Vorzeitiger Pausenpfiff nach Protesten Nach vorzeitigem Halbzeitpfiff: Hertha bezwingt Magdeburg knapp
Hertha hat ein denkwürdiges Zweitliga-Spiel für sich entschieden, Matchwinner Reese traf dabei doppelt. Fanproteste provozierten einen vorzeitigen Halbzeitpfiff. Nach der Pause wurde das Spiel nicht mit Anstoß, sondern einem Eckball fortgesetzt.
- Nach Fanprotesten kurz vor dem Halbzeitpfiff wurden die Teams vorzeitig in die Kabine geschickt
- Die Nachspielzeit von vier Minuten wurde nach der Pause noch ausgespielt
- Erst danach wechselten die Mannschaften die Seiten
- Magdeburg musste fast eine Stunde in Unterzahl spielen
Fußball-Zweitligist Hertha BSC hat in einer bemerkenswerten Partie den 1. FC Magdeburg mit 3:2 (2:1) geschlagen. Wegen Fan-Protesten beendeten die Mannschaften den ersten Durchgang vorzeitig und ohne vier Minuten Nachspielzeit. Diese wurde erst nach der Pause angehängt.
Die Treffer für die Gastgeber erzielten Fabian Reese (33., 59. Minute) und Palko Dardai (39. Minute). Für die Gäste trafen Baris Atik (22.) und Tobias Müller (51.).
Der Magdeburger Jean Hugonet musste nach einer Notbremse mit der roten Karte vom Platz (37.)
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Reese wieder prägender Akteur
Vor stimmungsvoller Kulisse im Olympiastadion präsentierten sich beide Mannschaften von Beginn an offensivfreudig. Herthas Torhüter Tjark Ernst verschuldete durch einen Aussetzer eine unverhoffte Chance für die Gäste, indem er den anlaufenden Magdeburger Baris Atik anschoss. Ernsts Teamkollege Marton Dardai, der in der Startelf den Vorzug gegenüber Toni Leistner erhalten hatte, konnte den Ball noch aus der Gefahrenzone befördern.
Auf der Gegenseite mussten die Magdeburger Abwehrleute ihrerseits in höchster Not retten: Nach einer Hereingabe von Fabian Reese wehrte erst Daniel Elfadli auf der Linie den Schuss von Palko Dardai ab, danach warf sich der Magdeburger Daniel Heber in den Nachschuss von Marten Winkler – ebenfalls nahe der Torlinie.
So blieb es beim 0:0, aber Hertha hatte nun die Spielkontrolle übernommen. Prägender Akteur war wie schon in der Vorwoche in Fürth Fabian Reese, über den die meisten Offensivaktionen liefen.
Doch bereits nach 22 Minuten war die Überlegenheit der Gastgeber Makulatur: Mit dem Außenrist brachte der Magdeburger Mohammed El Hankouri aus dem Halbfeld einen Pass auf Luca Schuler, der die Kugel an der Strafraumgrenze sofort weiterleitete auf den durchstartenden Atik. Der Kapitän zog direkt ab und vollendete unhaltbar ins lange Eck.
Hertha dreht Partie, Rot für Magdeburg
Hertha tat sich in der Folge schwer, wieder zurück in die Partie zu finden. Es waren zwei Magdeburger Fouls, die dem Spiel die Wendung geben sollten. Zuerst brachte Xavier Amaechi den in den Strafraum dringenden Fabian Reese ungeschickt zu Fall – den fälligen Strafstoß verwandelte dieser zum Ausgleich (33.).
Nicht einmal vier Minuten später grätschte Jean Hugonet den in Richtung Magdeburger Gehäuse stürmenden Jonjoe Kenny um, was Schiedsrichter Florian Exner sofort mit der roten Karte bestrafte. An der rechten Strafraumkante war es überdies eine vielversprechende Freistoßposition für Palko Dardai, der sich die Kugel zurechtlegte. Seinem Schuss hatte Keeper Reimann dann nichts entgegenzusetzen. Dardai schlenzte den Ball scharf in den rechten Winkel zur 2:1-Führung seiner Hertha.
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Proteste und vorzeitgier Halbzeitpfiff
Als die Partie sich dem Halbzeitpfiff zuneigte, flogen von der Ostkurve Tennisbälle aufs Spielfeld, einmal mehr aus Protest der Fanszene gegen die Investoren-Entscheidung der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Nach einer rund siebenminütigen Spielunterbrechung fand Schiedsrichter Exner eine kruiose Lösung: Er pfiff die erste Hälfte vorzeitig ab, und ein fälliger Eckstoß für die Magdeburger sollte nach der Pause nachgeholt werden.
Tatsächlich startete die Partie nach dem Wiederanpfiff nicht mit einem Seitenwechsel: Atik trat auf derselben Spielfeldseite wie vor der Pause zum Eckstoß an (der keine Torgefahr einbringen sollte). Die ausstehenden vier Minuten des ersten Durchgangs wurden noch fertig gespielt, und danach erst die Seiten zum zweiten Durchgang gewechselt.
Die Gäste gleichen aus, Reese zur Stelle
Nur wenig später fiel der Ausgleich. Die Magdeburger konnten an der rechten Strafraumseite unbedrängt kombinieren, Silas Gnaka brachte schließlich die Flanke in den Sechzehner, wo Tobias Müller zum 2:2 einköpfte (51.).
Doch Hertha hatte die Antwort - wieder durch Fabian Reese: Zunächst prüfte Tabakovic aus rund 18 Metern Magdeburgs Torwart Dominik Reimann, der die Kugel unglücklich vor die Füße von Reese abwehrte. Der Aushilfskapitän, der das Amt für den auf der Bank sitzenden Toni Leistner innehatte, traf problemlos zum 3:2 (60.).
Magdeburg bleibt dran
Trotz ihrer Unterzahl blieben die Gäste bis zum Schluss mutig und erarbeiteten sich noch brenzlige Situationen vor dem gegnerischen Strafraum. Doch mit zunehmender Spieldauer schienen die Kräfte zu schwinden, die Hausherren behielten nun die Kontrolle.
Trotzdem schaffte es das Team um Fabian Reese nicht, den Ball zur spielentscheidenden Zwei-Tore-Führung im Kasten unterzubringen. So blieb es spannend bis zum Schluss. In der 90. Minute knallte der Ball sogar noch an die Latte von Tjark Ernsts Gehäuse, nach einen Schuss von Tatsuya Ito. Doch letztlich behielt Hertha die Oberhand - und die drei Punkte in Berlin.
Die Stimmen nach dem Spiel
Pal Dardai (Trainer Hertha BSC): "Wir haben heute die 120 Kontermöglichkeiten nicht benutzt. Hätten wir sie benutzt, gewinnen wir mit 8:2. Wir haben bei so vielen Überzahlsituationen keinen richtigen Abschluss gemacht. Da sieht man, dass wir keine Ballbesitzmannschaft sind."
Fabian Reese (Hertha BSC): "Wir haben das Spiel ein bisschen unnötig spannend gemacht. Aber am Ende des Tages stehen die drei Punkte. (...) Magdeburg hat eine offensive Ausrichtung, sie spielen guten Fußball, aber sie geben uns auch Räume."
Christian Titz (Trainer 1. FC Magdeburg): "Das ist der Grund, warum wir 27 Punkte haben und nicht mehr: dass wir Spiele herschenken. Wir haben 15 Minuten gebraucht, da haben wir nicht gut gespielt, da können wir uns auch nicht über einen Rückstand beschweren. Danach war es ein kontrolliertes Spiel. Wir machen das 1:0, Lucas Schuler muss das 2:0 machen."
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.02.2024, 18:30 Uhr