BR24 Sport Xabi Alonso: Vom Mittelfeld-Dirigenten zum Meistermacher
Eine Stadt steht Kopf. Bayer Leverkusen ist erstmals in der Vereinsgeschichte Deutscher Fußball-Meister. Der Architekt des Erfolgs: ein ehemaliger Topstar im FC-Bayern-Mittelfeld - Xabi Alonso.
Schon vor dem "Endspiel" um die erste Meisterschaft der Geschichte für die Werkself haben die Fans Xabi Alonso in Leverkusen ein Denkmal gesetzt. Stunden vor der Partie gegen Werder Bremen kursierten in den Sozialen Netzwerken Videos von einem Straßenschild mit der Aufschrift "Xabi-Alonso-Allee" vor der BayArena. Die Stadt und die Bayer-Fans verneigen sich vor dem Trainer, der die Werkself endlich wieder Titel gewinnen lässt, der ein für alle mal Schluss machen soll mit dem hämischen Spitznamen "Vizekusen".
Xabi Alonso formt die Werkself
Nach Engagements in der Jugend von Real Madrid und bei Real Sociedad B, ist Bayer Leverkusen die erste Profi-Station für Xabi Alonso als Trainer. Dass der 42-Jährige in Leverkusen so erfolgreich sein würde, davon konnten die Verantwortlichen rund um Geschäftsführer Simon Rolfes bei der Verpflichtung im Oktober 2022 wohl nur vorsichtig träumen. Der Spanier übernahm die Werkself auf Rang 17, einem direkten Abstiegsplatz.
Gut eineinhalb Jahre später besteigt Bayer 04 den deutschen Fußballthron, gewinnt die Meisterschaft und spielt auch im DFB-Pokal und der Europa League weiterhin um den Titel. Zudem ist die Werkself seit 43 Pflichtspielen ungeschlagen. Der ehemalige Leverkusen-Spieler Emerson sieht das klar als Verdienst Alonsos: "Es ist kein Zufall, dass mehr über den Trainer als von den Spielern gesprochen wird. Sie spielen guten Fußball. Und das ist das Werk von Xabi Alonso", sagte der 48-Jährige in einem SZ-Interview.
Erste Station in Deutschland: FC Bayern München
Ein beeindruckendes Werk, vor allem bei einem Verein, der vor 31 Jahren seinen letzten Titel gewinnen konnte und in einer Liga, die eigentlich seit elf Jahren vom übermächtigen FC Bayern dominiert wird.
Ein Klub, den Xabi Alonso bestens kennt. In München hat der gebürtige Baske den deutschen Fußball richtig kennengelernt. 2014 wechselte der Mittelfeldspieler von Real Madrid zum FC Bayern. Alonso war zu diesem Zeitpunkt bereits ein absoluter Weltklassespieler: Weltmeister und zweimaliger Europameister mit Spanien, zweifacher Champions-League-Sieger, jeweils einmal mit dem FC Liverpool und Real Madrid, Meister in Spanien und mehrfacher Pokalsieger.
Karriereende an der Isar
In München avancierte er schnell zum Taktgeber im Mittelfeld und zum Ballmagnet. Bereits vier Wochen nach seinem Bayern-Debüt stellte er beim Auswärtsspiel in Köln mit 216 Ballaktionen einen Bundesliga-Rekord auf. Alonso spielte insgesamt gut 7.000 Pässe im FCB-Trikot, 90 Prozent davon kamen an. Nach insgesamt 117 Pflichtspielen für die Münchner, drei deutschen Meistertiteln und einem DFB-Pokal-Sieg beendete er mit 35 Jahren seine außergewöhnliche aktive Karriere an der Isar.
Zwei Jahre lang war Pep Guardiola Alonsos Coach in München und kommt, im Februar 2024 auf seinen ehemaligen Schützling angesprochen, gar nicht mehr aus dem Schwärmen raus: "Ich hatte unglaubliches Glück, ihn zu coachen" und weiter: "Er ist so ein intelligenter Spieler. Er war ein unglaublicher Spitzenspieler, sonst hätte er nicht in Liverpool, Madrid und bei Bayern München gespielt." Der jetzige Leverkusen-Coach habe gute Entscheidungen getroffen. "Und ich freue mich sehr für ihn."
Xabi Alonso feiert 2017 die Meisterschaft mit dem FC Bayern.
"Ein Gentleman des Fußballs"
Auch Karl-Heinz Rummenigge lobte den Spanier bei seinem Abschied 2017 in den höchsten Tönen: "Es geht einer unserer besten Transfers der vergangenen Jahre, ein wahrer Glücksgriff, ein begnadeter Stratege, ein hochintelligenter Mann und einer der unkompliziertesten Spieler, die ich je erlebt habe."
Knapp sieben Jahre später entpuppt sich Xabier Alonso Olano als wahrer Glücksgriff für Bayer Leverkusen - und stoppt als Coach der Werkself die Erfolgsserie der Münchner in der Liga.
Während er selbst trotz seines Erfolgs stets zurückhaltend und bescheiden auftritt und dabei nie vergisst, auf das nächste wichtige Spiel zu verweisen, verfällt der Rest der Fußballwelt seinem Charme und seiner Spielidee. "Er hat Leverkusen verändert, als er kam. Alle spüren das", schwärmte beispielsweise einer seiner Top-Offensivkräfte, Jeremie Frimpong. Der ehemalige Bayer-Coach Christoph Daum sagt, Alonsos Leistung könne man "nur mit Superlativen beschreiben".
Chance aufs Triple für "Vizekusen"
Wie der FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß Ende März in einem BR24Sport-Exklusivinterview verkündete, hätten die Münchner Alonso gerne als Tuchel-Nachfolger engagiert. Gibt es ein besseres Kompliment?
Der Spanier aber entschied sich für einen Verbleib in Leverkusen. Es scheint, als habe er einen klaren Plan für seine Trainerkarriere. Er will zunächst seine Mission am Rhein zu Ende bringen - drei Titel für "Vizekusen" scheinen greifbar nahe für Xabi Alonso.
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Quelle: Blickpunkt Sport 14.04.2024 - 21:45 Uhr