FIFA WM 2022 England stürmt ungeschlagen ins WM-Achtelfinale - Wales weint
Mitfavorit England ist souverän in die K.o.-Runde bei der Weltmeisterschaft in Katar eingezogen. Im "Inselduell" gegen Wales setzten sich die Schützlinge von Trainer Gareth Southgate im Ahmed bin Ali Stadium von Al-Rajjan mit 3:0 (0:0) durch. Achtelfinalgegner der Engländer ist der Senegal.
In der ersten Hälfte bissen sich die Engländer an Wales die Zähne aus, nach dem Wechsel klingelte es binnen 60 Sekunden zwei Mal. Marcus Rashford versenkte einen Freistoß (50. Minute), Phil Foden (51.). legte nach Querpass von Harry Kane nach. Nach einem kurzen Aufbäumen von Wales machte Rashford (68.) mit seinem zweiten Tor alles klar.
Die Engländer standen schon vor dem abschließenden Gruppenspiel mit eineinhalb Beinen im Achtelfinale, hätten zum Ausscheiden schon mit mindestens vier Toren Differenz gegen Wales verlieren müssen. Dass sie das Spiel nicht auf die leichte Schulter nahmen, lag auch am Achtelfinalgegner.
Als Gruppensieger gehen die "Three Lions" den Niederlanden aus dem Weg und bekommen es am Sonntag im WM-Achtelfinale (04.12.2022, 20.00 Uhr) stattdessen mit dem vermeintlich schwächeren Team aus dem Senegal zu tun. "Wir sind nun (im Achtelfinale, d.Red.) die Favoriten auf dem Papier, das wissen wir. Aber wir spielen gegen ein sehr gefährliches Team", sagte Southgate.
Bitterer Abgang von Bale
Für Wales endete die erste WM-Teilnahme nach 64 Jahren trostlos. Mit nur einem Punkt und einem Tor verabschiedete sich die Elf um Rekordnationalspieler Gareth Bale aus dem Turnier. Für den 33-jährigen Bale, während des gesamten Turniers ein Schatten seiner selbst, war seine mutmaßlich letzte Weltmeisterschaft schon zur Pause vorbei. Er blieb in der Kabine.
Southgate mit vier Wechseln
Southgate, der gegen die USA und Iran der gleichen Startelf vertraut hatte, rotierte erstmals und wechselte gleich auf vier Positionen. Phil Foden, Jordan Henderson und Marcus Rashford sollten für mehr Offensivpower als beim 0:0 gegen die USA sorgen, Kyle Walker startete als Rechtsverteidiger. Dafür saßen Kieran Trippier, Bukayo Saka, Mason Mount und Raheem Sterling auf der Bank.
Während Southgate die Qual der Wahl hatte, war sein Trainerkollege Rob Page zum Wechsel gezwungen, weil Stammkeeper Wayne Hennessey gesperrt fehlte. Anstelle des Rotsünders stand Danny Ward zwischen den Pfosten. Mit seinem historischen Platzverweis - er flog als erster Waliser bei einer WM vom Platz - hatte das Dilemma für Wales gegen Iran (0:2) begonnen. Beide Tore kassierten die "Dragons" in der Schlussphase in Unterzahl.
England sofort im Vorwärtsgang
Gegen England sah Wales auch bei personellem Gleichstand auf dem Rasen keinen Stich. Page ahnte schon, dass es ein schwieriges Unterfangen werden würde, sprach von "einer harten Prüfung". Wie groß der Respekt vor dem schier übermächtigen Gegner war, zeigten die ersten Minuten.
Wales setzte auf ein Abwehrbollwerk, baute zwei Viererketten vor dem Strafraum auf, überließ dem "Bruder" den Ball und versuchte es mit einer Mauertaktik. Das funktionierte - mit einer Ausnahme - in der ersten halben Stunde gut. Lediglich einmal fand Harry Kane mit einem Zuckerpass die Lücke. Der Stürmer von Tottenham Hotspur schickte Marcus Rashford steil, der tauchte frei vor Ward auf, brachte das Leder aber nicht am herausstürmenden Keeper vorbei (10.).
England ieß den Ball fein laufen. Es haperte aber an Tempo und Genauigkeit, um den Waliser Abwehrbeton zum Bröckeln zu bringen.
74 Prozent Ballbesitz, aber kein Tor
Der Favorit nahm erst nach 35 Minuten wieder Fahrt auf. Traumhaft vorbereitet vom bis dahin untergetauchten Dortmunder Jungstar Jude Bellingham schlenzte Paul Foden knapp am Tor vorbei. Auch Rashfords artistischer Fallrückzieher flog deutlich am Kasten vorbei (38.). Es war nur ein kurzes Offensiv-Flackern, danach standen sich die Engländer bis zum Pausenpfiff zu oft gegenseitig im Weg und machten aus 74 Prozent Ballbesitz viel zu wenig.
Marcus Rashford probiert es mit einem Fallrückzieher.
Wales - zwei Gegentore in 60 Sekunden
Und Wales? Fand 45 Minuten lang in der Offensive nicht statt und hatte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit plötzlich doch die Chance zur Führung. Joe Allen hämmerte von der Strafraumgrenze mit links über den Kasten. Es war der erste Torschuss der "Dragons", die nach der Pause kalt erwischt worden.
In der 50. Minute brach Rashford mit einem hammerharten Freistoß aus 18 Metern den Bann. Sekunden später setzte sich Kane auf der rechten Seite durch, passte perfekt auf den mitgelaufenen Foden, der aus sechs Metern nur noch einschieben musste und schon jubelte, ehe der Ball die Linie überquert hatte.
Rashford mit dem "Doppel-Tunnel"
Wales hatte die beiden Gegentore offenbar gebraucht, um aufzuwachen. Nach dem 0:2 scheiterten Dan James und Kieffer Moore mit zwei gewaltigen Fernschüssen knapp. Ein Treffer gelang dem Außenseiter nicht, stattdessen drehte Rashford auf. Auf engstem Raum behauptete der Stürmer von Manchester United in der 68. Minute den Ball, tunnelte erst Coonor Roberts und dann auch noch Keeper Ward und jubelte über seinen zweiten Treffer.
England blieb nach dem 3:0 am Drücker und hätte höher gewinnen müssen, doch Bellingham, Foden, Rashford und John Stones ließen klarste Chancen liegen. Wales war nur noch um Schadensbegrenzung bemüht, weil das gelang, wurde die Mannschaft von Tausenden Fans frenetisch gefeiert. "Das Problem war, dass wir innerhalb weniger Minuten die Gegentore bekommen haben. Wir haben alles gegeben und sind frustriert, dass wir aus dem Turnier ausgeschieden sind", sagte der walische Nationaltrainer Rob Page.