Werder gegen Bayern Als Uli Hoeneß' Kampfansage komplett misslang
In den 2000er Jahren deklassierte Werder Bremen regelmäßig den FC Bayern München. Vor dem Eröffnungsspiel der Bundesliga am Freitag erinnern sich Bremer Double-Helden von 2004 an die Rivalität.
Es ist, als nähme der FC Bayern bis heute Rache. Seit 31 Pflichtspielen hat der deutsche Rekordmeister kein Duell mit dem SV Werder mehr verloren. In den vergangenen 25 Aufeinandertreffen gewannen die Münchner 24 Mal - darunter dreimal 6:1, zweimal 6:0, einmal gar 7:0.
Das sind heftige Klatschen für die Norddeutschen, aber sie verblassen schnell, wenn Werder-Fans an die Zeit davor denken. Als Werder auf Augenhöhe war, ein ums andere Mal sogar seinerseits den großen FC Bayern demütigte - und Uli Hoeneß blamierte.
Vor 20 Jahren, in der Saison 2003/2004, führte Werder die Liga an. Lag drei Spiele vor Saisonende mit sechs Punkten und einer um zwölf Tore besseren Differenz vor dem Meister, dem FC Bayern. Und dann kam es zum vielleicht größten Spiel der Werder-Historie - im Münchner Olympiastadion.
"Bayern macht hier heute gar nichts"
"Wir müssen Bremen wegfegen, wir müssen Bremen richtig niedermachen", hatte Uli Hoeneß einige Tage vor diesem 8. Mai 2004 gesagt. Eine Kampfansage, die komplett misslang. "Wenn Uli Hoeneß diese Worte wählt, dann braucht er die auch. Das war kein purer Ausdruck von Selbstvertrauen", sagt der damalige Werder-Manager Klaus Allofs heute.
Im Gegenteil: Die Bayern-Profis um Michael Ballack, Zé Roberto und Roy Makaay waren alles andere als siegessicher. "Nach fünf Minuten wusste ich: Bayern macht hier heute gar nichts", sagt Tim Borowski im Sportschau-Podcast "Das Werder-Märchen 2004. Die Double-Saison reloaded."
Nach fünf Minuten war das für mich entschieden, weil du gemerkt hast: Die haben so einen Respekt vor uns - und bei uns klappte alles.
Werder schießt sich traumhaft zum Titel
Die 19. Minute: Oliver Kahn lässt den Ball fallen, Ivan Klasnic macht das 1:0 für Grün-Weiß. Sieben Minuten später: Fabian Ernst lupft in den Lauf von Johan Micoud, der hebt den Ball über Kahn zum 2:0 ins Tor. Und in der 35. Minute schlenzt Ailton einen Linksschuss in den linken Winkel. "Nach dem Tor habe ich den Finger in die Luft gehoben und gerufen: 'Deutscher Meister', 'Deutscher Meister'", sagt der "Kugelblitz". Das entscheidende Spiel um den Meistertitel 2004 war zur Halbzeit gelaufen.
Bemerkenswert: So großmäulig der FC Bayern vor dem Spiel noch tönte, so fair gab er sich nach dem 3:1-Sieg der Bremer. Der Meistertrainer Thomas Schaaf erinnert sich: "Ich weiß noch, wie Ottmar Hitzfeld auf dem Weg zur Pressekonferenz gesagt hat: 'Wir überlassen euch heute die Bühne.'"
Hoeneß akzeptiert die Blamage
Auch Hoeneß habe fair gratuliert. Er, der gerade blamiert worden war. Auf eigenem Platz vorgeführt, das Olympiastadion wurde von den 10.000 mitgereisten Werder-Fans eingenommen und zur Titel-Party. "Kann man in einem besseren Spiel deutscher Meister werden?", fragt Allofs im Sportschau-Podcast.
Einige Jahre noch spielte Werder an der Spitze der Bundesliga mit, abgesehen von einem Pokalsieg 2009 gewannen die Bremer aber keinen Titel mehr. Vom FC Bayern ist man mittlerweile Lichtjahre entfernt. Am 20. September 2008 gewann der SVW zuletzt gegen den Rekordmeister, damals 5:2 in der Münchner Arena, noch so ein denkwürdiges Spiel.
Seitdem zeigt sich der FCB gnadenlos. Und Bremer Fans klammern sich ans Versprechen ihrer Vereinshymne "Das W auf dem Trikot": "Jahre voller Frust, doch Werder, wir komm' wieder. Die Meisterschale glänzt noch." Die von 2004 wird ewig strahlen.