Italiens Sandro Tonali (l.) in der Nations-League-Partie gegen Frankreich

Nach Wettskandal-Sperre Italiens Rückkehrer Tonali zahlt Vertrauen zurück

Stand: 07.09.2024 12:12 Uhr

Nach zehnmonatiger Sperre wegen verbotener Sportwetten ist Sandro Tonali zurück im Kreis der italienischen Nationalmannschaft. Bei seiner Rückkehr gegen Frankreich demonstrierte er, warum Nationaltrainer Luciano Spalletti sofort auf ihn setzte.

"Er hat ein großartiges Spiel gespielt," lobte Spalleti nach dem überraschenden 3:1-Erfolg in Frankreich zum Auftakt der Nations League. "Wir hatten Angst, dass er nicht das ganze Spiel über spielen kann, und stattdessen hat er in den letzten fünf Minuten zwei Läufe gemacht und ist alleine aufs Tor zugegangen. Wir haben einen großartigen Spieler zurück bei uns." Der technisch versierte Mittelfeldspieler, in Italien als Erbe von Andrea Pirlo gehandelt, legte unter anderem das Tor zum Ausgleich durch Frederico Dimarco (30. Minute) auf.

Zehn Monate Sperre wegen verbotener Sportwetten

Rückblick: Am 27. Oktober des Vorjahres bestätigte der Weltverband FIFA den zehnmonatigen Bann gegen den talentierten Jungstar, der erst im Sommer zuvor für 64 Millionen Euro vom italienischen Spitzenklub AC Mailand zu Newcastle United gewechselt war. Tonali war spielsüchtig, das gab er selbst zu, und hatte in der Vergangenheit unter anderem auf Milan-Spiele gewettet. Seine Karriere hätte genauso gut genau dort enden können.

Ist sie aber nicht. Klar, der Traum von der EM 2024, die für Italien letztlich mit einem bitteren Achtelfinal-Aus gegen die Schweiz enden sollte, war geplatzt. Es hätte aber noch viel schlimmer kommen können. Tonali drohten ganze drei Jahre Sperre, hätte er sich nicht in Therapie begeben und an 16 Vorträgen zum Thema Spielsucht teilgenommen. Nach dem wohl düstersten Kapitel seines jungen Lebens nutzte er seine zweite Chance und arbeitete an sich.

Spalleti von Tonalis Läuterung überzeugt

Nationaltrainer Spalletti ist von der Läuterung des 24-Jährigen überzeugt. "Er ist einer derjenigen, mit denen ich in der letzten Zeit wahrscheinlich mehr als mit jedem anderen gesprochen habe", sagte der Coach: "Der Junge hat viel nachgedacht und das ist ein weiterer Grund, ihn zu uns zu holen."

363 Tage nach seinem bislang letzten Länderspiel war der Mittelfeldspieler also wieder eine Option. Auch in den zehn Monaten, in denen es ihm nicht erlaubt war zu spielen, habe Tonali "regelmäßig trainiert", so Spalletti: "Er ist ein Spieler, in den wir viel Vertrauen setzen." Und dieses Vertrauen zahlte Tonali beim ersten Auftritt der im Vergleich zur EM runderneuerten "Squadra Azzurra" sofort zurück.

"Mittelfeld-Maestro aus Mailand"

Die große Rückkehr für Newcastle nach 308 Tagen hatte es bereits am Mittwoch der Vorwoche im League Cup bei Nottingham Forest gegeben, als Tonali sofort in der Startelf stand. Vier Tage später, beim Premier-League-Heimspiel gegen Tottenham Hotspur, feierten ihn die Fans im St. James' Park mit einer eigenen Choreografie und einem Banner für ihren "Mittelfeld-Maestro aus Mailand", ehe Tonali 22 Minuten vor Schluss eingewechselt wurde.