Manuel Baum

BR24 Sport Baum über Nachwuchsförderung: Kritik am Guardiola-Spielstil

Stand: 04.11.2024 12:01 Uhr

Im Blickpunkt-Sport-Interview erzählt Manuel Baum, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von RB Leipzig und Ex-FCA-Trainer, über die Stärken und Schwächen der deutschen Nachwuchsarbeit und warum der Einfluss von Pep Guardiola nicht nur positiv war.

Von Karoline Kipper

Manuel Baum, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von RB Leipzig, fand in Blickpunkt Sport im BR Fernsehen deutliche Worte zur deutschen Fußball-Nachwuchsarbeit: "In der Schule ist es auch nicht so, dass ich einem Zweitklässler ein Buch hinlege und sage: So, jetzt lernst du einfach das Lesen." An vielen Stellen gäbe es in Deutschland noch "viel Luft nach oben", so der ehemalige FC-Augsburg-Trainer.

Baum kritisiert Guardiola-Taktik: "Spielform ohne Ziel"

"Ich erkenne eine Entwicklung im Fußball, immer mehr diese kurzen Pässe trainieren", sagte Baum, der beim Nachwuchs auf etwas anderes Wert legt: "Ich möchte doch eigentlich versuchen, schnellstmöglich ein Tor zu erzielen und da ist der beste Ball immer der hinter die letzte Kette."

Das führt Baum auf den Spielstil eines prägenden Trainers zurück: "Über Guardiola kam das Thema Rondo rein, das ist eine Spielform ohne Ziel, wo du eigentlich nur immer kurze Pässe spielst." Für Manuel Baum ist das nicht zielführend: "Da haben schon viele Spieler verlernt, nach vorne zu schauen."

Mehr Bolzplatz, weniger Rondo

Der 45-Jährige rät dazu, Kinder und Jugendliche im Training auch mal aufs Tor schießen zu lassen: "Wir reden ja auch immer über diese ganzen Bolzplatzgeschichten, da war es auch nicht so, dass wir mit einem Rondo angefangen haben ohne Ziel."

Zum Fußballtraining gehöre ein Ziel: "Das ist keine Raketenwissenschaft, dass ein Spieler, der mehr Abschlüsse hat oder häufiger aufs Tor schießt, wahrscheinlich besser ist, als einer, der es nicht macht."

Baum: "Müssen unsere Trainer besser machen"

Manuel Baum ist fest davon überzeugt, dass es in Deutschland genug Talente gebe, das sei nicht das Problem, "sondern das System müssen wir immer weiter entwickeln und wir müssen unsere Trainer gerade in den unteren Altersklassen besser machen."

In seiner Funktion schaut sich der Leiter des Leipziger Nachwuchsleistungszentrums an, wie andere Fußball-Nationen arbeiten. Von den Engländern sollte sich Deutschland den Trainerentwickler abgucken, die Position ist dort Standard: "Diese Stelle gibt es teilweise bei uns in Deutschland gar nicht und ich denke schon, dass bessere Trainer bessere Spieler machen."

Lob für Funino - Appell zu mehr Technik im Training

Dass seit diesem Jahr Funino in den untersten Altersklassen des deutschen Vereinsfußballs verpflichtend ist, "ist schonmal gut", lobte Baum, denn jeder und jede komme bei dieser Spielform zum Einsatz.

Damit gibt sich der gebürtige Landshuter aber nicht zufrieden: "Was fehlt, ist explizites Lernen, also dass die Spieler auch mal von einem Trainer gesagt kriegen, welche Finte, welche Bewegung sie machen müssen, um jemanden auszuspielen." Solange das nicht geschehen würde, würden sich Nachwuchstalente eher durch Zufall technisch weiterentwickeln. "Wir haben echt noch viel Luft nach oben", resümierte Baum.

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Quelle: Blickpunkt Sport 03.11.2024 - 22:15 Uhr