FIFA WM 2022 Bei der Nachspielzeit bricht die WM alle Rekorde
Die Fußball-WM in Katar stellt an den ersten Spieltagen bereits neue Rekorde auf: So viel Nachspielzeit wie in den bisherigen WM-Partien gab's noch nie.
Die Fußball-WM 2022 in Katar fordert das Sitzfleisch der Fans. Insgesamt 24 Minuten Nachspielzeit - 14 in der ersten, zehn in der zweiten Halbzeit - gab's im Gruppe-B-Match zwischen England und dem Iran offiziell. Doch selbst die reichte nicht aus. Das 2:6 durch Irans Mehdi Taremi fiel in der 13. Minute der Nachspielzeit in Durchgang zwei.
Seit der detaillerten Erfassung der Spieldaten 1966 war dies das späteste Tor bei einer Fußball-Weltmeisterschaft. Ein Rekord für die Ewigkeit? Der Niederländer Davy Klaassen kam mit seinem 2:0 gegen den Senegal in der 90.+9. Minute da schon fast ran. Und bei der Partie zwischen den USA und Wales gab es zwar kein spätes Tor, aber auch hier beendete der Schiedsrichter die Nachspielzeit im zweiten Abschnitt nach satten elf Minuten.
Auch am Dienstag (22.11.2022) zogen sich die Partien deutlich in die Länge. Beim sensationellen 1:2 der Argentinier gegen Saudi-Arabien gab es in der zweiten Hälfte 14 Minuten Nachspielzeit. Bei der Nullnummer zwischen Polen und Mexico gab's acht Minuten obendrauf, beim ebenfalls torlosen Match zwischen Dänemark und Tunesien sieben Minuten.
WM-Schiedsrichter sollen Netto-Spielzeit erhöhen
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass zahlreiche WM-Partien noch länger laufen werden. Denn Schiedsrichterchef Pierluigi Collina vom Fußball-Weltverband FIFA hatte bereits vor dem Turnier angekündigt, dass die Regelhüter in Katar akribisch auf die Netto-Spielzeit schauen werden. "Wir werden die Nachspielzeit sehr sorgfältig kalkulieren und versuchen, die Zeit auszugleichen, die durch Zwischenfälle verloren geht", sagte Collina: "Wir wollen nicht, dass es in einer Halbzeit nur 42 oder 43 Minuten aktives Spiel gibt, das ist nicht akzeptabel."
Fast zehn Minuten Nachspielzeit könnten die Regel werden
Auf jeden Fall wird bei den WM-Partien genauestens auf Torjubel, Auswechslungen, Verletzungen oder Platzverweise geachtet. Die dadurch verlorene Zeit werde auf jeden Fall nachgespielt. "Sieben, acht, neun Minuten Nachspielzeit", erwartet Collina in der Regel.
Bald auch in der Bundesliga Realität?
Auch in der Bundesliga könnten längere Nachspielzeiten bald Realität sein. So prophezeit der frühere Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher gegenüber der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten": "Große Turniere waren schon immer ein Probierfeld für gewisse Neuerungen. Dieser Trend wird sicher auch in der Bundesliga ankommen."
Der 53-Jährige würde verlängerte Nachspielzeiten in der Bundesliga begrüßen: "Die Spieldauer war schon immer ein Gegenstand von Debatten. Längere Nachspielzeiten sind im Zweifel der richtige Ansatz, um Diskussionen zu minimieren." Dabei gelte eine Einschränkung: Wenn das Spiel längst entschieden sei, sollten die Unparteiischen das Spiel nicht aus reinen Formalitätsgründen in die Länge ziehen.
Dass es beim Spiel zwischen England und dem Iran allerdings dann gleich 24 Minuten obendrauf gab, hatte noch weitere Gründe. Irans Torwart Ali Beiranvand wurde nach einem Zusammenprall länger behandelt und später ausgewechselt, dann sorgte auch ein längerer Videobeweis für Verzögerungen. Der Normalfall dürfte eine Nachspielzeit von insgesamt über 20 Minuten bei dieser WM also nicht sein.