Nach dem müden 1:0 gegen den Oman Flick setzt auf Frische first
Die deutsche Nationalmannschaft zeigt eine schwache Leistung im Oman beim letzten Test vor der WM 2022 in Katar. Statt auf mehr Trainingseinheiten setzt Bundestrainer Hansi Flick trotzdem weiter auf Regeneration.
Matthias Ginter hat in der aktuellen Bundesligasaison jede Minute in den bisherigen 15 Spielen für den SC Freiburg auf dem Platz gestanden. In der Europa League schonte ihn sein Vereinstrainer Christian Streich immerhin im letzten, bedeutungslosen Spiel der Gruppenphase über weite Strecken. Im DFB-Pokal mussten die Freiburger in beiden Runden in die Verlängerung, auch da nahm Ginter alles mit.
Der 28 Jahre alte Innenverteidiger fliegt am Donnerstag (17.11.2022) mit der deutschen Nationalmannschaft nach Katar. Dort wird er seine bereits dritte Weltmeisterschaft bestreiten, bei der ersten Teilnahme gewann er 2014 gleich den Titel. Allerdings kam er weder in Brasilien noch vier Jahre später bei den nur drei Gelegenheiten in Russland auch nur eine Sekunde zum Einsatz.
Ein drittes Mal wäre beinahe tragisch, daher dürfte ihm Bundestrainer Hansi Flick bei passender Gelegenheit das Debüt bei einer WM gönnen.
Flick schont wichtige Spieler für WM-Auftakt
Die wenigsten rechnen damit, dass Ginter am 23. November gegen Japan zur Startelf gehören wird. Die Wahrscheinlichkeit sank am Mittwoch (16.11.2022) nochmals, denn Ginter stand beim mühsamen 1:0-Sieg gegen den Oman in der Startelf.
Das hört sich kurios an, denn in der Regel schicken Trainer im letzten Testspiel zu großen Teilen eine Mannschaft auf den Platz, die der im ersten Turnierspiel entspricht.
Flick entschied sich aber anders. Er setzte Jamal Musiala auf die Bank, und da blieb er auch 90 Minuten, genau wie Serge Gnabry, Niklas Süle und Mario Götze, der noch am Sonntag (13.11.2022) mit Eintracht Frankfurt spielte. Das gilt zwar auch für den ohnehin höchst belasteten Ginter, aber der musste oder durfte trotzdem im Oman auflaufen.
Immerhin wurde er in der Pause ausgewechselt. Für ihn kam Innenverteidiger-Kollege Nico Schlotterbeck, zuvor war schon Armel Bella Kotchap eingewechselt worden. Süle, der gegen Japan in der Startelf erwartet wird, blieb draußen. Antonio Rüdiger, der "Abwehrchef", wie Flick sagte, saß dort sogar ohne Trikot.
Donnerstag Regeneration, Freitag frei
Der Profi von Real Madrid ist angeschlagen und soll am Samstag ins Training einsteigen. Thomas Müller stand bereits vor dem Test gegen den Oman wieder auf dem Trainingsplatz. Am Donnerstag steht Regeneration an, den Freitag hat Flick seinen Spielern frei gegeben.
Die ohnehin sehr knappe Vorbereitungszeit verkürzt Flick somit bewusst um einen weiteren Tag. "Ich denke, dass es die richtige Entscheidung ist", sagte der Bundestrainer im Oman.
Die körperliche Erholung und die Belastungssteuerung für so wichtige Spieler wie Joshua Kimmich und Leon Goretzka, die im Oman jeweils eine Halbzeit spielten, sind ihm wichtiger als jede Möglichkeit zu nutzen, auf dem Trainingsplatz zu stehen.
"Das ist alles schon geplant, wann wir was trainieren", sagte Flick, und in dieses Programm gehörte schon vor dem Abflug aus Deutschland der freie Freitag.
Bundestrainer kritisiert Zweikampfverhalten
Der Plan blieb bestehen, auch wenn die Leistung im Oman Anlass gab, über mindestens eine zusätzliche Einheit nachzudenken. Beim Umschalten auf die Defensive offenbarte die Auswahl auch gegen den 75. der Weltrangliste erhebliche Schwächen.
Das Zweikampfverhalten in der Viererkette kritisierte der Bundestrainer deutlich, zeigte aber auch Verständnis ("Ich denke, dass alle im Hinterkopf gehabt haben, gesund aus dem Spiel herauszukommen") und hoffte auf Besserung, weil Oman eben ein Test und Japan eben WM sei: "Ich bin überzeugt, dass wir da eine ganz andere Mannschaft mit einer anderen Körperlichkeit sehen werden."
Füllkrug mit Startelfchancen
Vor dem Spiel im stimmungsvollen, weil dauerbeschallten "Sultan Qaboos Sports Complex" habe Flick seinen Spielern gesagt, dass sie "zeigen sollen, dass sie für Katar bereit sind". Manche zeigten das Gegenteil, manche kamen ihrer Normalform zumindest nahe, einer "hat es gezeigt".
Damit meinte der Bundestrainer Niclas Füllkrug, für den nun wie auch für Youssoufa Moukoko ein A-Länderspiel zu Buche steht. Im Gegensatz zum Dortmunder, der den Pfosten traf, traf der Bremer ins Tor. Damit setzte Füllkrug seinen Status von "gut, einen echten Mittelstürmer als 'Joker' zu haben" auf "reelle Startelfchancen".
Auf die Frage der Sportschau, ob Füllkrugs Leistung ein Empfehlungsschreiben für die Startelf gegen Japan gewesen sei, grinste Flick: "Das lass ich jetzt mal so stehen."