FIFA WM 2022 Trotz Blitz-Schock - Kroatien dreht Partie und wirft Kanada raus
Nach einem überragenden Auftritt von Andrej Kramarić hat Kroatien gute Chancen auf das WM-Achtelfinale. Kanada muss nach der zweiten Niederlage die K.o.-Runde abhaken.
Mit dem letztlich klar verdienten 4:1 (2:1)-Erfolg übernahmen die Kroaten am Sonntag (27.11.2022) bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar die Tabellenführung in der Gruppe F. Für die Nordamerikaner geht es im abschließenden Spiel gegen Marokko um nichts mehr, weil der Gegner genau wie Kroatien bereits vier Punkte auf dem Konto hat. Doch zu schämen brauchten sich die Kanadier für ihren Auftritt wie schon in ihrem ersten Match überhaupt nicht.
Davies zeigt sich unbeeindruckt
Zum Auftakt hatte Kanada gegen Belgien trotz 21:10 Torschüssen 0:1 verloren - unter anderem wegen zwei nicht gegebener Elfmeter. Einen von drei möglichen Strafstößen hatten sie in dieser Partie bekommen, doch den hatte Alphonso Davies verschossen.
Jegliche Zweifel, ob dieses Ereignis den Bayern-Spieler nachhaltig beeindruckt oder gar vom Weg abgebracht hat, waren gegen Kroatien nach 68 Sekunden verflogen.
Historischer WM-Treffer für Kanada
Kanada legte mit einem überfallartigen Angriff über rechts los, Tajon Buchanan flankte auf den zweiten Pfosten, wo Davies in die Spitze durchstartete. Kroatiens Innenverteidiger standen miserabel, Dejan Lovren hatte Davies gar nicht auf dem Radar, Josip Juranović war zwar näher bei ihm, verweigerte aber das Luftduell - so konnte sich der 22-Jährige vollkommen unbedrängt mit dem ersten Treffer für seine Nation bei einer Weltmeisterschaft in die Geschichtsbücher köpfen.
Bis zur 20. Minute wirkte dieser Schock bei den Kroaten nach. Sie kamen offensiv gar nicht in die Gänge und hatten defensiv vor allem auf den Außenpositionen große Mühe. Ein Abschluss von Andrej Kramarić war die erste Aktion, mit der der klare Favorit Gefahr ausstrahlte, Kanadas Keeper Milan Borjan faustete den Ball aber weg.
Kramarić mehrfach im Blickpunkt
Diese Szene machte anscheinend aber Mut, die Kroaten erhöhten jetzt merklich die Schlagzahl und brachten Kanada sofort in Schwierigkeiten. In der 26. Minute jubelte der amtierende Vize-Weltmeister bereits, Kramarić hatte sich nach einem Musterpass von Marko Livaja gegen drei Gegenspieler behauptet und den Ball an Borjan vorbei eingeschoben. Doch der Passgeber stand zuvor minimal im Abseits, der Treffer fand keine Anerkennung.
Kanada versäumte es in dieser Phase, selbst wieder offensive Akzente zu setzen, gab das Mittelfeld preis und zog sich weit zurück. Kroatien hatte Platz zum Komibinieren und nutzte den in der 36. Minute: Marcelo Brozović bediente auf der linken Seite Ivan Perišić, der die Kugel perfekt zu Kramarić durchsteckte. Borjan war erneut zweiter Sieger, diesmal war es aber auch kein Abseits.
Hutchinson patzt, Livana trifft
Ausgerechnet Atíba Hutchinson, der sein 100. Länderspiel für Kanada absolvierte, hatte Kramarić beim 1:1 in seinem Rücken entwischen lassen - und auch in der 44. Minute patzte der Routinier. Ein Klärungsversuch von Hutchinson landete direkt auf dem Fuß von Livana, der kurz vor der Strafraumgrenze nur begleitet, aber nicht gestört wurde: Sein Flachschuss schlug zur 2:1-Führung unhaltbar im linken Eck ein.
Kanada musste nun den Matchplan ändern, Coach John Herdman wechselte zur Pause doppelt. Einer der beiden Joker, Jonathan Osorio, hatte dann auch kurz nach Wiederbeginn den Ausgleich auf dem Fuß, zirkelte seinen Schuss aus 20 Metern aber nicht nur an Torhüter Dominik Livaković, sondern auch knapp am Tor vorbei.
Borjan und Livaković im Blickpunkt
In der Folge entwickelte sich wieder ein Duell auf Augenhöhe, beide Teams suchten nach Ballgewinnen zügig den Abschluss. Kramarić hatte in der 54. Minute nach Pass von Luka Modrić das 3:1 auf dem Fuß, fand aber diesmal in Borjan seinen Meister. Auf der anderen Seite musste Livaković drei Minuten später gegen Jonathan David den möglichen Ausgleich verhindern.
20 Minuten vor Schluss sorgte Kroatien dann für klare Verhältnisse. Perišić löffelte den Ball von links ins Zentrum, wo ihn der überragende Kramarić annahm, sich technisch glänzend noch einmal vorlegte und zum 3:1 abschloss - weder der Flankengeber noch der Torschütze waren dabei von den viel zu passiven Kanadiern entscheidend gestört worden. Danach war der Widerstand der Kanadier weitgehend gebrochen. In der Nachspielzeit besorgte Lovro Majer nach einem Konter den 4:1-Endstand.
Remis reicht auf jeden Fall
Im abschließenden Duell mit Belgien am Donnerstag (01.12.2022) reicht Kroatien nun ein Unentschieden, um ins Achtelfinale einzuziehen. Theoretisch kann die Mannschaft von Ante Budimir auch mit einer Niederlage noch weiterkommen, dann müsste aber im Parallelspiel Kanada gegen Marokko gewinnen.