Luis Enrique

FIFA WM 2022 Keine WM-Experimente - Spanien will den Gruppensieg

Stand: 30.11.2022 21:38 Uhr

Um ein WM-Aus zu verhindern, braucht Deutschland Schützenhilfe von Spanien. Engster Verbündeter des DFB ist dabei Trainer Luis Enrique, der allen Spekulationen um mögliches Taktieren ein Ende bereitet.

Nach dem 1:1 gegen Deutschland gab es von Spaniens Spielern jede Menge Versprechen in Richtung der deutschen Mannschaft. Egal, ob Dani Olmo, Dani Carvajal oder Àlvaro Morata: Der allgemeine Tenor war, dass man im letzten Gruppenspiel gegen Japan gewinnen werde. Und auch Trainer Luis Enrique wollte seinen deutschen Kollegen nicht hängen lassen und verabredete sich mit Hansi Flick für ein Wiedersehen im WM-Finale.

Flick und Enrique - das Date im WM-Finale

"Als wären wir ein Paar", erzählte Enrique auf seinem Twitch-Kanal, auf dem er regelmäßig Fragen von Fans beantwortet: "Halb im Scherz, halb im Ernst haben wir gesagt: Wir sehen uns am 18. Dezember wieder. Hoffentlich wird es wahr." Damit dieses Date Realität werden kann, ist Deutschland nicht nur auf einen eigenen Sieg gegen Costa Rica, sondern auch auf ein erfolgreiches Abschneiden der Spanier gegen Japan (01.12.2022, 20.00 Uhr, Radio-Livereportage und Ticker bei sportschau.de) angewiesen.

Doch seit dem Schlusspfiff beim 1:1 zwischen Deutschland und Spanien sind mittlerweile einige Tage vergangen. Genug Zeit also für Rechenspiele und Spekulationen. In Spaniens Medien wurde viel geschrieben. Darüber, dass der Rasen des Khalifa Stadium arg beansprucht wirkt, was den technisch starken Spaniern gegen Japan zu schaffen machen könnte. Man sprach darüber, ob die alten, erfahrenen Spieler wie Sergi Busquets, Carvajal und Jordi Alba eine kleine Pause gut gebrauchen könnten.

Absichtlich verlieren, um Brasilien aus dem Weg zu gehen?

Und man fragte sich, ob ein Sieg gegen Japan wirklich das beste Ergebnis ist. Zum einen würde man als Gruppenzweiter aller Voraussicht nach einem Viertelfinal-Duell mit dem WM-Mitfavoriten Brasilien aus dem Weg gehen. Zum anderen würde sich ein Ausscheiden Deutschlands sicher nicht negativ auf die Titel-Chancen der Spanier auswirken.

Alles Überlegungen, die der deutschen Nationalmannschaft nicht allzu gut gefallen dürften. Denn ein Unentschieden Spaniens sollte es mindestens werden, wenn Deutschland die K.o.-Runde erreichen möchte. Und dass die japanische Nationalmannschaft keine Laufkundschaft ist, davon kann die DFB-Elf nach ihre 1:2-Auftaktniederlage gegen die Asiaten nur zu gut berichten.

Enrique: "Wir wollen Erster werden"

Doch Flick kann froh sein, dass er in Enrique einen Kollegen hat, der nicht nur ein guter Trainer, Sportsmann und Motivator, sondern auch kein Freund von Spekulationen ist. Er brauchte vier Sätze, um die großen Mediendebatten allesamt abzubügeln: "Es gibt noch das Abschlusstraining, um sich auf eine Aufstellung festzulegen. Wir spekulieren über keine Spieler", sagte Enrique und fuhr fort: "Alles, worüber wir nachdenken, ist gewinnen. Wir wollen Erster werden."

Flick und Enrique umarmen sich

Gleichgesinnte unter sich: Hansi Flick und Luis Enrique nach dem 1:1 zwischen Deutschland und Spanien.

Also: keine groß angelegte Personalrochade, kein Taktieren mit einem möglichen zweiten Tabellenplatz. Obwohl der spanische Nationaltrainer zugab, dass es zumindest kurz Gespräche darüber gab, ob es nicht doch clever wäre, Brasilien aus dem Weg zu gehen. "Es ist menschlich, darüber zu sprechen. Wir haben es auch getan. Aber das bringt alles nichts. Wir können keine Milchmädchenrechnung aufmachen. Der Leistungssport kennt keine Spekulationen. Wenn wir Erste werden, bedeutet es, dass wir die Besten waren", erklärte Enrique.

WM-Aus? Enrique malt das Horroszenario

Außerdem scheint Enrique seinem deutschen Kollegen Flick und dessen Team nicht so ganz zu vertrauen. Denn in der Pressekonferenz rechnete er extra noch einmal vor, wie Spanien trotz der komfortablen Ausgangsposition doch noch ausscheiden könnte: "Stellt euch vor: In beiden Spielen steht es 0:0. Und in der 95. Minute treffen plötzlich Japan und Costa Rica. Dann bist du draußen."   

Auf Unentschieden zu spielen liegt ohnehin nicht in der DNA dieser spanischen Mannschaft, die mit ihrem zielgerichteten Ballbesitz-Fußball und spielerischer Leichtigkeit zu einer der Attraktionen bei der Weltmeisterschaft geworden ist.

Enrique: "Fußball ist Spektakel"

Das ist auch im Sinne ihres Trainers: "Im Fußball haben wir ein Stück weit den inneren Kompass verloren", sagte Enrique auf Twitch, bevor er zum Rundumschlag ansetzte: "Die Trainer denken nur noch ans Verteidigen. Wir sehen es bei der Weltmeisterschaft: Hier greifen alle nur an, wenn das Spiel schon fast verloren ist. Ich sehe es anders. Fußball ist eine Show, ein Spektakel. Du musst zeigen, dass du Lust hast, zu spielen."

Eine ähnliche Ansicht vom Fußball hat auch Flick. Ein Grund, warum sich die beiden Trainer gut verstehen. Damit es mit dem Date am 18. Dezember klappen kann, müssen ihre Spieler am Donnerstag diese Idee auch auf den Platz bringen.