Olympia-Historie Olympia 1952 in Helsinki: Zatopek mit historischem Triple
Dreimal Gold im Langstreckenlauf: Emil Zatopek schreibt olympische Geschichte. Mit dem Auftritt der Sowjetunion auf der olympischen Bühne beginnt das Kräftemessen der Systeme.
Die Olympischen Spiele von Helsinki 1952 gelten - ähnlich jenen von Stockholm 1912 - als besonders gut gelungen. So gut, dass im IOC anschließend sogar diskutiert wird, ob Olympia in Zukunft nicht immer in Skandinavien stattfinden soll.
Und so gut, dass IOC-Präsident Sigfrid Edström die festgelegte Formel "Ich erkläre die Spiele der XV. Olympiade für beendet" in seiner launigen Abschlussrede glatt vergisst.
Dabei drohen zuvor mit der erstmaligen Teilnahme der Sowjetunion politische Querelen in dem Land, das immer wieder unter seinem mächtigen Nachbarn gelitten hat.
Deutschland ist ebenso wie Japan wieder eingeladen, aber angesichts der angespannten innenpolitischen Lage kann man sich nicht auf ein gesamtdeutsches Team einigen. Am Ende kommen nur westdeutsche Athleten - und saarländische: Denn das Saarland, das als eigenständige Region über ein NOK verfügt, ist mit einer eigenen Mannschaft vertreten.
Zatopek mit Gold-"Triple" auf den Langstrecken
Sportlich steht der Langstreckenlauf im Mittelpunkt der Spiele. Nicht etwa, weil die finnischen Lauf-Heroen Paavo Nurmi (neunmal Gold bei den Spielen 1920 - 1928) und Hannes Kolehmainen (dreimal Gold bei den Spielen 1912) gemeinsam die olympische Flamme ins Stadion tragen, sondern weil Helsinki die Geburt eines neuen Idols auf der Langstrecke erlebt.
Emil Zatopek aus der Tschechoslowakei, wegen seines sichtlich angestrengten Laufstils respektvoll "die Lokomotive" genannt, gelingt ein bis heute einmaliges "Triple": Er siegt über 5.000 und 10.000 Meter sowie im Marathon. Den Triumph der Zatopeks komplettiert Ehefrau Dana, die den Speerwurf gewinnt, während ihr Mann über 5.000 Meter ackert.
Strickland de la Hunty beerbt Blankers-Koen
Generationenwechsel auch bei den Frauen: Fanny Blankers-Koen (Niederlande), die inzwischen 34 Jahre alte viermalige Siegerin von London 1948, stürzt im Finale über 80 Meter Hürden, die sieben Jahre jüngere Australierin Shirley Strickland de la Hunty gewinnt in Weltrekordzeit von 10,9 Sekunden.
Im Kugelstoßen revolutioniert der US-Amerikaner Parry O'Brien mit der nach ihm so benannten Rückenstoß-Technik seine Disziplin und düpiert mit 17,41 Metern die Konkurrenz. Gleich viermal verbessert der Brasilianer Adhemar Ferreira da Silva im Dreisprung-Finale seinen eigenen Weltrekord von 16,01 auf 16,22 Meter.
Die Deutschen im Pech
Für die Deutschen ist die Ausbeute dagegen mager: Brust-Weltrekordhalter Herbert Klein bricht bei den Schwimmern im Finale über 200 Meter Brust ein und muss sich am Ende mit Bronze begnügen.
Bronze gibt es auch für Mittelstreckler Werner Lueg, der über 1.500 Meter - an zweiter Stelle liegend - 20 Meter vor dem Ziel noch vom späteren Sieger Josef Barthel (Luxemburg) überspurtet wird.
Jeweils Silber erringen Kugelstoßerin Marianne Werner und Hammerwerfer Karl Storch. Am Ende gewinnen die Deutschen insgesamt 24 Medaillen, aber keine goldene. Im ersten Kräftemessen der "Systeme" zwischen den USA und der UdSSR triumphieren die Amerikaner mit 76 Medaillen, davon 40 Mal Gold. Es wird für die kommenden zwölf Jahre der letzte Sieg der USA in der Nationenwertung bleiben.