Victor Boniface (Nigeria) gegen Majdi Erteiba (Libyen)

"15 Stunden auf verlassenem Flughafen" Nigeria boykottiert Fußballspiel in Libyen

Stand: 14.10.2024 14:45 Uhr

Die nigerianische Fußball-Nationalmannschaft boykottiert das für Dienstag angesetzte Auswärtsspiel in Libyen wegen Sicherheitsbedenken. Man sei "unmenschlich" behandelt worden, so der Verband.

Wie der nigerianische Verband mitteilte, werde das Team nicht zum in Bengasi angesetzten Qualifikationsspiel für den Afrika-Cup antreten und stattdessen umgehend in die Heimat reisen.

Grund dafür ist, dass die Delegation seit ihrer Ankunft am Sonntag "unmenschlich behandelt" worden sei.  Demnach sei laut Verband die Mannschaft mehr als 15 Stunden auf einem verlassenen Flughafen in der libyschen Stadt Al-Abraq festgehalten worden. Ursprünglich hätte das Team ins 230 Kilometer entfernte Bengasi fliegen sollen.

Nationalspieler Victor Boniface, der in der Bundesliga für Bayer Leverkusen spielt, hielt seine Follower mit einer Art Live-Ticker auf dem Laufenden. "Helft mir, meine Großmutter anzurufen und ihr zu sagen, dass es ihrem Enkel gut geht. Das ist krank", schrieb er unter anderem - oder: "Das wird jetzt unheimlich. Ihr könnt die Punkte haben. Wir wollen nur in unser Land zurückkehren."

"Sollen sie doch die Punkte haben"

Bei der Afrikanischen Fußballkonföderation (CAF) hat Nigeria nun eine formale Beschwerde eingereicht. "Als Mannschaftskapitän habe ich zusammen mit der Mannschaft entschieden, dass wir dieses Spiel NICHT spielen werden", schrieb William Troost-Ekong in den Sozialen Medien: "Sollen sie doch die Punkte haben." 

Nach den Vorkommnissen am Flughafen habe das Team Sicherheitsbedenken für die dreistündige Busfahrt von Al-Abraq nach Benina. "Wir werden es nicht akzeptieren, mit dem Auto irgendwohin zu fahren, denn selbst mit Sicherheitspersonal ist es nicht sicher."

Nigeria fordert Ausschluss Libyens

Delegationsmitglied Victor Ikpeba forderte Sanktionen gegen Libyen und unterstützte die Entscheidung zum Boykott des Spiels. "Wenn die CAF ihren Job versteht, sollte Libyen aus dem internationalen Fußball ausgeschlossen werden", sagte Afrikas Fußballer des Jahres 1997 der Nachrichtenagentur AFP: "Das ist ein Hochrisikoland, und man fragt sich wirklich, wer dafür gesorgt hat, dass Libyen seine Spiele zu Hause austrägt."

Die BBC berichtet, dass es sich eventuell um eine Vergeltungsaktion der Libyer handeln könnte. Rund um das Hinspiel hatte sich der libysche Fußballverband ebenfalls darüber beklagt, über mehrere Stunden hinweg festgehalten worden zu sein.

Libyen weist Vorwürfe zurück

Der libysche Fußballverband wies laut BBC mittlerweile die Vorwürfe zurück. Man habe "größten Respekt vor unseren nigerianischen Kollegen und möchten ihnen versichern, dass die Umleitung ihres Fluges nicht beabsichtigt war", hieß es.

Es gebe keinen Grund, "den libyschen Sicherheitsteams oder der LFF vorzuwerfen, diesen Vorfall absichtlich inszeniert zu haben. Solche Handlungen stehen im Widerspruch zu unseren Werten und Prinzipien."

Das Hinspiel hatte Nigeria am vergangenen Freitag mit 1:0 gewonnen. Die Super Eagles sind in Gruppe D mit sieben Punkten Tabellenführer, Libyen ist mit einem Zähler Schlusslicht.