Fußball | 3. Liga Unglaubliche Geschichte: Crosthwaite aus der Versenkung zum HFC-Held
Er stand auf dem Abstellgleis, durfte seit vier Monaten nicht mehr mit den Profis trainieren und ist jetzt der Hoffnungsträger des Halleschen FC: Henry Jon Crosthwaite feiert eine unfassbare Wiederauferstehung.
Das Leben eines Profifußballers ist nicht immer zuckersüß und Entscheidungen mitunter brutal. "Ausgemustert" lautete Anfang Januar die Ansage an Henry Jon Crosthwaite und vier weitere Spieler der Saalestädter. Das Quintett wurde freigestellt, durfte nicht mehr mit der Mannschaft trainieren und musste sich selbst fit halten. Damals hatte Sreto Ristic als Trainer noch das Sagen.
Crostwhaite gelingt das goldene Tor
Ristic ist seinen Job nach einer Talfahrt und dem drohenden Abstieg in die Regionalliga mittlerweile los, auch Sportchef Thomas Sobotzik musste gehen. Mit diesen Personal-Entscheidungen wendete sich das Blatt für den 21-jährigen Crosthwaite. Die vom SV Darmstadt ausgeliehene Allzweckwaffe in der Offensive wurde letzte Woche begnadigt, trainierte am Dienstag erstmals mit der Mannschaft und erlebte am Samstag (27. April 2024) ein persönliches Märchen. Crosthwaite stand kurz nach seiner Einwechslung in der 79. Minute am langen Pfosten goldrichtig und staubte zum 1:0-Sieg bei Aufstiegsaspirant 1. FC Saarbrücken ab.
Die Koffer waren schon gepackt
"In bin diese Woche erst wieder zurück nach Halle gekommen", sagte der Youngster im Interview mit SPORT IM OSTEN und wirkte nach seinem Glücksmoment im Interview noch ein wenig ungläubig: "Geil, dass es so passiert es. Es ist unfassbar und war auch etwas Glück, dass mir der Ball vor die Füße fällt." Wieviel Frust sich in diesem Moment entlud, zeigte sein Jubelsprint quer über den Platz Richtung eigener Fanblock. Er habe es genossen, in die Gesichter der Fans zu schauen und sagte dankbar: "Ich bin überglücklich wieder hier zu sein."
Der in Gießen geborene Profi, der als 18-Jähriger einen Profivertrag beim damaligen Zweitligisten und heutigen Bundesligisten Darmstadt bekam, wurde vor der Saison vom HFC ausgeliehen. Ein Probetraining und ein Testspiel reichten im Sommer, um Ex-Sportchef Thomas Sobotzik und Ex-Coach Ristic zu überzeugen.
Crosthwaite zu Saisonbeginn gesetzt
Der "Schnellschuss" erwies sich in den Augen der sportlichen Leitung wenig später als Fehlgriff. Das Offensivtalent war nur zu Saisonbeginn gesetzt, stand in den ersten zehn Saisonspielen immer auf dem Platz. Mitte Oktober änderte sich das schlagartig. Crostwaite schaffte es nicht mehr in den Kader und bekam ab Januar "Sonderurlaub".
Als Stefan Reisinger beim HFC das Kommando übernahm, wurde er begnadigt und kehrte zurück. In Saarbrücken stand er 19 Minuten auf dem Platz und wurde zum "Man of the Match". Dank Crosthwaite schöpft der HFC neue Hoffnung im Abstiegskampf der 3. Liga und rückt durch den zweiten Sieg in Folge bis auf einen Zähler an den SV Waldhof Mannheim heran, der beim SC Verl nicht über ein 1:1 hinauskam.
Restprogramm mit zwei Heimspielen
Das Restprogramm des HFC mit Haching (H), Bielefeld (A) und Dortmund II (H) erscheint machbar - und wer weiß, vielleicht schreibt Crosthwaite seine unglaubliche Geschichte fort und wird zum Retter der Saalestädter.
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Sanny Stephan