FIFA WM 2022 Messi giftet nach Karten-Rekord gegen den Schiedsrichter
Schiedsrichter Mateu Lahoz wirft beim WM-Viertelfinale zwischen Argentinien und den Niederlanden mit Karten um sich und stellt einen Rekord auf. Spieler und Experten kritisieren seine Leistung. Erstaunlich: Es hätte sogar noch mehr Platzverweise geben müssen.
Auch am Tag danach gehen die Meinungen über die korrekte Anzahl der Karten beim WM-Viertelfinale zwischen Argentinien und den Niederlanden (4:3 i.E.) noch auseinander. Einige wollen 19 Verwarnungen gesehen haben, andere sprechen von insgesamt 15 Gelben Karten. Den Platzverweis gegen Denzel Dumfries haben nicht einmal die TV-Kameras eingefangen.
Weghorst sieht Gelb auf der Bank
Laut FIFA, und das ist in diesem Fall die beste Quelle, zeigte Schiedsrichter Mateu Lahoz am Freitag (9.12.2022) 15 Spielern eine Gelbe Karte. Darunter Wout Weghorst, als dieser noch auf der Bank saß.
Argentiniens Co-Trainer Walter Samuel und sein Chef Lionel Scaloni wurden ebenfalls für Aktionen außerhalb des Platzes verwarnt. Dumfries flog zudem nach Schlusspfiff vom Platz. Macht summa summarum 17 Mal Gelb und einmal Gelb-Rot. WM-Rekord.
Die FIFA-Disziplinarkommission hat gegen die Niederlande und gegen Argentinien Ermittlungen aufgenommen. Laut FIFA-Disziplinarreglement können gegen Teams, die in einem Spiel mehr als fünf Gelbe Karten sehen, Disziplinarmaßnahmen eingeleitet werden. Saudi-Arabien musste bereits wegen zwei Partien in der Gruppenphase mit jeweils sechs Gelben Karten zwei Mal 15.000 Schweizer Franken (ca. 15.000 Euro) zahlen. Argentinien wird darüber hinaus ein Verstoß gegen Sicherheitsregeln vorgeworfen.
2006 gab es vier Gelb-Rote Karten in einem Spiel
Die bis dato kartenreichsten Partien: Kamerun gegen Deutschland bei der WM 2002 mit zwölf Gelben und zwei Gelb-Roten Karten. 2006 hatte es beim Duell zwischen Portugal und den Niederlanden zudem acht Gelbe und vier Gelb-Rote Karten gegeben.
Van Dijk und Paredes hätten vom Platz fliegen müssen
Bemerkenswert: Hätte Lahoz, der zwischenzeitlich komplett die Linie und die Kontrolle über das Spiel verlor, richtig durchgezogen, hätte es in der 89. Minute sogar noch zwei weitere Platzverweise geben müssen. Argentiniens Leandro Paredes hatte zunächst Nathan Aké rüde gefoult und dann den Ball in Richtung der niederländischen Bank gedroschen. In der anschließenden Rudelbildung streckte Virgil van Dijk den argentinischen Übeltäter nach einem 30-Meter-Anlauf per Bodycheck nieder.
"Paredes hätte für das Foul die Gelbe Karte und für die unsportliche Aktion danach Gelb-Rot sehen müssen. Van Dijks Stoß war eine Tätlichkeit", fasste Alex Feuerherdt von "Collinas Erben" die Szene bei Twitter zusammen. "Hier hätte es eine Gelb-Rote Karte und eine Rote Karte geben müssen", kritisierte auch Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich bei "MagentaTV". Lahoz gab Paredes Gelb, van Dijk sah gar keine Karte. "Da ist ihm das Spiel entglitten", so Ittrich.
Messi und Martinez attackieren den Schiedsrichter
Dementsprechend vernichtend fielen auch die Urteile der Spieler aus. Allen voran Superstar Lionel Messi, der sich nach Schlusspfiff zunächst mit Louis van Gaal und Wout Weghorst angelegt hatte, ließ kein gutes Haar an dem spanischen Unparteiischen. "Ich möchte nicht über den Schiri reden, weil man dann sofort bestraft wird", sagte Messi und redete dann über den Schiri: "Ich war ziemlich verärgert. Sie können nicht einen Referee in einem so wichtigen Spiel aufbieten, wenn er den Anforderungen nicht gerecht wird."
Argentiniens Torhüter Emiliano Martinez ging sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnete Lahoz als den "mit Abstand schlechtesten Schiedsrichter der Weltmeisterschaft". Dass Messi bei einem klaren Handspiel verschont worden war und keine Gelbe Karte gesehen hatte, verschwiegen beide. Da Messi später wegen Meckerns eine Gelbe Karte sah, hätte er - hypothetisch - sogar vom Platz fliegen müssen.
Die WM ist bislang sehr fair
Auch deshalb gehört zur ganzen Wahrheit auch dazu, dass das hitzige Duell alles andere als leicht zu leiten war und auch die insgesamt 43 Fouls einen Rekord bedeuteten. So viele unfaire Aktionen hatte es zuvor noch in keinem Spiel dieser WM gegeben. Das Finale, für das der Spanier Lahoz einer der aussichtsreichsten Kandidaten war, wird er aber wohl nicht pfeifen.
Die Kartenflut ist außerdem auch deshalb so auffällig, weil der bisherige Turnierverlauf sehr fair war und die Schiedsrichter mit vergleichsweise wenigen Karten auskamen. Bis zum Viertelfinale gab es gerade einmal zwei Platzweise (Rot für den walischen Keeper Wayne Hennessey, Gelb-Rot für Kameruns Vincent Aboubakar), mit 181 Gelben Karten wurde der Schnitt der ebenfalls fairen WM 2018 noch einmal unterboten.
Zum Vergleich: Bei der WM 2006 in Deutschland gab es 28 Platzverweise. Lahoz pfiff damals noch in der zweiten spanischen Liga.
Wann? | Wer? |
---|---|
31. Minute | Walter Samuel (Co-Trainer Argentinien) - Gelb |
43. Minute | Jurrien Timber - Gelb |
43. Minute | Marcos Acuna - Gelb |
45. Minute | Cristian Romero - Gelb |
45.+2 Minute | Wout Weghorst - Gelb |
76. Minute | Memphis Depay - Gelb |
76. Minute | Lisandro Martinez - Gelb |
88. Minute | Steven Berghuis - Gelb |
89. Minute | Leandro Paredes - Gelb |
90. Minute | Lionel Scaloni (Trainer Argentinien) - Gelb |
90. +10 Minute | Lionel Messi - Gelb |
90.+12 Minute | Nicolas Otamendi - Gelb |
91. Minute | Steven Bergwijn - Gelb |
109. Minute | Gonzalo Montiel - Gelb |
112. Minute | German Pezzelle - Gelb |
im Elfmeterschießen | Denzel Dumfries - Gelb |
nach Abpfiff | Denzel Dumfries - Gelb-Rot |
nach Abpfiff | Noa Lang - Gelb |