Ungarns wuchtiger Stürmer Martin Ádám - plötzlich im Rampenlicht
Ungarns Stürmer Martin Ádám hat bei der EM bisher zwar wenig Spielzeit bekommen, durchaus aber viel Aufmerksamkeit. Der bullige Stürmer entwickelt sich zu einem Fanliebling.
"Normalerweise lache ich darüber", erzählt Martin Ádám, Stürmer der ungarischen Nationalmannschaft, angesprochen auf die Aufmerksamkeit, die ihm seit seiner Einwechslung im Spiel gegen die Schweiz vor allem in den sozialen Netzwerken zu Teil wird. Der 29-Jährige ist aufgrund seiner stämmigen Statur bei den EM-Fans schnell bekannt geworden. "Wikinger" und "Hagrid" wird er genannt, es kursieren Fotos, in denen sein Gesicht beispielsweise auf den Körper eines NFL-Spielers gebaut wird.
Die meisten Fans feiern ihn, freuen sich über seine Einsatzzeiten und wünschen ihm den größtmöglichen Erfolg - Hasskommentare aufgrund seiner Statur gibt es allerdings auch. "Wenn Spieler in Blogs beleidigt werden, ist das inakzeptabel und respektlos", sagt auch Ungarns Nationaltrainer Marco Rossi angesprochen auf seinen Stürmer: "Ich hoffe für ihn, dass er bei dieser EM noch ein Tor schießt." Ádám selbst beteuert jedenfalls er sei "nicht zu besorgt" darüber. "Ich bin so geboren worden, dagegen kann ich nichts tun."
Holpriger Karrierestart
Auch abseits seiner neuerlichen Bekanntheit ist die Geschichte des 29-jährigen durchaus spannend. Begonnen hat seine Karriere 2012 beim ungarischen Zweitligisten Vasas FC, bei dem er eine wechselhafte Zeit erlebte.
2015 der Aufstieg, zwei Jahre später spielte der Klub sogar in der Europa-League-Qualifikation, nur um ein Jahr später wieder abzusteigen. Ádám fiel kaum auf, wechselte über einen Umweg 2020 zum Paksi FC. Dort verlief seine erste Saison mit acht Toren durchschnittlich - für den EM-Kader 2021 reichte es nicht. Die habe er "mit Bier zu Hause" verfolgt. Dass die Saison darauf sein Durchbruch sein sollte, konnte zu dem Zeitpunkt niemand ahnen.
Durchbruch 2022
Es folgte eine Traum-Spielzeit für Ádám. 31 Tore und vier Vorlagen in 32 Spielen erzielte er für Paksi in Ungarns erster Liga. Dazu feierte er im März 2022 gegen Serbien sein Länderspieldebüt - und weckte international Begehrlichkeiten. Luton Town klopfte an, wollte den bulligen Stürmer auf die Insel locken. Am Ende scheiterte der Transfer an den durch den Brexit erschwerten Transfer-Regularien. Einen Wechsel gab es trotzdem, sodass Ádám am Ende in Südkorea landete, wo er bis heute aktiv ist.
Seit seinem Debüt für Ungarns Nationalmannschaft ist er außerdem ein fester Bestandteil des Teams. Drei Länderspieltore hat er schon gemacht, zwei davon in der Qualifikation zur EURO 2024. Folgerichtig wurde er für das Turnier in Deutschland nominiert, eine Tatsache, die für ihn vor drei Jahren noch schwer vorstellbar war. "Ich werde jede Minute genießen", sagte Ádám nach dem Auftaktspiel gegen die Schweiz.
Große Verbundenheit zur Heimat
Generell sei es ein "großes Ding bei der EURO dabei zu sein", wenn man bedenke, dass der Ungar aus einem 2.000-Seelen-Dorf komme. Und zu seiner Heimat hat er bis heute guten Kontakt. "Jeder dort ist Stolz auf mich und ich bin froh, dass es jemanden aus dem Dorf gibt, auf den sie stolz sein können", erzählt Ádám, der selbst noch ein Haus in seinem Herkunftsort besitzt.
Trotz seines neuen Ruhmes lassen die Einsatzzeiten des "ungarischen Wikingers" bisher noch zu wünschen übrig. Im letzten Gruppenspiel geht es für seine Mannschaft gegen die Schotten um Platz drei und damit die theoretische Chance, doch noch ins Achtelfinale einzuziehen. "Wir müssen in diesem Spiel kämpfen", sagt er, "es wird ähnlich wie unser Vorbereitungsspiel gegen Irland, also erwarten wir Körperlichkeit." Physische Spiele sind seine Stärke. Vielleicht braucht er genau das Spiel, um sich auch auf dem Feld in diesem Turnier zu verewigen.