DFB-Team mit Test im Oman Füllkrug und der Moment von Odonkor
Im "Sultan Qaboos Sports Complex" von Maskat entscheidet sich am Mittwochabend (16.11.2022, 18 Uhr, im Audiostream und Live-Ticker bei sportschau.de), ob Niclas Füllkrug und/oder Youssoufa Moukoko die Nachfolger von Oliver Kahn werden.
Die Torwartlegende, heute Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, nahm 1994 an der Weltmeisterschaft teil, ohne zuvor ein Länderspiel mit der A-Nationalmannschaft bestritten zu haben.
Sollten Füllkrug und/oder Moukoko im Testspiel gegen den Oman zum Einsatz kommen, treten sie die Nachfolge von Nationalspielern wie Uwe Reinders, Paul Steiner, Shkodran Mustafi, Erik Durm und David Odonkor an, die mit je einem Einsatz zur WM anreisten und dann sehr unterschiedliche Geschichten schrieben.
Weltmeister und Sternstunden in der Gruppenphase
Durm wurde 2014 in Brasilien Weltmeister, ohne eine Minute zum Einsatz gekommen zu sein. Immerhin kam er später noch zu weiteren sechs Länderspielen. Bei Steiner, damals Verteidiger beim 1. FC Köln, blieb es bei dem einen Testspiel, aber auch er ist seit dem 8. Juli 1990, als Deutschland im Finale 1:0 gegen Argentinien gewann, Weltmeister.
David Odonkor kommt auf 16 A-Länderspiele, er wurde Dritter bei der WM 2006. Er wurde aber vor allem berühmt für diesen einen Moment. Odonkor sprintet über die rechte Seite, bekommt den Steilpass, flankt sofort nach innen, Oliver Neuville trifft in der Nachspielzeit zum 1:0 gegen Polen und befeuert damit die Euphorie, die schon vor dem zweiten Gruppenspiel entstanden war, aber mit einem schnöden 0:0 gegen Polen gedämpft worden wäre.
Füllkrug hofft auf seinen Moment
Niclas Füllkrug wird im Februar 30 Jahre alt. Er hat mehrere Knorpelschäden in seinen Knien überstanden, der 2019 erlittene Kreuzbandriss zwang ihn zu einer Pause von knapp neun Monaten. Füllkrug wird eher auf diesen einen oder mehrere solcher Momente hoffen als Moukoko, der am Sonntag (20.11.2022), dem Tag des Eröffnungsspiels, gerade mal 18 Jahre alt wird.
"Man braucht zu jeder Sekunde in so einem Turnier jeden Spieler. Egal, wie lange der einzelne schließlich spielt", sagte Füllkrug bei einer Pressekonferenz vor dem Spiel im Oman.
Füllkrug profitiert vom 26er-Kader
Anders als 2006 die Nomierung von Odonkor war die von Füllkrug keine Überraschung. Das liegt auch daran, dass Flick anders als damals sein Vorgänger Joachim Löw 26 statt 23 Spieler benennen durfte, aber vor allem an dem konstant guten Gefühl, das ein Stürmer hat, der regelmäßig trifft.
Füllkrug trug mit 19 Toren dazu bei, dass Werder Bremen in die Bundesliga aufstieg, und in der laufenden Saison mit zehn Toren, dass die Bremer dort auf dem neunten Tabellenplatz in die Winterpause gingen.
Füllkrug bringt Wucht und Abschlussstärke mit
Im Kalenderjahr 2022 stehen 24 Treffer für den Stürmer zu Buche, der außerdem für die SpVgg Greuther Fürth, den 1. FC Nürnberg und Hannover 96 spielte, also ausnahmslos großen Klubs, aber eben nie zu deren großer Zeit.
Genau wie ein Länderspiel fehlt Füllkrug in seiner Karriere bislang ein Europapokalspiel. Warum ihn Flick trotzdem nominierte: "Er bringt gewisse Qualitäten mit, die wir in der Form nicht haben." Das sagte der Bundestrainer schon Anfang Oktober und nahm der Nominierung somit jeglichen Überraschungsfaktor.
Ein Mittelstürmer mit Wucht, gutem Kopfballspiel und einer Abschlussstärke, die aktuell zum Tragen kommt, weil eben dieser Mittelstürmer trifft und damit ein gutes Gefühl hat.
Kaum Zeit zur Eingewöhnung
Sein Vorteil in der wahrscheinlichen Rolle des "Jokers" gegenüber Moukoko, der bei sechs Saisontoren in der Bundesliga steht, dürften zehn Zentimeter Körpergröße sein. Beide Neulinge haben den Nachteil, dass sie am Dienstag in der omanischen Hauptstadt Maskat erstmals mit der A-Nationalmannschaft trainierten und bis zum ersten Gruppenspiel bei der WM gegen Japan am 23. November auch nur noch ein paar Tage bleiben.
Die Theorie des Fußballs bekommt daher eine große Bedeutung. Er spreche viel mit den Trainern, versuche anhand von Videos zu lernen, in welchen Räumen er sich bewegen und vornehmlich aufhalten soll. Den Nachteil gegenüber Moukoko, der bei Borussia Dortmund zuletzt als zentraler Stürmer gesetzt war, zählte Füllkrug selbst auf: "Ich habe jetzt anderthalb Jahre in Bremen in einem 3-5-2-System gespielt."
Auf seinen Bremer Sturmpartner Marvin Ducksch wird Füllkrug in Katar verzichten müssen. Auf die Rolle als "Joker" für oder neben Kai Havertz, der für die Startelf gesetzt sein dürfte, hat sich Füllkrug eingestellt: "Als Stürmer hast du andere Möglichkeiten, wenn du nicht von Beginn an dabei bist. Manchmal geht es dann um Veränderungen im Spiel. Ich könnte so eine Veränderung sein."