Playoff-Sieg mit Seattle Philipp Grubauer erstaunt die NHL
Philipp Grubauer war in der NHL bisher ein Goalie von vielen. Doch in den Playoffs spielt er derzeit so stark, dass eine Goalie-Legende seinem Erfolgsgeheimnis nachging.
"Er ist eine großartige Mischung aus Alt und Neu", sagte Henrik Lundqvist beim TV-Sender "TNT", "deshalb mag ich Grubauer." Lundqvist kennt sich aus, der 41 Jahre alte Schwede war einer der besten Eishockey-Torhüter seiner Zeit mit mehr als 1.000 Spielen für die New York Rangers.
Er beschrieb dem TV-Publikum anschaulich, was den Goalie der Seattle Kraken ausmacht. "Er ist ein Butterfly-Goalie, aber er bleibt trotzdem lange stehen." Beim Butterfly-Stil lassen sich die Torhüter auf die Knie fallen und spreizen die Unterschenkel weit vom Körper ab. So decken sie mit den weiten Beinschonern viel ab und können Flachschüsse gut abwehren.
Lundqvist huldigt Grubauer
Allerdings ist es schwierig, anschließend wieder auf die Beine zu kommen. Deshalb sei es von Vorteil, länger aufrecht zu bleiben, so wie Grubauer, sagte Lundqvist. "Weil er viel steht, wird er geduldiger. Das ist das Wichtigste für Goalies: geduldig zu sein und den Schuss zu lesen."
Was Grubauer zusätzlich unterscheide von vielen anderen Torhütern, sei die Haltung der Gliedmaßen. Er erwarte die Schüsse nicht mit X-Beinen und abgespreizten Armen, sondern "er hält die Beine mehr zusammen und die Handschuhe nah am Körper. Er sieht aus wie ein Viereck, das sich bewegt". Dadurch könne Grubauer besser reagieren.
Lukrative, aber unauffällige Karriere
Dass der gebürtige Rosenheimer einmal derart geadelt wird von einem hoch angesehenen TV-Experten, war nicht absehbar. Zwar kann der 31-Jährige auf eine lange Karriere in Nordamerika zurückblicken, schon mit 17 Jahren wechselte er in die kanadische Jugendliga OHL zu den Belleville Blues. Bei den Washington Capitals wurde er 2018 als Ersatztorwart NHL-Champion und holte sich anschließend bei den Colorado Avalanche einen Stammplatz.
Seine Karriere ist also beachtlich und lukrativ, nach seinem Wechsel 2021 zu den Seattle Kraken soll sein Jahresgehalt 5,9 Millionen Dollar betragen. Doch seine erste Saison dort verlief ernüchternd, die brandneue Franchise landete in ihrer Premierensaison 2021/22 auf Rang 30 von 32. Und auch in diesem Jahr traute den Kraken anfangs kaum jemand etwas zu, ihr Goalie Grubauer war eine Randnotiz.
Mega-Quote im entscheidenden Spiel
Doch mit ihrem 4:3-Sieg in Playoff-Runde eins gegen den Titelverteidiger Colorado Avalanche sorgten die Kraken für eine dicke Überraschung. Überragend dabei: Goalie Grubauer. Im entscheidenden siebten Spiel (2:1) wehrte er fantastische 33 von 34 Schüssen ab, 16 davon alleine im ersten Drittel.
Schon in den Partien zuvor glänzte Grubauer mit 214 Paraden - Bestwert unter allen Goalies in der ersten Playoff-Runde. Er überholte auch Olaf Kölzig, ist nun der deutsche Torhüter mit den meisten Playoffs-Siegen in der NHL-Historie. "Wir haben alles Vertrauen der Welt in ihn", sagte Teamkollege Oliver Bjorkstrand. "Ich weiß nicht, wie diese Serie gelaufen wäre, wenn wir ihn nicht gehabt hätten."
WM-Einsatz für Deutschland unwahrscheinlicher
"Gruuu", wie er von den Fans gerufen wird, behielt auch in den Interviews nach dem Sieg seine Ruhe und Bescheidenheit, hob die Teamleistung hervor. "Viele Leute haben uns schon zu Beginn der Saison abgeschrieben. Wir haben sie eines Besseren belehrt."
Das Playoff-Abenteuer geht also weiter, nächster Gegner sind die Dallas Stars, Spiel eins steht in der deutschen Nacht zu Mittwoch an. Deutschlands neuer Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis wird mit einem weinenden Auge zusehen. Grubauers Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland vom 12. bis 28. Mai ist durch den Zweitrunden-Einzug deutlich unwahrscheinlicher geworden.