt die gegnerischen Verteidiger schonungslos, die sich mit in den Angriff einschalten. Er unterstützt die Bayer-Defensive, so oft er kann.
Spieler wie Robben mussten das erst im Laufe ihrer langen Karriere lernen. Erst danach erhielten sie die volle Anerkennung innerhalb des Teams. Boniface hat diesen Teil des Spiels bereits in seinen jungen Jahren verinnerlicht.
Auf diese Weise hat sich Boniface gegen seinen Stürmerkollegen Patrik Schick als Stürmer Nummer eins durchgesetzt. Und glaubt man Alonso, wird die Karriere des jungen Nigerianers wohl irgendwann bei einem europäischen Topklub weitergehen.