BR24 Sport Heini-Klopfer-Skiflugschanze: Der schiefe Turm von Oberstdorf
Die Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf ist Deutschlands größte ihrer Art. Wenn man dort 70 Meter über dem Boden steht, kann man vielleicht ein wenig nachempfinden, was die Skispringer an ihrem Sport so fasziniert. Nun wird die Schanze 75.
Die einzige deutsche Skiflug-Schanze steht im beschaulichen Allgäu. Im Stillachtal wirft die legendäre Heini-Klopfer-Skiflugschanze seit 75 Jahren ihren Schatten über den Freibergsee. Als der schiefe Turm oder Finger Gottes, wie er von den Einheimischen liebevoll genannt wird. "Man spricht vom schiefen Turm von Oberstdorf, weil wir einen Turm haben ohne Stütze", sagt Georg Geiger, 1. Vorsitzender des Skiclub Oberstdorf.
Es begann alles mit einer Holzkonstruktion
Die Skispringer galten schon früh als wintersportliche Königsklasse und wurden bereits 1924 olympisch. Ein Sport also für waghalsige Kerle wie den Skispringer und Architekten Heini Klopfer. Der wollte allerdings nicht nur springen, sondern fliegen. Der Schanzenpionier bekam 1949 den Auftrag und entwickelte eine gewagte Holzkonstruktion. In fünf Monaten wurde die Anlage errichtet und überragte mit ihren 168 Metern schon damals den Kölner Dom.
Ihr Erbauer wagte 1950 dann auch als Erster den Flug von der Schanze. Die Weite: 90 Meter. "Der Gesichtsausdruck", den Klopfer auf einem Foto am Anlauf der Flugschanze zeigt, lässt seinen Schwiegersohn Hans Schmid immer wieder schmunzeln. Die erste Oberstdorfer Skiflugwoche wurde ein Erfolg und sorgte 1950 am Abschlusstag für einen ersten Zuschauerrekord. "Bei 72.000 Zuschauern sind dann die Karten ausgegangen", erzählt Schmid, der über Jahrzehnte als aktiver Athlet und als "Herr der Schanzen" die Entwicklung beim SC Oberstdorf mitprägte.
Nach Generalsanierung im neuen Glanz
Danach flogen die Skispringer von Rekord zu Rekord. Willi Gantschigg (AUT) setzte die erste Marke bei 124 Metern, 1967 waren es beim Norweger Lars Grini schon 150 Meter. 1973 wurde die Schanze dann zum ersten Mal umgebaut. Später wurden Aufsprunghügel und Flutlicht erneuert. 2016 und 2017 folgte eine Generalsanierung, die die Flugschanze im neuen, modernen Glanz erstrahlen lässt.
"Es gibt nur noch vier in Betrieb befindliche Skiflugschanzen, wir haben den Vorteil, dass wir von der Geometrie der Skiflugschanze einen nicht so hohen Flugstand haben. Und deswegen die Schanze als sehr sicher gilt", so Schmid.
Geiger fehlt noch ein Sieg beim Skifliegen in Oberstdorf
Zuletzt hat der Slowene Domen Prevc die Rekordweite auf 242,5 Metern hochgeschraubt. An diesem Wochenende (23. - 27.1.25) steht die Jagd nach der Bestweite beim Weltcup in Oberstdorf wieder im Fokus. Eine Herausforderung auch für Lokalmatador Karl Geiger, der seine Skiflugpremiere auf der heimischen Heini-Klopfer-Schanze hatte. "Natürlich wäre es unglaublich schön, beim Skifliegen in Oberstdorf auch noch gewinnen zu dürfen", sagt Geiger. Und verspricht: "Ich werde mich anstrengen."
Quelle: BR24 im BR Fernsehen 23.01.2025 - 18:30 Uhr