Niederlage in Lyon Lyon – Frankfurt: Eintracht leidet unter dem Pensum, zeigt aber Zähne
Eintracht Frankfurt verliert verdient bei Olympique Lyon und kassiert seit einer Ewigkeit mal wieder eine Europa-League-Pleite. Schlecht ist dabei die Leistung über weite Strecken, gut der Wille und die Moral zum Schluss.
Am Ende war er dann doch gerissen, der Geduldsfaden von Dino Toppmöller. Während sich rechts von ihm eine veritabel große Traube von Spielern beider Mannschaften zur Rudelbildung nach der Partie zusammenfand, schritt der Trainer von Eintracht Frankfurt entschlossenen Schrittes auf Andris Treimanis, den Schiedsrichter der Begegnung, zu. Es hatte sich zu viel beim Coach der Hessen aufgestaut. Das musste raus. "This is your fault, das ist deine Schuld", sagte er deutlich, zeigte auf die Rudelbildung - und sah dafür vom im Spiel zuvor reichlich überforderten Unparteiischen die Rote Karte.
Es war der Schlussakt dieser am Ende verdienten 2:3 (1:1)-Niederlage der Hessen bei Olympique Lyon. Die Rudelbildung, die aus der nachvollziehbaren Sicht Toppmöllers die Schuld des Schiedsrichters war, war schnell aufgelöst, die Gemüter abgekühlt. Was blieb, war die erste Niederlage der Frankfurter in der laufenden Europa-League-Saison und saisonübergreifend die erste Pleite nach zuvor 18 Partien ohne Niederlage in diesem Wettbewerb.
Toppmöller: "Verdiente Niederlage"
Der alleinige Rekord wurde also verpasst, es war aber nicht das Einzige, was die Hessen nach diesen aufschlussreichen 90 Minuten wurmte. Denn beim Fazit waren sich hinterher alle einig. "Es ist eine verdiente Niederlage", betonte Toppmöller. Der Trainer der Hessen war es selbst, der in Lyon früh das Gefühl bekam, dass das ein schwieriger Abend für die Frankfurter werden könnte.
Der 44-Jährige fuchtelte schon nach wenigen Minuten gestenreich mit den Händen herum, gab Anweisungen, bewegte sich nach rechts, bewegte sich nach links - und stand irgendwann sogar dem Linienrichter im Weg. So kam es, dass schon nach zwölf Minuten der Vierte Offizielle beim Eintracht-Coach vorstellig wurde und eine sanfte Ermahnung aussprechen musste. Frei nach dem Motto: Eine Coaching Zone geht nicht bis zur Seitenauslinie!
Eintracht im ersten Abschnitt deutlich unterlegen
"Ich wusste schon vorher, dass es ein schwieriges Spiel wird", erklärte Toppmöller hinterher seine frühe Aufregung. "Ich habe mich aufgeregt, dass wir im eigenen Ballbesitz zu schnell den Ball verloren haben." Wie wahr. Die Hessen waren besonders im ersten Abschnitt den Franzosen in fast allen Punkten unterlegen, darüber konnte auch der schön herausgespielte Führungstreffer durch Ansgar Knauff nicht hinwegtäuschen (19.). Einige Spieler (Niels Nkounkou oder Nnamdi Collins) standen teils komplett neben sich, andere (beispielsweise Farès Chaibi) fanden nie wirklich ins Spiel.
Die Eintracht kam fast im ersten Abschnitt fast immer zu spät, war gedanklich immer einen Schritt hintendran - und kassierte verdientermaßen den Ausgleich (27.). "Sie waren fußballerisch sauberer, einfach besser", befand Sportvorstand Markus Krösche hinterher. "Wir haben besonders in der ersten Halbzeit nicht die Kontrolle auf das Spiel bekommen."
1:2 ein "dämliches Tor"
Erschwerend kam an diesem Abend anschließend hinzu, dass in der ersten wirklich besseren Phase der Hessen dann auf einmal noch der zuvor ordentlich spielende Arthur Theate vor dem zwischenzeitlichen 1:2 patzte (50.). "Das war leider ein dämliches Tor", befand Toppmöller zurecht.
Kurz darauf fiel noch das 1:3 aus hessischer Sicht und das Spiel schien gelaufen (54.). Aber, und das ist bei dem Pensum, das die Frankfurter derzeit gehen müssen, ein großes Aber: Dazu kam es nicht. Die Frankfurter, angetrieben von den eingewechselten Omar Marmoush und Can Uzun, zeigten Zähne. Nicht nur spielerisch.
Die Eintracht wehrt sich
Schon vor dem 2:3-Anschlusstreffer von Marmoush (85.) begann das Spiel ein wenig nicklig zu werden, mit dem zweiten Tor der Frankfurter wurde es dann endgültig feindselig an einigen Stellen. Es regnete Gelbe Karten und immer wieder hatten sich die Franzosen und die Hessen in den Haaren. Die Frankfurter, allen voran Rasmus Kristensen und Ellyes Skhiri, wehrten sich. Es war Zunder drin. Ein gutes Zeichen.
Und auch wenn es am Ende nicht mehr zum Remis reichte, zeigte vor allem die letzte halbe Stunde, dass die Frankfurter zwar weiter physisch und mental am absoluten Limit sind, aber eben noch nicht darüber hinaus. Es ist noch Benzin im Tank. "Das Pensum ist sehr hoch, aber trotzdem sind die Jungs marschiert und haben hinten raus gezeigt, was in ihnen steckt", betonte auch Toppmöller nicht zu Unrecht. "Sie haben eine fantastische Moral gezeigt."
Nicht wie in Leipzig: In Lyon bleibt der Kopf oben
Sprich: Diese Eintracht-Mannschaft kann sich auch wehren, wenn es mal nicht läuft. Das wurde zurecht nach der desolaten Pokal-Partie in Leipzig bemängelt, in Lyon blieb der Kopf aber oben. Und mit dieser Einstellung kann trotz des hohen Pensums der Frankfurter im Weihnachts-Endspurt auch am Sonntag (19.30 Uhr) bei der Revanche in Leipzig etwas geholt werden. Vielleicht ja dann auch mit einem Schiedsrichter, der nicht alle Personen um sich herum zur Weißglut bringt.