Werder-Spielerin Rieke Dieckmann fokussiert den herangeflogenen Ball in einem Zweikampf.

Rekord-Derby beim HSV Werders Dieckmann - "Pfiffe bringen mich nicht aus der Ruhe"

Stand: 20.03.2025 16:11 Uhr

Am Sonntag erwartet die Bremer Fußballerinnen eine Rekordkulisse in Hamburg von 57.000 Fans – die meisten sind gegen Werder. Rieke Dieckmann hat da aber so ihre Mittel.

Von Petra Philippsen

Gut möglich, dass Werders Mittelfeldspielerin Rieke Dieckmann am Sonntag in den Katakomben des Hamburger Volksparkstadions auf einmal die Vereinshymne "Hamburg, meine Perle" lautstark mitsingt. Nicht, weil sie plötzlich zum HSV-Fan geworden wäre, sondern nur, weil sie aufgeregt ist.

Wenn ich sehr nervös bin, singe ich. Auswärts ist es ganz schlimm, wenn dann die Vereinshymne im Stadion läuft und ich die musikalisch mag, singe ich da auch mit. Ich weiß nicht, wie das ankommt.
(Werder-Spielerin Rieke Dieckmann bei Bremen Vier)

Ihre Mitspielerinnen kennen das schon und dürften sich da nicht mehr wundern. Und dass Dieckmann vor dem Anpfiff des Pokal-Halbfinales nervöser sein könnte als gewöhnlich, wäre wohl kaum überraschend. Schließlich erwartet sie mit 57.000 Fans die größte Kulisse, die es jemals im deutschen Frauen-Fußball gegeben hat.

"Okay, singen kannst du nicht – konzentrier' dich auf Fußball"

Aber, singen hilft. Zumindest Rieke Dieckmann. "Im Stadion laufen vor dem Spiel Lieder und ich singe gerne mit, weil es mich nochmal in eine andere Welt katapultiert", erzählt die 28-Jährige beim Besuch bei Radio Bremen: "Und das erdet einen. Dann denke ich: Ah okay, singen kannst du nicht. Konzentrier' dich mal aufs Fußballspielen."

Und den Fokus aufs Fußballspielen hat sich Dieckmann fest vorgenommen. Denn: "Vor 57.000 Zuschauern habe ich im Traum noch nicht gespielt – und vor allem nicht mit so vielen Fans gegen mich. Wenn ich ein Tor schieße, werde ich ausgebuht."

Pokalfinale? "Eine einmalige Chance für uns"

Angst vor Pfiffen von vielleicht 30.000 Fans, die es mit dem HSV halten, hat die Werder-Spielerin aber nicht. "Pfiffe bringen mich nicht aus der Ruhe. Ich bin gespannt, ob ich es überhaupt etwas wahrnehme. Manchmal höre ich meinen Trainer auf Platz 11 nicht, weil ich so im Tunnel bin."

Die Atmosphäre ausblenden oder aufsaugen – beides kann in diesem wohl wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte das richtige Mittel sein. So oder so wissen die Bremerinnen, was für sie auf dem Spiel steht.

Wir wissen, dass das eine einmalige Chance für uns ist. Es wäre das erste Finale in der Vereinsgeschichte und ist ein riesengroßes Ziel von uns.
(Werder-Spielerin Rieke Dieckmann bei Bremen Eins)

Kämpfermentalität gegen Kulinarisches

Die Werderanerinnen sind als Bundesligistinnen die Favoritinnen im Pokal-Derby, denn die Hamburgerinnen spielen – wie das Männerteam des HSV – nur in der 2. Liga. Pokal-Spiele haben jedoch ihre eigenen Gesetze und können schon mal für die Außenseiter überraschend gut laufen. Das wollen die Bremerinnen aber unbedingt verhindern.

"Wir müssen es hinkriegen, dass man einen Klassenunterschied erkennt", betonte Dieckmann und weiß, was für sie und ihre Mannschaft in diesem Duell spricht. Werder hat jahrelang um den Klassenerhalt gekämpft, diese Erfahrung kommt dem Team, das im Kern schon lange zusammenspielt, am Sonntag sicherlich zugute.

Wir wissen, wie das ist, die Liga mit nur neun Toren zu halten. Wir haben eine Kämpfermentalität und werden unser eigenes Tor mit dem Leben verteidigen. Wir sagen sicherlich nicht: Wir spielen ein bisschen Tiki-Taka und dann läuft das schon.
(Werder-Spielerin Rieke Dieckmann bei Bremen Zwei)

Die Bremerinnen haben ihren Zusammenhalt und ihr Kämpferherz, die Hamburgerinnen ihren Aberglauben. Und so wird, wie bisher vor jedem Pokal-Spiel eine HSV-Spielerin für alle das Glücksmenü kochen: gegarter Lachs mit Dillsauce, Süßkartoffelpüree und Brokkoli. Am Sonntagabend wird sich zeigen, womit sich die Fußballgöttin überzeugen ließ.

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Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Der Morgen, 20. März 2025, 8:10 Uhr