FIFA WM 2022 Messi, Weghorst, Elfmeterschießen - ein WM-Spektakel in drei Akten
Ein Traumpass, ein Ausgleich in der elften Minute der Nachspielzeit und Entscheidung vom Elfmeterpunkt: Das WM-Viertelfinale zwischen den Niederlanden und Argentinien hatte alles zu bieten, was das Fußballerherz begehrt.
Im zweiten Viertelfinale dieser WM traf Südamerikameister Argentinien auf das europäische Spitzenteam der Niederlande. Es war das Duell zweier Altmeister: Lionel Messi gegen Louis van Gaal. Der eine auf dem Platz, der andere an der Seitenlinie. Die Erwartungen waren hoch, sie wurden übertroffen: Es wurde ein Drama in drei Akten - mit dem besseren Ausgang für die Argentinier.
Erster Akt: Messis magischer Moment
Das Spiel begann ruhig und vorsichtig. Auf beiden Seiten gab es nur wenig Chancen. Und es sah auch nicht besonders gefährlich aus, als Lionel Messi in der 35. Minute an den Ball kam. Gute 30 Meter war der argentinische Superstar vom Tor entfernt - die niederländische Defensive stand gut. Doch dann der geniale Moment: Messi schickte Nahuel Molina mit einem Steilpass. Vorbei an allen Spielern in Orange. Molina nahm den Ball an und spitzelte ihn ins Netz.
Hätte Messi den Pass nur eine halbe Sekunde früher oder später gespielt, dann wäre er wohl an einem niederländischen Verteidiger hängengeblieben. Auf Twitter mutmaßte ein User sogar, dass Messi der Einzige im Stadion war, der in diesem Moment eine Chance sah - und sie nutzte.
Im Netz überschlugen sich die Reaktionen auf diesen Pass, der weitaus mehr bejubelt wurde als der Torabschluss. Manche wollten Messis Vorlage sogar heiraten, so sehr hatten sie sich in sie verliebt. Auch prominente Fans konnte er gewinnen - wie den schottischen Tennis-Star Andy Murray.
Zweiter Akt: Der Wout-Weghorst-Wahnsinn
Messi erhöhte in der zweiten Hälfte per Elfmeter. Zu diesem Zeitpunkt, nach 73 Spielminuten, schien Argentinien schon mit einem Bein im Halbfinale. Fünf Minuten später - in der 78. Minute des Spiels - wurde aufseiten der Niederländer Wout Weghorst eingewechselt. Eine echte "Neun", die den späten Torerfolg bringen sollte.
Er lieferte wie bestellt, Weghorst traf kurz nach seiner Einwechslung per Kopf. Nur ein Tor fehlte zur Verlängerung. Doch die Zeit lief der "Elftal" davon - auch in den langen zehn Minuten Nachspielzeit konnte sie nicht ausgleichen. Ein Freistoß in der elften Minute der Verlängerung war dann die letzte Hoffnung: Statt direkt aufs Tor zu zirkeln, passte Koopmeiners den Ball aber flach auf Weghorst.
"Die Idee ist sensationell", lobte Sportschau-Experte Bastian Schweinsteiger den Freistoßtrick der Niederländer: "Auch wie Weghorst das macht, er wird ja eigentlich gedeckt. Da haben sie uns alle überrascht. Deswegen: Hut ab. Weghorst macht das super, wie er da den Körper reinstellt." Das Tor in wirklich allerletzter Minute sorgte für Extase bei den Niederländern - und unerwartet für 30 weitere Minuten.
Dritter Akt: Endgültige Entscheidung im Elfmeterschießen
Doch die Verlängerung brachte zunächst wenig weitere Highlights. Argentinien nutze zwei späte Chancen nicht, es kam zum Elfmeterschießen. Die Niederlande konnten die ersten beiden Elfmeter nicht versenken, zweimal parierte der argentinische Torwart Emiliano Martínez stark. So geriet "Oranje" schnell in Rückstand - den es nicht mehr aufholen konnte. Lautaro Martínez, Namensvetter des Torhüters, sorgte dann für das endgültige Weiterkommen der "Albiceleste".
"Es ist unglaublich. Wir haben am Ende sehr, sehr gelitten. Wir dachten, wir seien schon durch und haben es einfach nicht geglaubt, dass es noch soweit kommen kann", resümierte Lionel Messi die Partie. "Aber davon darf man sich nicht beeindrucken lassen und weitermachen. Wir wussten dann, dass wir im Elfmeterschießen alle zusammenstehen müssen und zum Glück hat es geklappt."
Für Messi besteht durch diese Partie weiterhin die Chance, seine Karriere mit einem WM-Titel zu vergolden. Neben ihm war ein zweiter Mann Held der Südamerikaner. Emiliano Martínez hielt zwei Elfmeter und ebnete damit den Weg: "Wir haben das für unser Land gemacht, für 45 Millionen Argentinier. Unserem Land geht es so schlecht, jetzt ist ein bisschen Freude. Das ist so schön."
Jetzt spielen sie im Halbfinale gegen Kroatien. Warum sollte jetzt der Titel folgen? "Weil wir Leidenschaft haben, weil wir Herz haben. Und weil wir es für 45 Millionen Argentinier machen", sagte Martínez nach dem Schlusspfiff. Doch dieses Viertelfinale war nicht nur für die Argentinier gemacht - sondern für jeden Fußballfan auf dieser Welt.