BR24 Sport Endlich am Ziel - Chronologie der Trainer-Odyssee des FC Bayern
Drei Monate konnte die Öffentlichkeit die Trainersuche des FC Bayern quasi live mitverfolgen - Kehrtwenden, geplatzte Deals und öffentliche Absagen inklusive. Nun haben die Münchner einen neuen Übungsleiter. Die Odyssee zusammengefasst.
Die Deadline wurde gerissen. Eigentlich wollte Sportvorstand Max Eberl Mitte April einen neuen Trainer vorstellen. Zu groß die anstehenden Aufgaben, zu tiefgreifend der Umbruch, der bevorstehen könnte, also wollte man früh den Coach präsentieren. Es kam anders. Wenn der neue Trainer seine ersten Worte an die Öffentlichkeit richtet, steht gerade so noch Mai auf dem Kalenderblatt.
Vincent Kompany stellt sich am Donnerstag, 30, Mai, ab 11 Uhr den Fragen der Journalisten. BR24Sport überträgt die Präsentation des neuen FC-Bayern-Trainers im Livestream.
Der FC Bayern München hat nach einer über dreimonatigen Suche nun also einen neuen Cheftrainer gefunden. Dass die Wahl dabei auf den erst 38-jährigen Vincent Kompany gefallen ist, hätte nach der Bekanntgabe der Trennung von Thomas Tuchel wohl niemand für möglich gehalten. Wohl auch nicht Eberl, obwohl der laut Medienberichten von Anfang an auf seiner Kandidatenliste stehen hatte. Ob der junge Belgier dort die vierte oder fünfte Wahl war - wer weiß das schon. Denn in den letzten Monaten gab es nur wenige Trainer mit A-Lizenzschein, die nicht als mögliche Bayern-Trainer gehandelt wurden. Die Trainer-Odyssee der vergangenen Wochen zusammengefasst:
Tuchel-Trennung zum Sommer
21. Februar: Nach der 2:3-Niederlage gegen den VfL Bochum reagieren die Bayern-Bosse um den Vorstandsvorsitzenden Jan-Christan Dreesen. Gemeinsam mit Tuchel beschließen sie die Trennung zum Saisonende.
26. Februar: Max Eberl wird zum 1. März neuer Sportvorstand. Sein oberstes To-Do: einen neuen Bayern-Trainer zu finden. Die Liste möglicher Kandidaten ist lang, die Auswahl scheint grenzenlos.
Die bevorzugte Lösung wäre Leverkusens Erfolgscoach Xabi Alonso. Der Spanier kennt die Münchner aus seiner Zeit als Spieler beim Rekordmeister (2014 - 2017). Dass der Weltmeister von 2010 auch ein Top-Trainer ist, zeigt sein Meistertitel mit den Leverkusenern in dieser Saison.
Alonso ist zwar die klare Nummer eins der Bayern-Bosse, aber auch andere Namen geistern immer wieder an der Säbener Straße umher. Auch an Sebastian Hoeneß, Neffe von Uli Hoeneß, hat der FCB scheinbar Interesse. Roberto De Zerbi (Brighton & Hove Albion), Unai Emery (Aston Villa) und Hansi Flick (vereinslos) sollen ebenfalls eine Option sein.
Hoeneß' Vorahnung bei Alonso
08. März:Sebastian Hoeneß verlängert seinen Vertrag beim VfB Stuttgart vorzeitig bis Sommer 2027. Zwar hat der ehemalige Coach der FC-Bayern-Amateure eine Ausstiegsklausel, will aber trotzdem nicht zum Rekordmeister wechseln.
Die Münchner sind aber sowieso weiterhin auf Alonso fixiert. Nach wie vor ist der 42-Jährige der Wunschkandidat beim Rekordmeister. Das bestätigte Uli Hoeneß im exklusiven BR24Sport-Interview Ende März. Er macht aber auch deutlich, dass eine Verpflichtung "sehr schwierig, um nicht zu sagen wahrscheinlich unmöglich" wird.
29. März: Hoeneß behält Recht. Alonso sagt den Münchnern ab und bleibt mindestens eine weitere Saison Trainer von Leverkusen. Das bestätigt er auf einer Pressekonferenz. Die Bayern-Bosse müssen sich nach weiteren Kandidaten umschauen.
Auch Nagelsmann ist raus
Die Suche geht weiter. Immer wieder kommen neue Namen auf: Nun ist auch Bundestrainer Julian Nagelsmann im Gespräch. Max Eberl und Uli Hoeneß sprechen sich für eine erneute Verpflichtung aus. Aber auch an Österreichs Nationalcoach Ralf Rangnick sollen die Münchner Interesse haben.
19. April: Nagelsmann verlängert seinen Vertrag beim DFB. Im BR24Sport-Exklusiv-Interview verrät Uli Hoeneß, dass Nagelsmann einer von mehreren Kandidaten gewesen sei und sich beide vorbehalten hätten, 'ja' oder 'nein' zu sagen.
23. April: Auch Unai Emery verlängert seinen Vertrag bei Aston Villa vorzeitig bis 2027. Die Liste der Alternativen wird kürzer.
Rangnick schockt den FC Bayern nach wochenlangen Verhandlungen
26. April: Die Suche geht weiter. Ralf Rangnick ist die neue Wunschlösung des Rekordmeisters. Und das trotz des vorbelasteten Verhältnisses zwischen ihm und Uli Hoeneß. In der Saison 2008/09 lieferten sich beide einen verbalen Schlagabtausch. Der Ehrenpräsident bezeichnete den damaligen Trainer der TSG Hoffenheim als "Besserwisser".
