Olympia 2024 - die Hintergründe: Krieg und Spiele

ARD-Doku in der Mediathek Olympia 2024: Krieg und Spiele

Stand: 20.07.2024 00:00 Uhr

Kurz vor dem Start der Olympischen Spiele bestimmen bewaffnete Konflikte die Weltpolitik. Teilnehmende aus Krisenregionen erleben ein Dilemma - irgendwo zwischen bitterem Kriegsalltag und einem Sportevent, das als politisch neutraler Friedensstifter dienen soll.

Von Leon Gellings

Ella Goutin hat das Jugendzimmer ihres Sohnes unverändert gelassen. Alles erinnert an seine Sportkarriere. Auf einem Regal sind seine Pokale aufgereiht, sein Judoanzug liegt ordentlich gefaltet auf dem Bett. Direkt daneben die Flagge seines Heimatlandes Israel.

Yonatan Goutin starb am 7. Oktober beim Angriff der Hamas-Terroristen im Einsatz für die Armee, für die er seine Karriere aufgegeben hatte. Er wurde 20 Jahre alt.

In Tel Aviv hatte Yonatan bis zu seinem Militärdienst mit der Nationalmannschaft trainiert. Mitte Mai hat dort ein Turnier in seinem Gedenken stattgefunden.

Ehrung von gefallenen Soldaten als Motivation

Seine ehemalige Teamkollegin und aktuelle Olympia-Dritte, Raz Hershko, ist auch dorthin gekommen. Sie ist eine der größten Medaillenhoffnungen ihres Landes. Sie möchte die diesjährigen Spiele nutzen, um Yonatan und die anderen gefallenen Soldaten ihres Landes zu ehren: "Ich habe nun noch mehr Motivation. Ich will noch stärker für mein Volk, mein Land kämpfen. Nicht nur für mich, sondern für jeden hier. Ich will unsere Flagge hochhalten."

Für die neue ARD-Doku "Krieg und Spiele" sind Robert Kempe und Tom Klees an die Orte gereist, an denen sich die Vorfreude auf Olympische Wettkämpfe nur schwerlich unter die Nöte und Ängste von Kriegen und Konflikten mischt - in der Ukraine, in Israel, im Westjordanland, in Afghanistan.

Schon 39.000 Tote im Nahen Osten

Während das IOC und sein Präsident Thomas Bach immer wieder ihre politische Neutralität betonen, sorgen die gewaltsamen Auseinandersetzungen auch im Sport für verhärtete Fronten.

Gut 60 Kilometer südlich von Tel Aviv in Gaza hinterlässt der Krieg zerstörerische Spuren, auf Luftangriffe folgte eine Bodenoffensive Israels. Die Vereinten Nationen sprechen von 39.000 Menschen, denen der Krieg bereits das Leben gekostet hat.

Norbert Kuntze, Sportschau, 22.07.2024 07:43 Uhr

Laut Angaben des Palästinensischen Olympischen Komitees sind seit Kriegsbeginn über 300 palästinensische Athleten und Trainer gestorben. Präsident Dschibril ar-Radschub fordert den Ausschluss israelischer Athleten: "Die Israelis haben kein Recht, sich am Sport zu erfreuen, wenn sie ihn gleichzeitig anderen verweigern. Ganz klar: die Israelis sollten sanktioniert werden." Im Interview mit der ARD erwidert die israelische NOK-Präsidentin Yael Arad, es sei "mehr als zynisch", den Ausschluss Israels zu verlangen. Seit dem 7. Oktober habe das Land "viel Vertrauen in die Menschlichkeit verloren."

IOC spricht von "friedliche Koexistenz"

Bisher ist die internationale Unterstützung für Israel groß. Das IOC betont auf Anfrage die "friedliche Koexistenz" der beiden Nationalen Olympischen Komitees Israels und Palästinas. Thomas Bach sagte im Dezember 2023 bei seiner Neujahrsansprache, man schaue "mit großer Zuversicht auf die Olympischen Spiele in Paris 2024 als Symbol für Geschlossenheit und Frieden."

ARD-Dreiteiler "Olympia 2024 - Die Hintergründe"

Die Dokumentation "Krieg und Spiele" ist Teil des ARD-Dreiteilers "Olympia 2024 - Die Hintergründe". Die Dokureihe liefert einen tieferen Blick auf das Riesen-Sportevent: Wie nachhaltig sind die Spiele? Wie sauber sind die Spiele? Und wie politisch neutral ist das IOC? Bewegende Einblicke, unerwartete Bilder und spannende Recherchen gibt es schon jetzt in der ARD Mediathek zu sehen und jeweils einen Teil am 22.07., 23.07. und 24.07. immer im Anschluss an die Tagesthemen im Ersten.