2. Bundesliga Teamcheck Fortuna Düsseldorf - die Bundesliga bleibt das Ziel
Nach dem Relegations-Drama gegen den VfL Bochum und dem verpassten Aufstieg in die Bundesliga will Fortuna Düsseldorf wieder oben angreifen. Doch die Konkurrenz ist groß.
Die letzten Tränen über den Nicht-Aufstieg sind getrocknet, nun wird neuer Anlauf genommen: Nach den Plätzen zehn, vier und drei peilt Fortuna Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune in seiner vierten Saison bei den Rheinländern erneut den Aufstieg an. Als Favorit sieht sich der Klub aber nicht.
So lief die letzte Saison
Bis zum Relegations-Rückspiel gegen den VfL Bochum lief die Saison nahezu perfekt für die Fortuna. Nach Platz vier in der Hinrunde kassierten die Düsseldorfer am 20. Spieltag mit einem 3:4 beim SC Paderborn ihre letzte Niederlage in der Liga, anschließend blieben sie 14 Partien in Folge unbesiegt. Mit einem 3:1 in Kaiserslautern am 27. Spieltag sprang Fortuna auf Platz drei und gab diesen bis Saisonende nicht mehr her.
Nach dem klaren 3:0-Erfolg im Relegations-Hinspiel beim Bundesligisten Bochum, der auch hätte höher ausfallen können, war in Düsseldorf alles bereit für die große Aufstiegsparty. Dock im Rückspiel wirkten die Rot-Weißen wie gelähmt. Bochum holte den Rückstand auf und setzte sich schließlich im Elfmeterschießen durch - der bittere Abschluss einer guten Saison, in der Düsseldorf im DFB-Pokal erst im Halbfinale beim späteren Sieger Bayer Leverkusen ausschied.
Neuzugänge und Abgänge
Christos Tzolis mit der Torjäger-Kanone.
Der Ausnahmespieler ist weg: Christos Tzolis. Mit 22 erzielten Treffern teilte sich der der Grieche die Torjäger-Kanone mit Haris Tabakovic (Hertha) sowie Robert Glatzel (HSV) und war gemeinsam mit Glatzel auch der beste Scorer (31) der Liga. Der 22 Jahre alte Linksaußen wird wohl nicht adäquat zu ersetzen sein, bescherte der Fortuna aber viel Geld: Der Klub zog bei der Leihgabe von Norwich City für 3,5 Millionen Euro die Kaufoption und verkaufte ihn Medienberichten zufolge für 6 Millionen Euro nach Brügge weiter. Weh tut auch der Abgang von Yannik Engelhardt. Der nach nur einer bärenstarken Saison nach Italien zu Erstliga-Aufsteiger Como wechselt. Immerhin spült auch er einige Millionen in die Düsseldorfer Kasse - die gesamte Ablösesumme soll 8 Millionen Euro betragen, von denen aber ein Teil noch an Engelhardts Ex-Klub Freiburg gehen soll.
Verschmerzbar sind dagegen die Abgänge der Winter-Leihgaben Marlon Mustapha und Christopher Daferner sowie der Ersatz-Torhüter Karol Niemczycki und Dennis Gorka. Als Ersatz hat Fortuna die Keeper Florian Schock (VfB Stuttgart) und Robert Kwasigroch (Hertha) verpflichtet, die sich aber voraussichtlich hinter Stammtorhüter Florian Kastenmaier einreihen müssen. Mittefeldspieler Isak Johannesson spielte eine starke Saison in Düsseldorf und wurde vom FC Kopenhagen nach der Leihe fest verpflichtet.
Für die Tzolis-Position wurde Tim Rossmann vom Karlsruher SC verpflichtet, für das offensive Mittelfeld kommt Danny Schmidt vom FSV Mainz II. Mit Dzenan Pejcinovic (Angriff/VfL Wolfsburg) und Noah Mbamba (Mittelfeld/Bayer Leverkusen) hat Düsseldorf zwei große Talente ausgeliehen, die bei ihren Stammklubs kaum Spielzeit erhalten würden. Zudem wurde U19-Spieler Karim Affo (Rechtsaußen) mit einem Profi-Vertrag ausgestattet.
Komplett ist der Kader noch nicht, das Transferfenster ist bis zum 30. August geöffnet. Mindestens ein weiterer Mittelstürmer wird gesucht und auch in der Außenverteidigung wird sich noch etwas tun. Auf Seite der Abgänge gibt es wieder einmal Spekulationen um Ao Tanaka. Der Vertrag des Japaners läuft im nächsten Sommer aus.
Ziele in der neuen Saison
Klaus Allofs mit Torwart Florian Kastenmaier.
Nach dem hauchdünn verpassten Aufstieg bleibt die Bundesliga weiter das Ziel des Klubs - allerdings ist die Konkurrenz groß und es soll nichts über das Knie gebrochen werden. "Wir werden vom Budget her nur die Nummer sechs oder sieben der Liga sein", sagte Sport-Vorstand Klaus Allofs der "Rheinischen Post". Man wolle aufsteigen, müsse aber Geduld haben.
Ziel müsse sein, im Falle eines Aufstiegs gut gerüstet zu sein, "damit wir im darauffolgenden Jahr nicht zu denen gehören, die direkt wieder absteigen." Bis auf den schmerzvollen Verlust von Christos Tzolis hat Fortuna seinen Kader weitgehend zusammengehalten und verfügt über ein eingespieltes Team. In der Vorbereitung präsentierte sich Düsseldorf in guter Form, der Kampf um einen Platz unter den ersten Drei wird aber wieder sehr hart. "Wir werden wie in der vergangenen Saison nicht der logische Aufstiegsfavorit sein", so Allofs.
Grundsätzlich möchte der Klub "aussichtsreich mit dabei sein, wenn es auf die Zielgerade geht", teilte der Verein dem WDR mit. Für ein konkretes Saisonziel sei es aber noch zu früh.
Der Trainer
Daniel Thioune mit seinem Spieler Matthias Zimmermann.
Daniel Thioune ist seit Februar 2022 Trainer von Fortuna Düsseldorf und hat die Mannschaft konstant nach vorne gebracht. In seiner ersten Halbserie führte der 50-Jährige den vom Abstieg bedrohten Klub sicher zum Klassenerhalt, in seiner ersten kompletten Saison wurden die Rheinländer Vierter. Nun schrammte Düsseldorf als Dritter knapp am Aufstieg vorbei.
Thioune hat nachgewiesen, dass er Spieler entwickeln kann, und auch die Mannschaft als Ganzes ist taktisch variabler geworden. Thioune gilt zudem als "Spielerflüsterer". "Daniel hat von der ersten Sekunde an mich geglaubt. Ich hatte noch nie einen Trainer, der so auf mich gesetzt hat. Ich schätze ihn wirklich sehr - als Coach und auch als Mensch", sagte etwa Tzolis, dessen Leistung nach seinem Wechsel nach Düsseldorf explodierte.