FIFA WM 2022 Deutschland leckt die Wunden nach dem WM-Aus
Deutschland scheidet schon wieder früh bei einem großen Turnier aus. Thomas Müller kündigt seinen Rücktritt an, Hansi Flick schiebt die Schuld auf die Defensive, Kai Havertz fordert Veränderungen.
Das war es schon. Schon wieder war es das. Aus nach der Vorrunde, das dritte frühe Scheitern bei einem großen Turnier nacheinander. Für Thomas Müller war es das vermutlich auch in der Nationalmannschaft. Direkt nach dem Abpfiff seines 121. Länderspiels richtete er am Mikrofon der Sportschau Worte an die Fans, die kaum einen anderen Schluss zulassen.
Bundestrainer Flick will weitermachen
Der Bundestrainer will bleiben. Hansi Flick wiederholte seine Worte, die er am Tag vor dem Spiel schon gewählt hatte. "Von mir aus bleibe ich", so Flick. Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gibt es keine Signale, dass der Bundestrainer anderthalb Jahre vor der Europameisterschaft im eigenen Land infrage gestellt wird.
Auch Bierhoff und Neuer wollen weitermachen
Ähnliche Signale kamen von DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff und Kapitän Manuel Neuer. "Das schließe ich gerade aus", sagte Bierhoff auf die Frage nach einem möglichen Rücktritt, auch wenn er wisse, "dass der Mechanismus jetzt losgeht, dass die Diskussion stattfindet".
Der 36-Jährige Kapitän und Torwart Manuel Neuer sieht sein Ende im Nationalteam ebenfalls noch nicht. "Ja, soweit ich eingeladen werde und meine Leistung zeige, kann ich das ausschließen", erklärte er.
Wie ein 4:2-Sieg auf die Stimmung drückt
Mit einem 4:2-Sieg gegen Costa Rica begann 2006 die WM in Deutschland, Wochen voller Euphorie, die im Halbfinale jäh gestoppt wurde. Ein 4:2-Sieg gegen Costa Rica stoppte am Donnerstag (01.12.2022) den "Weg zurück an die Weltspitze", den der DFB bis zur EM gegangen sein wollte. Ob das neuerliche Scheitern auf die Stimmung drücke, wurde Flick gefragt, und er antwortete niedergeschlagen: "Die Stimmung war vorher auch schon nicht dolle."
Eine der schwierigsten Phasen der Nationalmannschaftsgeschichte
Die deutsche Nationalmannschaft macht eine der schwierigsten Phase in der Nachkriegsgeschichte durch. Hansi Flick will sich bei der Aufarbeitung und Analyse nicht so lange Zeit lassen wie sein Vorgänger Joachim Löw, der sich nach dem Aus bei der WM in Russland wochenlang aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Im Stadion Al Bayt, in dem er ein paar Tage vorher nach dem überzeugenden Spiel gegen Spanien auf eine "Initialzündung" gehofft hatte, gab Flick aber schon ein paar Hinweise.
Flick vermisst die Defensivarbeit
"Es hat uns immer ausgezeichnet, dass wir verteidigen konnten", sagte er, und er sagte damit auch, dass die deutsche Mannschaft es nicht mehr kann. Zwei Tore schoss Costa Rica, das in den beiden Spielen zuvor einen Schuss aufs Tor verzeichnete, der zum 1:0 gegen Japan führte.
Schon nach der ersten Halbzeit, nach der es 1:0 für Deutschland stand, sei er "richtig sauer" gewesen, sagte Flick. Zu häufig hätten sich für den Gegner gefährliche Situationen ergeben. Mit der Offensive ging der Bundestrainer deutlich rücksichtsvoller um. Er verteidigte auch die Aufstellung von Thomas Müller im Angriffszentrum statt des klassischen Stürmers Niclas Füllkrug.
Das 4:2 hätte trotz all der Mängel im deutschen Spiel - und dazu gehörten außer der schwachen Defensivleistung auch viele mangelhafte Abschlüsse - für ein Weiterkommen gereicht, wenn Spanien mindestens einen Punkt gegen Japan geholt hätte.
Flick hat keinen Groll auf Spanien
"Ich schaue nie nach anderen Mannschaften", sagte Flick auf die Frage, ob er einen Groll gegen die Spanier hege. Das Ausscheiden habe sich Deutschland selbst zuzuschreiben, in erster Linie wegen der schwachen 20 Minuten gegen Japan, in denen aus einem 1:0 ein 1:2 wurde.
Kai Havertz schaute schon auf die Spanier. Der Stürmer, der mit zwei Treffern wesentlichen Anteil daran hatte, dass der zwischenzeitliche Rückstand gegen Costa Rica gedreht wurde, sagte: "Ich bin wütend über beides." Gemeint waren die eigene Leistung und der spanische Trainer Luis Enrique, der seine Startelf auf mehreren Positionen geändert hatte.
Havertz: "Wir müssen etwas ändern"
"Wie im Horrorfilm", fühlte sich Havertz, der auch forderte: "Es muss einiges passieren. Das lässt uns alle ein bisschen nachdenken, was falsch läuft und was wir ändern müssen. Klar ist, dass wir etwas ändern müssen."