2. Bundesliga Teamcheck Preußen Münster - Zurück mit Mini-Etat und Teamspirit
Mit einem Mini-Etat aber einem großen Teamgeist will Aufsteiger SC Preußen Münster nach 33 Jahren Abstinenz die Rückkehr in die 2. Bundesliga angehen.
Nach vielen Jahren der Unterklassigkeit sind die Herausforderungen enorm: Der Etat ist der kleinste der Liga, der Um- und Neubau des maroden Stadions erfordert in den kommenden Jahren einen großen Kraftakt und der erfolgreiche Sportchef Peter Niemeyer verließ den Klub gen Bremen. Doch nach dem sensationellen Durchmarsch in der vergangenen Saison scheint der Weg für große Ziele geebnet.
So lief die letzte Saison
Als der Aufsteiger nach der Winterpause als Tabellendreizehnter in die zweite Saisonhälfte startete, hatten wohl nur die kühnsten Optimisten mit dem gerechnet, was da kommen sollte. Mit 18 Punkten Rückstand auf Tabellenplatz zwei sprach niemand von einem Durchmarsch in die 2. Bundesliga.
Nur vier Monate später war der Traum zur Realität geworden - und ganz Münster stand Kopf. Dank einer zwischenzeitlichen Serie von 12 Partien ohne Niederlage und sieben Siegen in Folge holte das Team von Trainer Sascha Hildmann Punkt um Punkt auf und machte am letzten Spieltag mit einem 2:0-Erfolg gegen die SpVgg Unterhaching die Zweitliga-Rückkehr nach 33 Jahren perfekt.
Neuzugänge und Abgänge
Unter den Abgängen finden sich vornehmlich Spieler, die aufgrund des Alters am Leistungszenit stehen - wie etwa Torwart Maximilian Schultze Niehues (35), Dennis Grote (37) und Alexander Hahn (31) - außerdem Ergänzungsspieler der Drittligasaison - wie etwa Stürmer Domik Stecyk oder die Mittelfeldspieler Darius Ghindovean und Shaibou Oubeyapwa.
Die einzige Ausnahme bildet Linksverteidiger Benjamin Böckle, der als Leihspieler von Fortuna Düsseldorf kam, zur Stammkraft wuchs und künftig für Rapid Wien kicken wird.
Ebenfalls ausgeliehen, aber von Bayern München nun fest verpflichtet, ist Torwart Johannes Schenk (21), der vergangene Saison bereits einige Partien anstelle des Stammkeepers Schultze Niehues absolvierte. Er bildet mit den neu verpflichteten Torhütern Morten Behrens (27/Darmstadt) und Marian Kirsch (20/BVB II) das neue Torwart-Trio des SCP.
Zweitligaerfahrungen haben die drei neuen Offensivkräfte Charalambos Makridis (27/Osnabrück), Joshua Mees (28/Kiel) und Etienne Amenyido (26/St. Pauli). Mit Jorrit Hendrix (29/Western Sydney Wanderers) steht Trainer Hildmann sogar ein Mann mit Champions-League-Erfahrung (15 CL-Spiele für die PSV Eindhoven) zur Verfügung.
Ein Mann mit CL-Erfahrung: Jorrit Hendrix
Der erfahrene Mittelfeldmann aus den Niederlanden kickte 2022 ein Jahr lang für Fortuna Düsseldorf, kennt die 2. Liga also, und "wird seine Mitspieler bessermachen, was ihn für uns besonders wertvoll macht", wie Ole Kittner bei der Bekanntgabe des Transfers hervorhob. Zudem wurden nach dem Abgang von Böckle mit Mikkel Kirkeskov (32/Kiel) und Luca Boley (21/Mannheim) zwei Neue für die Linksverteidiger-Position geholt.
Innenverteidiger Torge Paetow (28) überzeugte die vergangenen Jahre bei Drittligist SC Verl und soll nun die Preußen-Defensive festigen. Die drei jungen Spieler Jakob Korte (21/Preußen II), Lukas Frenkert (23/Bocholt) und Marvin Benjamins (21/Meppen) komplettieren den Kader, der schon gut zusammengewachsen ist.
"Die neuen Spieler gehören schon perfekt dazu, so als wären sie nie woanders gewesen", freute sich Coach Sascha Hildmann während des Trainingslagers - wenngleich es während der Vorbereitung in Ankum auch einen dicken Wermutstropfen gab.
Sebastian Mrowca zog sich einen Riss der Achillessehne zu und wird mehrere Monate fehlen. "Das ist eine Nachricht, die uns sehr trifft", sagte Münsters Geschäftsführer Sport Ole Kittner. Mrowca sei "ein zentraler Ankerpunkt" im Spiel der Westfalen und, wie Hildmann ergänzt, ein "absoluter Führungsspieler".
