Zu sehen ist eine beschädigte Glaseingangstüre einer Sportstätte

WDR-Sport Mausefallen, Legionellen und Asbest: So marode sind Kölns Sportstätten

Stand: 15.01.2025 17:23 Uhr

Schon jetzt sind viele Sportstätten in Köln marode. Deshalb wehren sich der Stadtsportbund und die Sportvereine in Köln gegen die angekündigten Kürzungspläne der Stadt. Sollten, wie angekündigt, Fördergelder über rund 20 Millionen Euro wegfallen, drohe ein Verfall der Sportinfrastruktur in Köln.

Von Martin Heuchel

Für Gereon Schultze ist der Gang durch die Halle am Kölner Südstadion ein Realitätscheck. Von 70er-Jahre-Charme kann nur zynisch die Rede sein: Mausefallen reihen sich unter den Taktiktafeln im Trainerzimmer auf, die Deckenverkleidung ist an vielen Stellen unvollständig, im Kabinengang fehlt der Bodenbelag.

Arrangement mit dem Verfall

Zusehen ist eine kaputte Decke in einem Fitness-Bereich einer Halle

Kaputte Decke im Fitness-Bereich einer Halle

"Wir kennen das nicht anders", sagt der Leiter der Geschäftsstelle von Fortuna Köln, er sei nach vielen Jahren im Verein "desillusioniert", was den Zustand der Halle angeht. Genutzt wird die Halle von den Fuß- und Handballern von Fortuna Köln, aber auch Schulklassen und Hockey- oder Badmintonvereinen.

Wir hatten schon mit Legionellen zutun, mit Asbest. Dass mal ein Rohr platzt oder Wasser eintritt bei Starkregen und hier alles unter Wasser steht.

Gereon Schultze, Leiter der Geschäftsstelle von Fortuna Köln

Jetzt im Winter sind die Räumlichkeiten fast im Dauerbetrieb. Die Nutzung sei aber bedenklich und werde immer wieder gestört. Dazu kommt die Schädlingsplage. 2018 sollte die Halle einer neuen Mehrzweckhalle weichen, passiert ist nichts.

Allianz Kölner Sport wehrt sich gegen Kürzungen

Zusehen ist ein Gruppenfoto der Allianz Kölner Sport beim Pressetermin

Die Allianz Kölner Sport beim Pressetermin

Wenige Meter weiter trafen sich Mittwochvormittag der Kölner Sportbund und zahlreiche Sportvereine im Vereinsheim von Fortuna Köln. Schon vor Jahren haben sich in Köln kleine und große Vereine zur Allianz Kölner Sport zusammengeschlossen. Am Mittwoch wollten sie auf ihre Situation aufmerksam machen.

Denn statt Investitionen plant die Stadt Köln Kürzungen von rund 20 Millionen Euro im nächsten Haushalt. "So wird die Sportstadt zur Sportwüste", schrieb die Allianz in einem offenen Brief an die Stadt und fordert eine Rücknahme der Kürzungspläne. "Was jetzt schon marode ist, wird dadurch zwangsläufig ganz geschlossen", fürchtet Anja Hogrefe von der Sportjugend Köln.

Dann werde es schwierig, das bestehende Angebot aufrechtzuerhalten. Dabei würden die meisten Vereine gerne ihr Angebot ausbauen. Viele führen lange Wartelisten mit interessierten Sportlerinnen und Sportlern, die sie derzeit nicht unterbringen können.

Stadt Köln muss sparen

Zusehen ist ein Trakt, indem der Boden fehlt

Fehlender Bodenbelag im Umkleidekabinentrakt

Die Stadt Köln nahm am Mittwoch gegenüber dem WDR zu den Forderungen der Allianz Kölner Sport Stellung und verwies auf "schwierige finanzielle Zeiten". Ohne die Einsparungen riskiere die Stadt, dass der Haushalt nicht durch die Bezirksregierung genehmigt werden würde oder die Stadt in ein Haushaltssicherungskonzept rutsche.

In beiden Fällen verliere die Stadt seine "Gestaltungsmöglichkeiten". Freiwillige Leistungen wie die Investitionen in die Sportvereine stünden daher "auf dem Prüfstand". Am kommenden Freitag und am 13. Februar 2025 wird der Rat der Stadt Köln über den Haushalt beraten und diesen beschließen.  

In Köln-Poll wird im Februar saniert

Zusehen sind Mäusefallen unter den Taktiktafeln

Aufgestellte Mausefallen unter den Taktiktafeln

Auch Ute Jahn vom Stadtsportbund ist bei der Veranstaltung dabei. Sie ist selbst beim Turnclub Köln-Poll aktiv und hat erlebt, was es heißt, in einer maroden Sportstätte zu trainieren.

Seit September 2023 fehlt in der Halle in Köln-Poll die Hallenbeleuchtung. Schuld daran war eine marode Hallendecke, die abgebaut werden musste. Um auch nach Sonnenuntergang Sport zu machen stellten die Vereinsmitlgieder Stehlampen auf, mittlerweile gibt es eine Notbeleuchtung.

Ein Ende ist in Sicht: Ab dem 10. Februar soll die neue Hallendecke samt Hallenbeleuchtung eingezogen werden. "Dann atme ich ganz tief durch", sagt Ute Jahn, "weil diese ganzen Umlegearbeiten, das war unfassbar viel Arbeit und alles ehrenamtlich in der eigenen Freizeit."

Unsere Quellen:

  • Allianz Kölner Sport
  • Gereon Schultze, Fortuna Köln
  • Ute Jahn, Stadtsportbund Köln
  • WDR-Reporter vor Ort

Darüber bereichtet der WDR am 15. Januar 2025 auch im Radio und im Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln.