Dardai Rostock (Imago/Metodi Popow)

Hertha BSC gegen Hansa Rostock Hertha BSC gegen Hansa Rostock: Volle Konzentration im vollen Stadion

Stand: 10.04.2024 18:02 Uhr

Nach 17 Jahren ist Hansa Rostock wieder zu Gast im Olympiastadion. Das Spiel ist als Hochrisikospiel eingestuft. Während Hertha sich auf einen Gegner mit Rückenwind und vielen Fans vorbereitet, muss der Verein auch noch vor der eigenen Tür kehren.

Fünf Fakten zum Spiel

  • Beim letzten Aufeinandertreffen zwischen Hertha BSC und Hansa Rostock im Olympiastadion in 2007 (1:3) stand Pal Dardai noch auf dem Platz
  • Hansa erwartet, dass bis zu 25.000 Fans mit nach Berlin reisen
  • Die Rostocker stehen seit dem 15. Spieltag zum ersten Mal wieder auf einem Nichtabstiegsplatz
  • Haris Tabakovic steht bei 18 Toren nach 28 Spielen, seit Thomas Remark 1981/82 war kein Hertha-Stürmer so erfolgreich
  • Hertha erzielte zwölf Tore nach gegnerischen Ballverlusten, nur Karlsruhe ist in dieser Statistik stärker
Als Hansa Rostock zwei Heimspiele im Berliner Olympiastadion austrug

1995 spielt Hansa Rostock in der Bundesliga. Die Rostocker Heimat war damals wie heute das Ostseestadion. Aber wegen Vergehen der Fans gab es dort eine Platzsperre und Hansa muss ausweichen - ins Olympiastadion. Von Jonas Bürgenermehr

So läuft es sportlich bei Hansa Rostock

Schaut man auf die reinen Zahlen, müsste Hansa Rostock so gut wie abgestiegen sein. 27 geschossene Tore, nur neun davon auswärts - beides sind Liga-Schlusswerte. Die Rostocker haben zudem das zweitschlechteste Torverhältnis und sammelten die zweitmeisten Niederlagen.
 
Allerdings ist Fußball nicht nur ein Statistik-, sondern eben auch ein Mentalitäts- und Ergebnissport. Und wenn die Kogge einmal Wind fängt, dann gibt es kein Aufhalten mehr. Besonders zu Beginn der Saison stand der Luftzug hervorragend. Drei der ersten vier Spiele in dieser Saison wurden gewonnen. Dann wurden in den nächsten 20 Spielen nur 13 Punkte geholt. Der beliebte Trainer Alois Schwartz musste gehen, Mersad Selimbegovic kam. Unter ihm lief es zunächst auch nicht. Es gab laut dem Trainer ein klärendes Gespräch. Die Segel wurden neu ausgerichtet und zuletzt wurden wieder drei von vier Spielen gewonnen.
 
"Selimbegovic ist bei den Fans angekommen, weil er ehrlich ist", sagt Fan-Experte Arvid Langschwager. "Er verspricht keine Dinge, die er nicht halten kann. Und er fordert Grundtugenden ein." Unter Schwartz wurde der Ball im Prinzip nur lang nach vorne geholzt. Trotz eines drohenden Abstiegs und der überschaubaren spielerischen Qualität im Kader will Selimbegovic Fußball spielen lassen. Das klappt besser als gedacht. Vergangene Woche gegen Wiesbaden erzielte die Mannschaft zum ersten Mal in dieser Saison drei Tore und zog die Hessen mit in den Abstiegskampf.

Das bewegt die Fans

Ganz Rostock scheint sich zu freuen, nach 17 Jahren wieder ins Olympiastadion zurückzukehren. "Seit dem Spiel gegen Wiesbaden gibt es kein anderes Gesprächsthema als das Spiel in Berlin. Es wird die größte blau-weiße Invasion geben, die die Hauptstadt je gesehen hat, der Stau auf der A10 wird schon in Rostock anfangen", sagt Langschwager.
 
Der Verein erwartet 22.000 bis 25.000 Auswärts-Fans, offiziell wurden an Gäste-Fans 11.800 Karten verkauft. Auch in den Blöcken neben dem offiziellen Auswärtsbereich haben sich also Rostocker mit Tickets eingedeckt. "Gästefans haben wir empfohlen, im freien Verkauf Tickets für die Blöcke L und 21-23 zu erwerben", teilte Hertha BSC auf rbb|24-Anfrage mit.
 
Die Partie wird als Hochrisikospiel eingestuft. Damit es im Stadion nicht zu Zusammenstößen kommt, wurden zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. "Es werden temporäre Trennvorrichtungen aufgebaut werden. Die Ordneranzahl wird auch an die Sicherheitsbeurteilung des Spiels angepasst", so der Verein.
 
Das insgesamt verfügbare Ticket-Kontingent im Stadion ist mit 'nur' 60.000 Zuschauern ausgeschöpft. Aus Sicherheitsgründen werden also nicht alle Plätze besetzt sein. Denn eigentlich liegt das Fassungsvermögen des Olympiastadions bei knapp 75.000 Fans.

Auf diese Spieler muss Hertha BSC achten

Hansa hat qualitativ einen der schwächeren Kader der Liga. Kein Rostock-Spieler hat mehr als vier Tore geschossen. Die Mannschaft kommt über das Kollektiv und die Mentalität. Weil Anführer wie Ryan Malone und Lukas Fröde den Verein verließen, entstand eine Lücke, in die andere Spieler erst nach und nach reinwachsen konnten. Dennoch hat Hansa auch Spieler, die zocken können und gerade in Form sind.
 
Zwei von ihnen möchte Fan-Experte Langschwager hervorheben: Die Offensiv-Spieler Kai Pröger und Svante Ingelsson. "Kai Pröger ist unberechenbar. Der Vergleich ist etwas hoch gegriffen, aber der passt wie Thomas Müller in kein Schema und hat alle Freiheiten", sagt Langschwager. "Und Ingelsson macht so viele Läufe in die Tiefe. Mit seiner Pferdelunge tut er den Abwehrspielern richtig weh." Beide Spieler trafen gegen Wiesbaden.

Das sagen die Trainer:

Pal Dardai (Hertha BSC): "Ich erwarte einen schweren Gegner, der wenige Räume zulässt. Wir müssen variabel sein und mit unserem Ballbesitz den Gegner locken. Das erste Tor zu schießen, wäre schön für die Kulisse. Das ist ein sehr kompakter Gegner, der das Eins gegen Eins sucht. Ich sehe eine taktisch disziplinierte Mannschaft. Es wird vielleicht ein Geduldsspiel."
 
Mersad Selimbegovic (FC Hansa Rostock): Pressekonferenz fand nach Veröffentlichung des Artikels statt.

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So könnte Hertha spielen

Torwart Tjark Ernst hat wieder mit trainiert und könnte am Freitag in der Startformation stehen. Dardai hat aber weder mit ihm noch mit Marius Gersbeck bisher gesprochen. "Wir müssen es jetzt entscheiden. (...) Wir setzen uns am Donnerstag mit den Torhütern zusammen und teilen ihnen die Entscheidung mit", sagte der Trainer.
 
Weiterhin nicht dabei sein werden Smail Prevljak, Gustav Christensen und Peter Pekarik. Ausfallen wird auch Pascal Klemens. Der 19-Jährige hat vor dem Spiel gegen Paderborn einen Schlag aufs Ohr bekommen und war trotzdem aufgelaufen. Gegen Hansa muss sich Pal Dardai eine Alternative für das defensive Mittelfeld suchen.
 
Deyovaisio Zeefuik wird dort wohl nicht von Anfang an spielen, dafür sei er laut Dardai zu anfällig für frühe gelbe Karten. Es könnte entweder zu einem Comeback Andreas Bouchalakis kommen, oder er zieht Marton Dardai eine Position vor und lässt Kempf in der Abwehr spielen.
 
Hertha muss aktuell nicht nur sportliche Fragen beantworten. Eine Woche nach dem Abgang von Pal Dardai auf der Pressekonferenz vor dem Paderborn-Spiel hat sich der Zweitligist für die Vorkommnisse entschuldigt. "An dieser Stelle möchten wir nicht versäumen, uns an die Medienschaffenden zu wenden, die in der vergangenen Woche aufgrund dieser Situation daran gehindert wurden, ihre vollumfängliche Vorberichterstattung vorzunehmen. Das bedauern wir sehr und da möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen und bitten um Nachsicht", sagte Pressesprecherin Vera Krings.
 
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Kenny, Gechter, Kempf, Karbownik - M. Dardai, Dudziak - Winkler, Maza, Reese - Tabakovic

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Wir wissen, dass unsere Spieler keine Zauberfüße sind. Wir werden Leidenschaft und Kampf sehen. Auswärts bekommen wir häufiger auf die Fresse. Aber es gibt jede Saison ein einziges Auswärtsspiel, in dem wir aussehen wie Real Madrid. Und dieses Mal ist es soweit. Wir gewinnen 4:3."
 
Der Redaktionstipp: Der Ausfall von Pascal Klemens tut weh, aber die Topform von Reese und Tabakovic wird ausreichen, um 2:1 zu gewinnen.

Sendung: rbb Der Tag, 10.04.2024, 18:00 Uhr