Marmoush vor dem Abschied bei der Eintracht Eintracht Frankfurt und Omar Marmoush: Vorbereiten auf den Mexit
Ein Hauch von Melancholie umwehte das Hamburger Heiliggeistfeld. Omar Marmoush führte beim FC St. Pauli noch einmal vor, was die Eintracht an ihm hat und wohl bald gehabt haben wird.
Getuschel, Geraune, Gerede, Gerüchte – Omar Marmoush war bewusst, dass im ersten Spiel des neuen Jahres die Blicke noch etwas tiefer bohren würden, als er das gewohnt ist, als derzeit aufregendster Spieler der Fußball-Bundesliga. Marmoush schien durch all die Unruhe nur noch näher bei sich zu bleiben.
Nervosität ließ der 25-Jährige auf St. Pauli jedenfalls nicht erkennbar werden und hob sich Verhaltensauffälligkeiten für den gegnerischen Strafraum auf. Natürlich erzielte Marmoush das Tor des Tages für Eintracht Frankfurt (32.). Der durchaus glückliche 1:0-Sieg trug mal wieder seine Handschrift. Sanfte Wehmut schwang jedoch mit im Frankfurter Jubel. Es war schließlich nicht auszuschließen, dass die Eintracht und vor allem Marmoush an diesem Samstag einige letzte Male miteinander erlebten.
Krösche bestätigt Anfrage aus Manchester
Die Indizien für einen bevorstehenden Wechsel zu Manchester City verdichteten sich rasant, Sportvorstand Markus Krösche bestätigte vor dem Spiel grundsätzlich das Werben "eines Klubs". Vor einem möglichen Abgang in den kommenden Tagen möchte Krösche mit dem derzeit wertvollsten Eintracht-Profi noch um die 80 Millionen Euro erlösen. Trainer Dino Toppmöller schonte seinen Star dennoch nicht, ließ ihn starten. Ausweis großer Wertschätzung und eines gesunden Selbstbewusstseins.
Als Versuchsanordnung für die Zeitrechnung nach Marmoush war die Begegnung so aber nur bedingt zu gebrauchen. Die drohende Leerstelle im Angriff war in Hamburg noch mit jenem Marmoush besetzt, der gar nicht mal gehen muss, um bereits vermisst zu werden, aber eben noch kräftig mittat.
Marmoush macht auch in Hamburg den Unterschied
Sein auffällig ungerührter Auftritt bekam stattdessen Züge einer Demonstration all dessen, was die Eintracht ungern missen und Pep Guardiola gerne haben würde. Zwar kam beim durchaus glücklichen 1:0-Sieg am Millerntor nicht das ganze Repertoire des Ägypters zur Aufführung. Wer die prägende Figur der laufenden Bundesliga-Saison ist, kann aber auch mikroinvasiv arbeiten und doch der beste Spieler seines Team sein.
Dabei wirkte Marmoush auch als Kontrastmittel für seine Nebenleute. Der gut drei Jahre jüngere Hugo Ekitiké ließ erkennen, dass er kaum weniger begabt ist als sein aktueller Sturmpartner. Aber auch, dass er sein volles Potenzial noch entwickeln muss. Der gut vier Jahre jüngere Igor Matanovic kam wenige Minuten vor Schluss für Marmoush aufs Feld. Eine Vertretung, aber noch kein Nachfolger.
Burkardt schließt Winterwechsel aus
Als potenzielle Soforthilfe soll die Eintracht den Mainzer Jonathan Burkardt identifiziert haben. Der erzielte zur gleichen Zeit gegen Bochum zunächst seine Saisontore elf und zwölf und erklärte anschließend, dass er zumindest in diesem Winter nicht wechseln werde. Dass Marmoush aufgrund ungeklärter Nachfolgeregelung noch bis zum Sommer in Frankfurt bleibt, scheint praktisch ausgeschlossen. Manchester hat großen Bedarf und kaum finanzielle Limits. Marmoushs Ausstieg aus der Sportgemeinde Eintracht Frankfurt, der Mexit, ist vermutlich nur eine Frage von wenig Zeit und sehr viel Geld.
Der Torschütze selbst wollte an diesem Tag nicht reden. Die anderen zumindest nicht lügen. "Es hieß ja schon: Fährt er überhaupt mit nach Hamburg?", sagte Toppmöller und stellte fest: "Er war da und hat ein Tor geschossen. Er ist immer noch unser Spieler." Alles weitere müsse man allerdings abwarten.
Trapp sieht Wechselgerüchte als Auszeichnung
Torhüter Kevin Trapp gelang es immerhin, der wohl nahenden Trennung etwas Positives abzuringen. "Das sind Themen, die irgendwie auch positiv sind, weil wir uns das Ganze als Mannschaft verdienen. Weil Omar sich das als einzelner Spieler verdient, weil er sehr gute Leistungen bringt. Am 1. Februar ist es dann vorbei, dann wissen wir, ob er noch bei uns ist oder nicht."
Nicht mal, ob Marmoush beim nächsten Spiel am Dienstag (20.30 Uhr) gegen den SC Freiburg noch SGE-Profi sein wird, lässt sich gerade so genau sagen. Dass man an Trennungen aber auch wachsen kann, wer wüsste das besser als Eintracht Frankfurt.