St. Paulis Hauke Wahl (r.) jubelt mit Johannes Eggestein

NDR-Sport St. Pauli tanzt nicht auf dem Tisch und Holstein Kiel schreibt sich nicht ab

Stand: 30.11.2024 12:54 Uhr

Fußball-Bundesligist FC St. Pauli hat mit dem Sieg im Nordduell am Freitagabend gegen Holstein Kiel ein Zeichen im Kampf um den Klassenerhalt gesetzt. Während die Braun-Weißen beim 3:1 mehrere Premieren feierten, haben die "Störche" das rettende Tabellenufer aus den Augen verloren.

Von Martin Schneider

Um 22:32 Uhr reckten alle am Millerntor, die es mit den Kiezkickern hielten, erleichtert ihre Fäuste nach oben. Der erste Heimsieg der Saison war endlich geschafft. Sechs Anläufe hatte es gebraucht, fünf Mal mussten die Fans der Hamburger auf die Torhymne "Song 2" verzichten - ehe gegen die KSV der Bann gebrochen wurde.

"Wir werden jetzt nicht auf den Tischen tanzen", sagte St. Paulis Trainer Alexander Blessin nach der Partie und zeigte sich erleichtert: "Ich bin überglücklich, mir diese ganzen Fragen nach dem erstem Heimsieg nicht mehr anhören zu müssen."

Saliakas, Guilavogui und Eggestein brechen den Bann

Es war aus Sicht der Braun-Weißen ein Abend der Premieren. Der erste Bundesliga-Heimsieg seit dem 12. Februar 2011 (damals gewannen die Norddeutschen 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach), die ersten Heim-Tore der aktuellen Saison und die ersten Bundesliga-Treffer im St. Pauli-Trikot für die Angreifer Morgan Guilavogui und Johannes Eggestein - es fiel viel Last von den Schultern der Gastgeber ab. "Wir werden nicht ausflippen, wenn wir gewinnen, sondern ganz konsequent weiterarbeiten", ordnete Blessin den Erfolg ein. "Wir wollen in der Liga bleiben und tun alles dafür. Dass der Sieg uns jetzt Schwung gibt ist klar, aber wir ordnen das richtig ein."

Der Erfolg der Hamburger im Aufsteiger-Duell war verdient - doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Partie in der ersten Halbzeit auf Messers Schneide stand. Nach einer zu kurzen Kopfball-Rückgabe des Torschützen zum 1:0, Manolis Saliakas, wurde Lewis Holtby von St. Paulis Torhüter Nikola Vasilj elfmeterreif gefoult.

Arp nach der Partie untröstlich

Den fälligen Strafstoß des ehemaligen HSV-Spielers Fiete Arp konnte der bosnische Nationaltorhüter der Braun-Weißen allerdings in der 44. Minute parieren. "Das tut brutal weh. Wenn ich den Elfmeter reinschieße, sieht die Welt hier ganz anders aus", trauerte Fehlschütze Arp nach der Partie der vergebenen Chance nach. "Das ist das, was wir bräuchten, um einen Punkt zu holen oder einen Sieg einzufahren, dieses Momentum, das Dinge auf unsere Seite fallen", pflichtete ihm Kiels Trainer Marcel Rapp bei.

Insgesamt hätte die Leistung der "Störche" an diesem Abend aber auch keinen Punkt verdient gehabt. "In der zweiten Halbzeit haben wir mehr Ballbesitz, können daraus aber auch kein Kapital schlagen", analysierte Rapp den schwachen Auftritt seiner KSV. Hoffnung schöpfen die Schleswig-Holsteiner darin, dass sie zumindest den Ehrentreffer durch den eingewechselten Phil Harres erzielten.

Blessin sauer über spätes Gegentor

Für Blessin war dieser Treffer allerdings das Haar in der Suppe an einem sonst rundum gelungenen Abend: "Für die Leistung von Niko hätte die Mannschaft alles dafür tun müssen, um seine weiße Weste zu bewahren. Aber da wollten dann zu viele das vierte Tor machen und wir haben dann die Restverteidigung verloren", kritisierte der gebürtige Stuttgarter die Defensivleistung seines Teams in den letzten Minuten der Partie.

Diskussionen über Felix Zwayer

Angesichts des Sieges der überlegenen Hamburger geriet eine Szene der Partie nahezu in den Hintergrund: In der 26. Minute traf Kiels Max Geschwill im eigenen Strafraum die Hacke von St. Paulis Hauke Wahl. Schiedsrichter Felix Zwayer ließ weiterspielen - was zumindest zur nachträglichen Verwunderung auf Seiten der Braun-Weißen führte: "Wir hatten vor zwei Wochen die DFL-Tagung mit den Schiedsrichtern. Wir saßen zusammen und waren uns einig, dass sowas eine Blaupause ist. Er kommt zuerst an den Ball und er schlägt von unten drauf. Auf der anderen Seite waren wir uns einig, dass Spiele nicht durch solche Situationen entschieden werden sollten", sagte Blessin über die strittige Situation.

St. Pauli gegen Leverkusen, Kiel trifft auf Leipzig

Am Ende war diese aber nicht spielentscheidend. Als nächstes wartet mit dem deutschen Meister Bayer Leverkusen auswärts eine schwere Aufgabe auf die Kiezkicker, die sich gegen Spitzenteams der Liga aber bisher immer teuer verkauften. Und so rechnet sich der Kiezklub mit dem Sieg im Aufsteigerduell im Rücken, durch den St. Pauli sechs Punkte zwischen sich und die Kieler brachte, auch in Leverkusen etwas aus. Man wisse natürlich um die "individuelle Qualität" des Gegners, sagte Blessin: "Aber wir gehen nie in ein Spiel und sagen, wir schenken es her.

Und auch auf die KSV wartet keine Laufkundschaft: Die Kieler treffen am nächsten Sonnabend auf RB Leipzig. Bis dahin ist der Tabellen-17. zum Zusehen verdammt. Aktuell haben die Schleswig-Holsteiner fünf Zähler Rückstand auf Relegationsplatz 16 und sechs Punkte auf das rettende Ufer - Tendenz steigend. "Wir müssen uns steigern", sagte Trainer Rapp am Freitagabend. Seine Mannschaft sollte schnell damit anfangen, wenn sie eine realistische Chance haben will, die Liga zu halten.

Dieses Thema im Programm:
NDR 2 Sport | 30.11.2024 | 23:03 Uhr