SV Darmstadt 98: Trainer Florian Kohfeldt und Spieler Killian Corredor

Beim Remis gegen den HSV Beim Remis gegen HSV: Darmstadt 98 beweist neues Selbstverständnis

Stand: 10.12.2024 11:08 Uhr

Das Remis von Darmstadt 98 beim HSV zeigt eine alte und eine neue Erkenntnis. Die Alte: Die Südhessen können die Spielidee ihres Trainers umsetzen. Die Neue: Sie haben ein anderes Selbstverständnis entwickelt.

Von Simon Schäfer

Ab der 10. Spielminute hätte es am Sonntag ein ganz bitterer Nachmittag für den SV Darmstadt 98 werden können. Zu diesem Zeitpunkt waren die Südhessen zu Gast beim Hamburger SV gerade mit 0:1 in Rückstand geraten - und das trotz deutlicher größerer Spielanteile.

Doch die Lilien brachen an der Stelle nicht auseinander. Im Gegenteil: Sie zeigten beim 2:2 Comeback-Qualitäten und kämpften sich durch die Tore von Aleksandar Vukotic (33.) sowie Killian Corredor (63.) gleich zwei Mal zurück ins Spiel.

Ein Ausdruck ihres neuen Selbstverständnisses? Wohl ja. Weg von einer unsicheren Mannschaft, die sie noch zu Beginn der Saison war, hin zu einem selbstbewussten Team, das selbst mit den Besten einer starken 2. Liga mithalten kann und dabei trotzdem bodenständig bleibt.

Kohfeldt will nicht unzufrieden sein, ist es aber etwas

So war das Remis am Ende zwar tendenziell ärgerlich für die Hessen, denn die Darmstädter waren insgesamt die bessere Mannschaft, Florian Kohfeldt wollte diesen Gedanken aber nicht zulassen: "Wenn wir jetzt schon anfangen, mit einem Auswärtspunkt beim HSV total unzufrieden zu sein, dann ist es auch nicht gesund", so der Lilien-Trainer nach der Partie am ARD-Mikrofon.

Total unzufrieden vielleicht nicht, aber etwas unzufrieden war Kohfeldt schon. So resümierte der 42-Jährige nach der Partie weiter: "Da wäre mehr drin gewesen, weil wir in Summe den Sieg deutlich mehr verdient hätten als der HSV."

Statistiken zeigen: Darmstadt obenauf

Das belegen auch die Statistiken: Mehr Ballbesitz (53 Prozent), mehr Torschüsse (19 zu 16) und eine bessere Passquote (86 zu 84 Prozent). Zugegeben zwar jedes Mal nicht viel, doch war der Gegner eben einer, der beim Personal teils erstklassig ist.

An diesem Punkte setzte - neben viel Lob - auch die einzige Kritik von Kohfeldt an: "Lediglich die Umschaltphase defensiv hat nicht perfekt gepasst, aber da muss man auch sagen, dass wir da gegen eine Mannschaft mit Erstligaspielern auf diesen Positionen verteidigen."

Vom neuen Selbstbewusstein zum neuen Selbstverständis

So war es am Ende die individuelle Klasse, die Hamburg das Remis bescherte. Systematisch waren aber - wieder Mal - die Darmstädter die bessere Mannschaft. Dabei zeigt sich Kohfeldt beim Finden und Vorgeben der Spielidee kreativ: Zu Gast beim HSV wollte er viel den Ball in den eigenen Reihen halten.

Dass die Mannschaft seine Spielidee gut annimmt und umsetzt, ist keine neue Erkenntnis. Neu ist aber, gerade in Anbetracht der Last-Minute-Niederlage im Pokal gegen Bremen vergangene Woche und einem schmerzlichen 0:1 Rückstand vor über 51.000 Zuschauern in Hamburg, dass Kohfeldts Mannschaft auch mental stärker geworden ist und Rückschläge wegstecken kann.

Das neue Selbstbewusstsein wird zum Teil des neuen Selbstverständnisses. Dessen oberstes Niveau, laut Lilien-Kapitän Clemens Riedel, noch nicht erreicht ist: "Wir werden uns Woche für Woche weiterentwickeln. Es kann so weitergehen. Wir sind echt gut drauf."