Oliver Bierhoff tritt beim DFB zurück
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Abschied des DFB-Geschäftsführers Bierhoffs fehlendes Gespür bringt das Ende

Stand: 06.12.2022 13:43 Uhr

Vordergründig haben sportliche Gründe zum Aus für Oliver Bierhoff geführt. Das fehlende Gespür für den Fußball außerhalb der Nationalmannschaft war jedoch entscheidend.

Von Marcus Bark, Doha

Es ging zwar schneller als erwartet, aber es gab das erwartete Ergebnis. Oliver Bierhoff wird den Deutschen Fußball-Bund (DFB) verlassen, und das ist eine gute Entscheidung.

Sportlich durchlebt der Verband mit der A-Nationalmannschaft ein Tief historischen Ausmaßes. Dafür sind vor allem die beiden Trainer Joachim Löw und Hansi Flick verantwortlich. Bierhoff trägt daran nur eine Mitschuld, die eher gering ist. Doch er, der 18 Jahre lang der Manager der Eliteauswahl war, auch wenn sich seine Jobbezeichnung bis hin zum Geschäftsführer der DFB GmbH änderte, trägt die Hauptschuld an einem massiven Problem des Verbandes.

Die Basis ist Bierhoff verloren gegangen

Dass Fußballfans in der Regel eine viel engere Bindung an einen Verein haben, war schon immer so. Im besten Fall war diesen Fans die Nationalmannschaft egal. An der sogenannten Basis, auf den Sportplätzen, in Büros und an Schulen finden sich aber immer mehr Menschen, die sich am Scheitern der einstigen "Die Mannschaft" laben.

Die Basis ist verloren gegangen, und Bierhoff hat es nicht gemerkt, weil er kein Gespür für den Fußball hat, der Trainer sucht, Schiedsrichter sucht, Betreuer sucht und Leute, die am Wochenende in der Verkaufsbude Würstchen grillen.

Niemand beim DFB hat sich getraut, Bierhoff die Grenzen aufzuzeigen

Bierhoff suchte Quartiere oder ließ Quartiere bauen, in denen es alles wie selbstverständlich gab. Er ist der Vater der neuen Akademie, die sehr groß und sehr teuer geworden ist, genau wie die vielen Mitarbeiter, die Bierhoff anheuerte.

Da wurde schonmal der Kopf geschüttelt bei anderen Mitarbeitern und auch auf die Kosten verwiesen, aber getraut hat sich niemand, dem smarten Manager die Grenzen aufzuzeigen.

Watzke hat zum Sturm geblasen

Gegenwind gab es - wenn überhaupt - von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und deren Vereinen. Hans-Joachim Watzke hat immer mal kräftig gepustet, jetzt hat der Geschäftsführer von Borussia Dortmund und Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga zum Sturm geblasen.

Den Vereinen kann es nicht egal sein, ob die Nationalmannschaft den Fans egal ist, denn das Interesse am Fußball bestimmt den Preis, auch und gerade bei der Vergabe von Medienrechten.

Die Suche nach Bierhoffs Nachfolger

Der DFB muss nun einen Nachfolger oder auch eine Nachfolgerin für Bierhoff suchen. Generalsekretärin Heike Ullrich, hoch geschätzt im Verband, wäre jemand für den Geschäftsführerposten.

Als Manager, Sportdirektor oder wie auch immer das neue Gesicht der Nationalmannschaft bezeichnet wird, muss Kompetenz und Prominenz her. Die Europameisterschaft 2024 ist nur noch anderthalb Jahre entfernt. Bis dahin im Verbund mit dem Bundestrainer, der vermutlich weiter Hansi Flick heißen wird, die Stimmung zu drehen, ist eine gewaltige Aufgabe.

Die Trennung ist die richtige Konsequenz

Mal kurz die Spieler vor die Hoteltür zu schicken, um ein paar Autogramme zu schreiben und Fotos zu machen, ist der falsche Weg, weil er zeigt, dass nichts verstanden wurde. Die Nationalmannschaft muss dem Boden wieder näher kommen, dem normalen Leben.

Bierhoff hätte die Kurve nicht bekommen, sonst hätte er schon längst vorher gemerkt, dass er einlenken muss. Die vollständige Trennung und keine halbgare Lösung - nur Akademie, keine Nationalmannschaft - ist daher die richtige Konsequenz aus den vergangenen Jahren, nicht nur den wenigen Wochen in Katar.