WDR-Sport EM-Fanmarsch in Köln: Dieser Dudelsack führt die Schotten an
Tausende Schotten marschierten vor dem Spiel gegen Schottland durch Köln zum Stadion. Vorneweg: Ein Dudelsackspieler, der in München berühmt wurde, als er in einer Bar umkippte.
Vor dem Start hielt Chef-Musiker Bob Bell noch mal das Stimmgerät ans Rohr des Dudelsacks. Als die Dudelsack-Spieler der Tartan Army Tausende Schotten beim Fanmarsch zum Stadion führten, sollte es gut klingen.
Dann ging es los - der Marsch begann. Die Dudelsäcke spielten "Scotland the Brave", die inoffizielle schottische Nationalhymne. Die Massen jubelten. "Yeah", schrie einer. Andere stimmten ihr eigenes Lied an. Sie sangen "No Scotland, no Party" zur Melodie der White Stripes. Nichts ertönte hier so oft wie diese Melodie. "No Scotland, no Party".
Die Schottenrock-Dichte ist hoch
Drei Generationen beim Fanmarsch, angereist aus Montrose an der Ostküste Schottlands
Tausende sind es, die zum Fanmarsch gekommen sind, sagte die Polizei Köln. Sie heißen die "Tartan Army". Wegen ihrer Kleidung: Die meisten tragen Kilts mit Tartanmuster. So marschierten sie zum Stadion, wo Schottland gegen die Schweiz ab 21 Uhr spielte. Die Schottenrock-Dichte war extrem hoch hier beim Fanmarsch und auch auf Kölns Straßen in diesen Tagen. Eigentlich gibt es nur zwei Arten von Kleidung: Schottenrock oder blaues Trikot.
"Ein oder zwei getrunken"
Der Partytag hat für viele aus der Tartan Army schon lange vor dem Fanmarsch begonnen. Auch für den Chef-Dudelsackspieler Bell aus Thurso, einer kleinen Stadt ganz oben im Norden von Schottland. "In Schottland sagen wir: 'Ich hab ein oder zwei getrunken'", sagt Bob Bell. Das hat er auch gestern Abend. Bis etwa drei Uhr hätten sie gefeiert, erzählt er.
In München in der Bar umgekippt
Feiern bis in die Puppen. Das gab es auch, als Bell und seine Freunde zum Eröffnungsspiel (Deutschland - Schottland) voriges Wochenende in München waren. Dort spielte Bell abends in einer Bar. Er trank Bier und spielte Dudelsack. Und irgendwann kippte Bell einfach um. Mit dem Dudelsack in der Hand.
Irgendjemand hatte ein Handy in der Hand und filmte. Das Video tauchte bei TikTok, Youtube und Co auf und ging viral. "Danach stand mein Handy nicht mehr still", sagt Bell. Auch seine Frau sah das Video. "Sie hat gelacht und sagte, ich sollte ab jetzt nicht mehr umfallen." So schlimm sei es aber auch nicht gewesen, sagt Bell. Nach einer Minute habe er wieder gestanden und weitergespielt.
Bob Bell und die Dudelsackspieler beim Fanmarsch
Immer weiterspielen. Das wollten die etwa 20 Dudelsackspieler, die den Fanmarsch anführten, am Abend auch. Bis sie am Stadion sind - und dann auch im Stadion. Die Uefa hat Dudelsäcke dort offiziell erlaubt. Und auch am Dom spielten Bob Bell und einige andere mit ihren Dudelsäcken am Mittwochnachmittag: mit der Kölner Kultband Kasalla. Bei einem spontanen Konzert für Fußballfans.
Dudelsack im Wohnmobil: "Ganz schön laut"
Nach Köln gekommen ist Bob Bell im Wohnmobil mit seinen Kumpels. Von Schottland ging es mit der Fähre über Frankreich, nach München. Während die Männer feiern, ist das Wohnmobil am Stadtrand geparkt. Auch im Wohnmobil hat er den Dudelsack ausgepackt. Die anderen sagen: "Das ist ganz schön laut."
Die "Tartan Army" marschiert durch Köln
Als beim Fanmarsch die Massen singen, sind die Dudelsäcke noch gut zu hören. Aber so richtig laut sind sie nur, wenn man direkt daneben steht. Denn die Massen singen auch laut. Zum Beispiel über ihren Spieler John McGinn. "We've got McGinn, Super John McGinn". John McGinn machte schon auf sich aufmerksam, als er im Quartier der schottischen Nationalmannschaft in Bayern Schuhplattler tanzte.
Zwei Schweizer unter tausenden Schotten
Zwei Schweizer unter Tausenden Schotten
Beim Fanmarsch in Köln ruft derweil einer "Hopp Schwizz!" Zwei Schweizer in roten Trikots haben einen Zug zum "Stadion" genommen und sind in eine Menge von Schotten geraten und dann einfach hinterhergelaufen. Einer von ihnen heißt Adriano. Adriano trinkt Weißwein aus der Flasche. "Weißt Du, warum ich Wein trinke?", fragt er. Die Antwort gibt es gleich hinterher. "Weil es am Bahnhof kein Bier mehr gab." Das hätten die Schotten leer gekauft. Die Schotten zucken mit den Schultern und stoßen mit den Schweizern an. Adriano hatte noch eine Flasche Whisky dabei und an die Schotten verschenkt. So macht man sich Freunde.
Es sind aber auch die Schotten, die auf den Straßen von Köln die Herzen erobern. Sie feiern und singen. Sind friedlich und freundlich. Das sagt auch die Polizei. Als es gestern regnete, begleiteten schottische Fans eine ältere Dame mit Rollator mit dem Regenschirm, damit sie nicht nass wird. Auch dieses Video von Schotten wird geteilt. Es gefällt nicht nur Kölnern.
Wie geht es für Bob Bell und die anderen Musiker nach Köln weiter? Bob Bell sagt, er fährt noch nach Stuttgart - und dann aber wieder nach Hause zu seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Seine Frau und er hätten zusammen beschlossen, dass er auf diesen Fußball-Trip geht. Er will ihr ein schönes Geschenk mitbringen. Auch wegen des Umfallers in München.
Angekommen: Dudelsackspieler Bob Bell am Kölner Stadion
Unsere Quellen:
- Interview mit Bob Bell
- Infos von der Stadt Köln
- Infos von der Polizei Köln