WDR-Sport Getötete Basketballer in Oberhausen: Lange Haftstrafen für Angeklagte
Das Landgericht Essen hat Urteile im Prozess um den gewaltsamen Tod von zwei ukrainischen Nachwuchs-Basketballern gesprochen. Zwei der jugendlichen Angeklagten müssen für jeweils zehn Jahre in Jugendhaft – die anderen beiden für achteinhalb Jahre.
Das Urteil erging wegen gemeinschaftlichen Doppelmordes. Einer der Verurteilten hatte die 17 und 18 Jahre alten Sportler im Februar in Oberhausen erstochen. Zum Motiv sagte der vorsitzende Richter, es habe keinen Anlass für die Tat gegeben. Es sei nur um Machtausübung gegangen. Laut einem Gerichtssprecher haben die Täter "Stress gesucht".
Ein fremdenfeindliches Motiv konnte nicht festgestellt werden, hieß es. Die Staatsanwaltschaft war ursprünglich davon ausgegangen, dass die Sportler angegriffen wurden, weil sie aus der Ukraine kamen. Zwei der Verurteilten haben die deutsche und zwei die syrische Staatsangehörigkeit.
In die Urteile seien außerdem weitere Straftaten eingeflossen, hieß es. Die Täter waren wegen Gewaltdelikten bereits polizeibekannt. Die Staatsanwaltschaft hatte neuneinhalb bis zehn Jahre Jugendhaft beantragt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Essener Landgericht sieht kein fremdenfeindliches Motiv
Die zwei jungen Männer aus der Ukraine hatten gemeinsam mit den Angreifern in einem Linienbus gesessen. Die vier Jugendlichen, selbst mit Migrationshintergrund und damals 14 und 15 Jahre alt, planten laut dem Urteil schon während der Fahrt, "Ärger zu provozieren". Einen Anlass hätten die Basketballer ihnen nicht gegeben.
Nach dem Aussteigen am Hauptbahnhof in Oberhausen wurden die Sportler dann angegriffen. Der Haupttäter, ein Deutsch-Türke aus Gelsenkirchen, zog ein Messer und stach auf die beiden ein. Die Opfer erlitten Stichverletzungen in Bauch und Brust. Der eine Jugendliche starb noch am selben Tag im Krankenhaus, der andere zehn Tage später.
Tötung der ukrainischen Basketballer sorgte für Entsetzen
Die Freundin von Artem Kozachenko mit ihrer Mutter und den Eltern des getöteten Nachwuchsbasketballers in Essen
Das Verbrechen löste bundesweit Entsetzen aus. Die zwei jungen Ukrainer waren 2023 vor dem Krieg in das vermeintlich sichere Deutschland geflohen. In Düsseldorf hatten sie Freunde gefunden, sie spielten dort beim Basketballverein ART Giants in der Nachwuchs-Bundesliga. Zum Urteil waren die Eltern eines Opfers, die wieder in der Ukraine leben, und seine Freundin nach Essen gereist. Danach sagten sie, sie würden über den Tod ihres Sohnes niemals hinweg kommen. Auch die Strafe ändere daran nichts.
Da alle Angeklagten noch Jugendliche sind, fand der Prozess komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Landgericht Essen
- Material der Deutschen Presse-Agentur
Über dieses Thema berichteten wir am 02.12.2024 auch im WDR Hörfunk: WDR5 Nachrichten, 16 Uhr.