Spitzenspiel in der Türkei Thomas Reis will auch Galatasaray ärgern
Thomas Reis hat mit Samsunspor den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte hingelegt und will nun auch Tabellenführer Galatasaray ärgern.
Thomas Reis hat Mitte Juni einen Einjahresvertrag mit Option auf ein weiteres Jahr beim türkischen Erstligisten Samsunspor unterschrieben und ein schweres Erbe angetreten. Der ehemalige Schalke-Trainer wurde Nachfolger eines Landsmanns, der sich in der vorangegangenen Saison in der Hafenstadt Legendenstatus verdient hatte.
Markus Gisdol übernahm Samsun im Oktober 2023 mit nur einem Punkt auf dem letzten Tabellenplatz und führte den Klub, der erst im Sommer 2023 in die Süper Lig zurückgekehrt war, noch zum Klassenerhalt.
Der ehemalige Bundesliga-Trainer (TSG Hoffenheim, Hamburger SV, 1. FC Köln) entschied sich jedoch trotz dieses großen Erfolgs gegen eine Vertragsverlängerung und erklärte in einem Interview mit "Sky": "[…] beruflich gesehen war dies eine Mission. Die haben wir erfüllt."
Trotz schwerem Erbe auf Champions-League-Kurs
So wurde der Weg frei für Gisdols Nachfolger Reis, der auf dem Fundament seines Vorgängers aufbaute und den Klub aus der Schwarzmeerregion in ungeahnte Höhen führt.
Samsunspor ist aktuell Tabellenzweiter und seit sieben Spielen ungeschlagen. 25 Punkte aus den ersten elf Spielen bedeuten für Samsun den besten Start der Vereinsgeschichte. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison stand der Verein aus dem Norden der Türkei noch auf dem letzten Tabellenplatz.
Die Vorzeichen für Reis standen im Sommer nicht nur wegen seines hochgeschätzten Vorgängers ungünstig. Samsunspor, das wegen ausstehender Gehaltszahlungen an den litauischen Ex-Spieler Arvydas Novikovas von der FIFA zu einer zweijährigen Transfersperre verdonnert worden war, durfte im Sommer keine neuen Spieler verpflichten.
Für Reis jedoch kein Problem: "Hier in Samsun wusste ich, was mich erwartet. Ich mag Herausforderungen", begründete der Deutsche kürzlich in einem Interview mit "11Freunde" seine Entscheidung, das Jobangebot aus der Türkei anzunehmen.
Thomas Reis (mitte) jubelt mit seinen Spielern und den Fans
Drei ehemalige Bundesligaprofis im Team
Trotz der Transfersperre gab es bei Samsunspor einen großen Kaderumbruch mit 19 Ab- und 17 Zugängen. Diese 17 Zugänge waren aufgrund der Sperre jedoch nur Jugendspieler und Leih-Rückkehrer.
Dementsprechend müssen es die Spieler richten, die schon unter Gisdol den Erfolg zurück nach Samsun brachten. Bester Torschütze des Tabellenzweiten ist mit fünf Treffern der Däne Carlo Holse, der 2023 aus Trondheim ans Schwarze Meer gewechselt war.
Auch ehemalige Bundesligaspieler im Kader
Neben dem Trainer gibt es im Kader der Überraschungsmannschaft auch drei Spieler mit Bundesligavergangenheit. Sowohl Landry Dimata (VfL Wolfsburg) als auch Kingsley Schindler (Holstein Kiel, 1. FC Köln, Hannover 96) und Rick van Drongelen (Hamburger SV, Union Berlin, Hansa Rostock) spielen eine wichtige Rolle unter Reis - Verteidiger van Drongelen etwa verpasste bisher keine einzige Minute auf dem Feld.
Für Reis ist die Defensive um den niederländischen Abwehrchef der Hauptgrund für den erfolgreichen Saisonstart: "In der Türkei werden Angreifer oft mal laufen gelassen. Wir wollen aber immer nah dran sein. Das ist natürlich nur möglich, weil unser Athletiktrainer die Mannschaft fit gemacht hat", erklärte der Trainer bei "11Freunde".
Rick van Drongelen (l.) nimmt unter Reis eine tragende Rolle ein
Perfekte Auswärtsbilanz steht auf dem Spiel
Gegen Tabellenführer Galatasaray Istanbul steht für Samsun die bisher perfekte Auswärtsbilanz auf dem Spiel. Fünfmal ist die Mannschaft von Reis in dieser Saison auswärts angetreten, fünfmal ging sie als Sieger vom Feld.
Sollte am Sonntag der sechste Sieg folgen, würde der Tabellendreizehnte des Vorjahres in der Tabelle zum Rekordmeister aufschließen. Es wäre zudem der erste Sieg Samsunspors gegen den Ligaprimus seit Februar 2005.
Galatasaray noch mit weißer Weste
Doch auch "Gala" befindet sich aktuell in bestechender Form und hat in dieser Spielzeit zumindest in der Süper Lig noch keine Niederlage hinnehmen müssen. Der Kader des Spitzenreiters ist gespickt mit international erfahrenen Spielern, darunter ebenfalls einige ehemalige Bundesligaprofis.
Neben Kerem Demirbay, der für den HSV, Hoffenheim und Bayer Leverkusen insgesamt 184 Bundesligaspiele absolvierte, sowie dem Ex-Kölner Ismail Jakobs spielt seit diesem Sommer auch Roland Sallai in Istanbul. Der Ungar wechselte im Sommer aus Freiburg in die Metropole am Bosporus.
Es gilt, Osimhen zu stoppen
Und dann wäre da noch Neuzugang Victor Osimhen. Der nigerianische Topstürmer überwarf sich mit dem SSC Neapel und sein letzter Ausweg vor einer Saison auf der Tribüne war die im September erfolgte Leihe zu Galatasaray. Der türkische Tabellenführer und Osimhen profitierten davon, dass das Transferfenster in der Türkei länger geöffnet ist als in den europäischen Topligen.
Mit wettbewerbsübergreifend zehn Scorerpunkten (sechs Tore, vier Assists) in acht Spielen hat sich der Serie-A-Torschützenkönig von 2023 gut in Istanbul eingelebt. Noch am Donnerstag schoss er Gala mit einem Doppelpack zu einem 3:2-Heimsieg gegen Tottenham in der Europa League.
Victor Osimhen
Auch ihn gilt es für die Mannschaft von Thomas Reis zu stoppen, wenn der sechste Auswärtssieg in Serie gelingen soll. Denn obwohl Trainer Reis weiterhin den Klassenerhalt als vorrangiges Ziel ausgibt, fängt man in der Hafenstadt am Schwarzen Meer langsam an zu träumen.