Ziele in der neuen Saison
Erneut geht Münster als Underdog in die Saison, dieses Mal eine Klasse höher. Als Neuling mit dem geringsten Etat der Zweitligaklubs, kann das Tiel nur "Klassenerhalt" lauten. Doch der Marktwert der Mannschaft spielte schon vergangenes Jahr eine untergeordnete Rolle.
So setzen Verein und Trainer auch im Unterhaus der Bundesliga auf ein funktionierendes Team um Kapitän Marc Lorenz (36), das bereits in der 3. Liga mehr und mehr zusammenwuchs und immer erfolgreicher wurde. "Ich wünsche mir so etwas auch für dieses Jahr, dass wir so eng zusammenwachsen, echte Freunde werden, und dann gemeinsam durch die 2. Liga ziehen", sagt Hildmann.
In den Testspielen gegen unterklassige Teams funktionierten viele Abläufe bereits gut, wie etwa beim 3:0 gegen Drittliga-Absteiger MSV Duisburg und beim 4:0 gegen Regionalliga-Aufsteiger Sportfreunde Lotte. Auch beim 0:0 gegen den niederländischen Erstligisten Hercales Almelo war das Hildmann-Team spielbestimmend, vergaß jedoch die Überlegenheit in Tore umzumünzen.
Der Trainer
Bei seinem Dienstantritt im Januar 2020 übernahm Hildmann den Posten des Cheftrainers beim damals angeschlagenen Drittligisten. Trotz einer Steigerung unter Hildmanns Führung mit einer ausgeglichenen Bilanz (jeweils sechs Siege, Remis und Niederlagen) mussten die Preußen den Gang in die Viertklassigkeit antreten.
Trainer Sascha Hildmann (Preußen Münster)
In der Folge gelang es dem gebürtigen Pfälzer mit seinem Trainerteam, die Mannschaft stetig zu entwickeln. Die akribische Arbeit des ruhig und entspannt wirkenden Cheftrainers trägt nun erneut mit dem zweiten Aufstieg in Folge seine Früchte.
Ex-Sportchef Peter Niemeyer (r.) und sein Nachfolger Ole Kittner.
Die Erfolgsgeschichte des SCP prägte Peter Niemeyer entscheidend mit. Seit Juli 2020 fungierte er als Sportchef in Münster, nun folgte er dem Lockruf des Bundesligisten Werder Bremen und wechselte im Juni an die Weser. Der Klub wählte für die Neubesetzung des Postens eine Lösung aus den eigenen Reihen: Ole Kittner, zuletzt Geschäftsführer Marketing, Strategie und Kommunikation, hatte mit Niemeyer bereits eng zusammengearbeitet und wird nun dessen Aufgaben übernehmen.
Hildmann indes will noch möglichst lange in Münster bleiben. "Ich mag die Menschen, die Fans und den Verein sehr", sagte er jüngst in einem Interview mit der "Münsterschen Zeitung". "Ich will das Team noch weiterentwickeln", so der Coach und fügt an: "Ein Traum von mir ist, dass die neue Spielstätte fertig steht und ich immer noch Trainer bin. Das wäre Weltklasse!"
Das Stadion
Das wäre dann mindestens bis Sommer 2027, denn bis dahin soll das neue Stadion an der Hammer Straße mit knapp 19.400 überdachten Plätzen fertig sein. Doch zunächst gilt es, die altehrwürdige aber in die Jahre gekommende Arena (von den Fans liebevoll "Antik-Arena" geenannt), die 1926 erbaut wurde, zweitligatauglich zu machen. Und da gibt es enorm viel zu tun.
Erweiterung des Fassungsvermögens von knapp 12.000 auf 15.000 Zuschauer, Torlinientechnologie, Nachrüstungen beim Flutlicht und im Medienbereich, und, und, und... - derzeit laufen die Vorbereitungen des maroden Stadions für die 2. Bundesliga auf Hochtouren. Die Preußen starten am 4. August mit einem Auswärtspiel in Fürth (13.30 Uhr), doch spätestens am 11. August muss für das Heimspiel gegen Hannover 96 Punkt 13.30 Uhr alles fertig sein.
Das Preußenstadion im Mai 2024.
Peu à peu soll das Stadion im laufenden Betrieb in den folgenden Jahren zu einem modernen Schmuckstück umgebaut werden. Im September 2022 machte der Rat der Stadt Münster mit seinem einstimmigen Beschluss für die Sanierung endgültig den Weg dafür frei. Die schon weit gediehenen Planungen waren wohl auch verantwortlich dafür, dass die Deutsche Fußball Liga die Spielstätte für die 2. Bundesliga genehmigte - versehen mit Auflagen und Fristen.
Diese zu erfüllen "wird uns finanziell, personell und organisatorisch alles abverlangen", erklärte Dr. Markus Sass, Geschäftsführer für Stadion, Finanzen und Organisation bei den Preußen, unlängst gegenüber "Antenne Münster".