Das Verhältnis schien zerrüttet. Und doch kann sich auch Hoeneß eine Verpflichtung Rangnicks vorstellen. Auf der "FAZ"-Konferenz bestätigt der 72-Jährige das Interesse. Hoeneß geht davon aus, dass der 65-Jährige in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen wird. "Ich denke, dass innerhalb einer Woche ein Ja oder ein Nein kommt", prognostiziert er. Der ÖFB fordert 10 Millionen Euro Ablöse für eine vorzeitige Vertragsauflösung. Die Bayern wären bereit, diese Summe zu zahlen. Zudem attackiert Hoeneß noch-Trainer Tuchel, wirft ihm vor, er würde keine jungen Spieler fördern.
27. April: Tuchel ist über die Aussagen von Hoeneß schockiert. Er sei "in seiner Trainerehre verletzt".
30. April: Die Gespräche zwischen Rangnick und dem FC Bayern werden immer konkreter. Doch es gibt Punkte, in denen eine Einigung zunächst schwierig erscheint. So will Rangnick seinen gesamten Trainer- und Betreuerstab nach München mitbringen. Doch auch hier sind die Bayern kompromissbereit, um die Machtverhältnisse neu aufzuteilen. Der Weg ist frei für den ehemaligen Schalke-Coach.
02. Mai: Die Kehrtwende: Überraschend sagt Rangnick den Bayern ab. Er will weiterhin Nationaltrainer Österreichs bleiben, ein Engagement in München würde nicht in seine Lebensplanung passen.
Also alles wieder auf Anfang.Auf Pressekonferenzen diverser Vereine wird es schon fast zum Running-Gag, dass ein Trainer nach einem möglichen Engagement bei den Bayern befragt wird. Die Namen von Erik ten Hag (Manchester United), Zinédine Zidane (vereinslos), Oliver Glasner (Crystal Palace), Hansi Flick (vereinslos), Roger Schmidt (Benfica Lissabon), Roberto De Zerbi (Brighton & Hove Albion) und sogar Pep Guardiola (Manchester City) kursieren in der bayerischen Landeshauptstadt.
Nur kurze Hoffnung auf eine Tuchel-Kehrtwende
Anfang Mai: Dann scheint plötzlich eine Kehrtwende möglich zu sein: Denn Thomas Tuchel und sein Team beeindrucken wieder. Im Halbfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen Real Madrid überzeugen die Münchner. Nur knapp verpassen sie den Einzug ins Finale. Plötzlich ist Tuchel ein Kandidat für seine eigene Nachfolge. Vor allem Eberl setzt sich für einen Verbleib Tuchels ein - der Sportvorstand war bei der Entlassung Tuchels noch nicht im Amt.
14. Mai: Die Gespräche mit Tuchel und seinem Berater Olaf Meinking schreiten voran. Beide Seiten haben Interesse an einer Zusammenarbeit über die Saison hinaus. Einziger Streitpunkt: die Vertragsdauer. Tuchel und sein Berater fordern einen Vertrag bis Sommer 2026, die Bayern wollen bei der Dauer vor der Trennung (Vertrag bis 2025) bleiben. Beim letzten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (12. Mai) wird Tuchel nicht offiziell verabschiedet. Ein Verbleib scheint realistisch.
17. Mai: Aber wieder kommt es zu keiner Einigung. Tuchel sagt dem Rekordmeister ab. Er wird den Verein nach der Saison endgültig verlassen. Das bestätigt er auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim.
Kompany grüßt vom Trainer-Karussell
20. Mai: Ein ganz neuer Name macht die Runde: Vincent Kompany, Trainer des FC Burnley, soll neuer Trainer beim FC Bayern werden. Der ehemalige HSV- und Manchester-City-Profi war zuletzt Trainer bei seinem Heimatklub RSC Anderlecht bevor er in die Premier League zu Burnley ging.
23. Mai: Nach "Sky"-Informationen will Kompany zu den Bayern wechseln. Mündlich sind sich beide Parteien einig. Doch Burnley fordert eine Ablösesumme in Höhe von 20 Millionen Pfund.
29. Mai: Über der Säbener Straße 51 steigt weißer Rauch auf. Um Punkt 17 Uhr verkündet der Verein: "Der FC Bayern hat Vincent Kompany als neuen Trainer unter Vertrag genommen. Der 38-jährige Belgier unterschrieb beim deutschen Rekordmeister bis zum 30. Juni 2027."
Zwei Kehrtwenden und 98 Tage Ausnahmezustand
Fast 100 Tage lang suchte der FC Bayern nach einem neuen Trainer. Eine ungewöhnliche Suche, nicht nur, weil der Rekordmeister sich eine Absage nach der anderen einhandelte und es wirkte, dass der einstige Traumjob plötzlich von allen gemieden wird. Es war auch eine ungewöhnliche Suche, weil - wie so oft - in den vergangenen Jahren kaum eine Information nicht an die Öffentlichkeit gelangte, weil Fußballfans auf der ganzen Welt das Suchen und Scheitern der Münchner live mitverfolgen konnten.
Auch dass die Münchner nicht nur die Nagelsmann-Entlassung rückblickend als Fehler betrachteten, sondern offensichtlich auch die Entscheidungen vom 21. Februar, als man Tuchel absägte und damit die Trainer-Odyssee begann. Bei der Verkündung der Kompany-Entscheidung betonte Eberl: "Wir wünschen uns auf dieser Position wieder mehr Kontinuität." An der Säbener Straße wird man hoffen, dass eine derartige Suche so schnell nicht mehr vorkommt.
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Quelle: BR24live 30.05.2024 - 10:50 Uhr