Sara Gambetta beim Kugelstoßen

Lehrerin statt Leistungssport "Tank ist leer" - Kugelstoßerin Gambetta beendet überraschend Karriere

Stand: 16.01.2024 10:33 Uhr

Eine der besten Kugelstoßerinnen Deutschlands hört auf: Sara Gambetta vom SV Halle hat wenige Monate vor den Olympischen Spielen in Paris ihr Karriereende bekannt gegeben.

Kugelstoßerin Sara Gambetta verabschiedet sich vom Leistungssport. Die 30-Jährige, die zum Olympia-Kader in Paris zählen sollte, gab am Dienstag (16.01.2024) offiziell ihr Karriereende bekannt. Für viele kommt der Moment des Rückzugs überraschend – Gambetta hat ihn reichlich durchdacht.

Abschied gut überlegt

"Es ist an der Zeit, und es ist die richtige Zeit", betonte die mehrfache Deutsche Meisterin und Olympia-Achte (2021). Sie hatte sich lange Gedanken gemacht und schon Ende September in einem Vieraugengespräch mit ihrem Heimtrainer Sven Lang über ein mögliches Ende gesprochen.

"Nach den Olympischen Spielen 2021 und der WM in Budapest 2023 hat sich bei mir innerlich eine extreme Erleichterung eingestellt", beschreibt Gambetta ihre Gefühlslage. "Ich habe schnell gemerkt, dass der Tank für 2024 leer ist; Feuer und Kampfgeist fehlen, um die Olympische Saison erfolgreich zu bestreiten", erklärt die Athletin vom SV Halle. Sie habe sich immer wieder die Frage gestellt, ob sie bereit sei, erneut den immensen Trainingsaufwand und Entbehrungen als Leistungssportler auf sich zu nehmen. Sie konnte ihn irgendwann mit 'nein' beantworten.

Ich habe schnell gemerkt, dass der Tank für 2024 leer ist; Feuer und Kampfgeist fehlen, um die Olympische Saison erfolgreich zu bestreiten. Sara Gambetta |

Heimtrainer Lang hat Verständnis

Für Trainer Lang war der Zeitpunkt im Herbst "überraschend", "völlig aus der Kalten kam es aber nicht". Seit Herbst 2022 trainierte Gambetta unter Lang in Chemnitz. Sie habe in dieser Zeit nochmal "einen Schritt nach vorn gemacht", sagt ihr Trainer, der den Abschied "schade findet, die Entscheidung aber auch verstehen kann".

Gambetta hat in den vergangenen Jahren viel investiert, zuletzt kamen in ihr Zweifel auf. "Entweder man ist voll zu 100 Prozent dabei, gibt alles, wächst über sich hinaus. Oder man ahnt schon irgendwie, dass man erbrachte Erfolge nicht halten und toppen kann", sagt sie.

Der Stoß bei Olympia bleibt für die Ewigkeit

Beim Blick in den Rückspiegel kann Gambetta stolz sein. Die frühere Mehrkämpferin musste sich nach zwei Verletzungen sportlich neu orientieren und konzentrierte sich ab 2013 komplett auf das Kugelstoßen. In der Trainingsgruppe von René Sack beim SV Halle steigerte sie sich auf Weltklasseniveau und feierte 2016 in Rio ihre Olympia-Premiere.

Sie wurde mehrfache Deutsche Meisterin und gewann bei den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul Silbermedaille. Bei den Olympischen Spielen in Tokio zog sie als einzige Deutsche ins Finale ein und belegte mit 18,88 Metern den achten Platz. Der sagenhafte Stoß im Vorkampf, der ihr das Finalticket bescherte, werde immer in Erinnerung bleiben, sagt sie beim Abschied.

Bald schon wird sie Schülerin davon erzählen können. Gambetta will ihr begonnenes Lehramtstudium zu Ende bringen und später als Lehrerin an einem Gymnasium unterrichten.

sst/pm