Handball-WM 2023 Deutschland mit Zittersieg gegen Ägypten
Bei den Olympischen Spielen gab es noch eine bittere Niederlage gegen Ägypten - jetzt haben die deutschen Handballer im Platzierungsspiel der WM erfolgreich Revanche genommen. Deutschland machte es allerdings nach hoher Führung noch enorm spannend und siegte erst nach Verlängerung mit 35:34 (30:30, 17:14). Erneut überragend: Torwart Andreas Wolff.
Das Viertelfinale in Tokio war noch 26:31 verloren gegangen. Am Sonntag (29.01.2023) steht nun das Spiel um Platz 5 an, der unbedingt erreicht werden soll - auch weil es dann eine möglicherweise leichtere Ausgangsposition bei den Qualifikationsturnieren für die Olympischen Spiele 2024 gibt.
Golla: "Waren uns vielleicht zu sicher"
Das DHB-Team lag nach 42 Minuten schon 27:19 vorne, musste dennoch in die Overtime. So war die Freude über den Sieg ein wenig getrübt. Kapitän Johannes Golla räumte am ARD-Mikrofon ein: "Es kann sein, dass sich einige zu sicher waren, aber das darf natürlich nicht passieren."
Auch Bundestrainer Alfred Gislason analysierte nicht gerade überschwänglich: "Es kam sehr wenig Gefahr aus dem Rückraum, und wir haben während des ganzen Spiels viele technische Fehler und Stürmerfouls gemacht."
Zu den besten deutschen Werfern avancierten Golla (7 Tore), Spielmacher Juri Knorr (6) und Julian Köster (6). Knorr liegt damit mit nun 48 Turniertoren auf Platz drei der WM-Torjägerliste.
Andreas Wolff in Weltklasseform
Deutschland fand gut ins Spiel. Vor ziemlich leeren Tribünen - 1.600 Zuschauer waren in der riesigen Arena in Stockholm - zeigten die Deutschen zunächst, dass sie die Viertelfinal-Niederlage gegen Frankreich gut weggesteckt hatten.
Vor allem in Torwart Andreas Wolff hatte die DHB-Auswahl einen ganz starken Rückhalt. Mit elf Paraden und 53 Prozent gehaltener Bälle in der ersten Halbzeit knüpfte die deutsche Nummer eins an die sehr guten Leistungen zuvor im Turnier an, insgesamt kam er auf 20 Paraden. Keeper Wolff gehört zu den großen Gewinnern bei dieser WM aus deutscher Sicht.
Weil auch Kai Häfner (vier Tore) in der ersten Halbzeit gut traf, bauten die Deutschen die Führung auf 16:9 aus. Erst in den letzten Minuten vor dem Seitenwechsel kamen die Ägypter bis auf drei Tore heran.
Zehn Minuten ohne eigenes Tor
Weil die Gislason-Sieben aber mit viel Schwung in die zweiten 30 Minuten ging, war nach zehn Minuten im zweiten Durchgang der Sieben-Tore-Vorsprung wieder hergestellt - 26:19 (40.).
Als alles nach einem klaren deutschen Sieg aussah, gab es doch wieder Nachlässigkeiten im Angriff - von 21:28 arbeiteten sich die Ägypter auf 26:28 heran. Die Partie drohte zu kippen, Deutschland konnte die Fehlerhäufung nicht abstellen und blieb zehn (!) Minuten ohne eigenen Treffer. In den letzten elf Minuten der regulären Spielzeit gelangen sogar nur zwei Tore.
Hohe Führung verspielt
Die Schlussphase wurde also hochspannend. Bei 30:30 hatten die Ägypter erstmals den Ausgleich erzielt (57.) und dabei blieb es, weil beide Teams in den letzten Minuten gute Möglichkeiten vergaben - vor allem das DHB-Team, das sich insgesamt 20 Ballverluste erlaubte, Ägypten nur vier.
Köster prägt die Verlängerung
In der Verlängerung war beiden Mannschaften der hohe Kräfteverschleiß der vergangenen zwei Wochen mit acht Spielen in 15 Tagen anzumerken. Doch die Deutschen bissen auf die Zähne, allen voran der Gummersbacher Julian Köster, der nicht nur in der Abwehr gut stand, sondern auch im Angriff Verantwortung übernahm.
Bei 33:32 in der ersten Halbzeit der Verlängerung gingen die Ägypter erstmals in Führung, die Deutschen kämpften sich zurück. Kohlbacher schaffte den 33:33-Ausgleich, Christoph Steinert brachte Deutschland 34:33 nach vorne, ehe Köster der letztlich entscheidende Treffer zum 35:34 gelang.