FIFA WM 2022 Dreierpack! Ronaldo-Vertreter Gonçalo Ramos lässt Portugal jubeln
Was für ein Wechsel, was für ein Triumph: Portugal trat im WM-Achtelfinale am Dienstagabend (06.12.2022) erstmals freiwillig ohne Cristiano Ronaldo an - und dessen Vertreter zerlegte die Schweiz fast im Alleingang.
Bei der 6:1-(2:0)-Demütigung für die bei diesem Turnier bisher so erfrischend frechen Schweizer wurde Portugals Startelf-Debütant und Ronaldo-Vertreter Gonçalo Ramos mit drei Toren zum Helden des Abends - "CR7" kam erst, als die Partie längst entschieden war. "Es ist die Erfüllung eines Traums, ich kann das alles noch nicht glauben", sagte der Youngster sichtlich ergriffen nach dem Schlusspfiff.
Dass er am Samstag (10.12.2022, 16 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) im Viertelfinale gegen Marokko wieder von Anfang an spielt, dürfte nach dieser Show als gesichert gelten.
"Strategische Gründe - nur für dieses Spiel"
Vor dem Anpfiff hatte Nationaltrainer Fernando Santos noch ausdrücklich betont, dass seine Entscheidung für den 21-jährigen Ramos und gegen Ronaldo nicht wegen dessen miesgelauntem Abgang nach seiner Auswechslung gegen Südkorea erfolgt sei: Die Maßnahme hätte allein "strategische Gründe für dieses Spiel", und natürlich musste er auf Nachfrage nochmal betonen: "Mehr ist es nicht. Cristiano ist Profi und wird nach seiner Einwechslung alles geben."
Bei der Hymne sang der 37-Jährige dann in der Tat voller Inbrunst mit, auf dem Spielfeld machte sich die Veränderung aber durchaus bemerkbar: Ohne den klaren Fixpunkt im Zentrum war bei allen anderen Offensivspielern mehr Bewegung zu verspüren, mehr Positionswechsel, einfach mehr Freiheit.
Vollspann in den Winkel
Zwar fehlte zunächst etwas der Zug zum Tor, doch das änderte sich schlagartig. In der 17. Minute steckte João Félix den Ball zu Gonçalo Ramos durch, der von halblinks mit keinem allzu guten Winkel einfach mal satt mit dem Vollspann draufhielt - die Kugel überraschte Yann Sommer im kurzen Eck und schlug mit 106 Stundenkilometern voll im Winkel ein.
Es war der erste Torschuss der Portugiesen und bestätigte die spektakuläre Personalentscheidung von Fernando Santos: Ganze 33 Länderspielminuten hatte der junge Stürmer von Benfica vor diesem Achtelfinale gesammelt, gleich seine erste Chance verwertete er. Übrigens auch zur sichtbaren Freude von "CR7", der sich von seiner Bank aus auf den Weg zur Eckfahne machte, um gemeinsam mit den Kollegen zu feiern.
"CR7" in der Jubeltraube
Das Tor ordnete die Verhältnisse auf dem Rasen nun eindeutig zugunsten der Portugiesen. Otávio nach einer präzisen Hereingabe von Raphael Guerreiro und noch einmal Ramos hätten schon erhöhen können. Die Schweiz wurde nur durch einen Freistoß von Xherdan Shaqiri gefährlich, den Diogo Costa noch so gerade am rechten Pfosten vorbeilenkte.
Cristiano Ronaldo springt auf - ganz ungewohnt mit einem Ersatzspieler-Leibchen
Dann durfte Cristiano Ronaldo schon wieder in der Traube mitjubeln, diesmal sogar mit einem noch älteren Weggefährten. Bruno Fernandes hatte nach einem Beinahe-Eigentor von Fabian Schär einen Eckball scharf ins Zentrum geschlagen, wo sich die Abwehrlegende Pepe umrahmt von Schär und Manuel Akanji hochschraubte - und die Kugel mit seinem ganzen Willen und seiner ganzen Wucht zum 2:0 einköpfte (33. Minute). Pepe krönte sich mit seinen 39 Jahren und 283 Tagen damit zum ältesten WM-Torschützen in einer K.o.-Runde. Noch älter war bei einem Treffer in der Gruppenphase nur der Kameruner Roger Milla.
Sommer rettet stark
Sommer war in dieser Szene komplett chancenlos, konnte sich dann aber noch einmal auszeichnen: In der 43. Minute tauchte schon wieder Ramos frei vor ihm auf, schloss präzise gegen die Laufrichtung des Keepers ab - der bekam aber so gerade noch die Fingerspitzen an den Ball und rettete das 0:2 in die Pause.
Da wäre eigentlich die Zeit gewesen, sich neu zu sortieren, offensiv zu wechseln, die Ausrichtung zu ändern - doch es änderte sich rein gar nichts. Die Schweiz fand auch weiterhin keinen Plan nach vorne, verteidigte nach wie vor viel zu luftig - und nach fünf Minuten war der Deckel drauf.
Dalot flankt, Gonçalo Ramos trifft
Dabei war es schon erstaunlich, wie viel Platz die gegen Serbien noch so aggressiven Schweizer auf der Außenbahn Diogo Dalot ließen, dessen Rechtsflanke erneut Gonçalo Ramos zum 3:0 verwertete - durch die Beine von Sommer.
Erst danach versuchte der Schweizer Coach Murat Yakin, mit einem Doppelwechsel in der 54. Minute Akzente nach vorn zu setzen, doch Sekunden später nahm das Debakel seinen Lauf: Guerreiro marschierte ungehindert auf Sommer zu und jagte den Ball zum 4:0 unter die Latte.
Portugals Fans fordern Ronaldo
Die Schweiz kam nach einer Ecke zwar zum 1:4 durch Akanji (58.), doch das Stadion hatte längst ein anderes Thema: Immer wurden nun "Ronaldoooooo"-Sprechchöre laut. Angesprochen fühlte sich allerdings zunächst nicht Coach Santos, sondern Ronaldo-Vertreter Ramos - der in der 66. Minute mit einem genialen Lupfer das 5:1 erzielte. Das Ende der Vorführung war aber auch das noch nicht: Rafael Leão schlenzte den Ball in der 92. Minute über den längst entnervten Sommer hinweg zum 6:1 ins Tor.
Ronaldo durfte übrigens ab der 73. Minute mitwirken, tauchte auch noch zweimal gefährlich im Schweizer Strafraum auf. Ein Tor blieb ihm aber verwehrt - und die Heldenrolle an diesem Abend war ja ohnehin längst anderweitig vergeben.