Regeln der WM 2022 Kader, Nachnominierungen, Doping und Sperren

Stand: 15.11.2022 07:25 Uhr

Erstmals dürfen bis zu 26 statt früher 23 Spieler in die Kader der Teams berufen werden. Nachnominierungen während des Turniers sind nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Die Spieler können das Finale im Gegensatz zu früher nicht wegen einer Gelbsperre verpassen.

Nachnominierungen nur vor dem ersten Spiel möglich

Bis zum 14. November mussten die Verbände ihre Kader benennen. Erstmals dürfen nach einer Regeländerung bis zu 26 Spieler nominiert werden, bei der WM 2018 waren es 23. Bei der WM 2022 gilt 23 als Mindestzahl, im Kader müssen sich mindestens drei Torhüter befinden.

Neben den 23 bis 26 Spielern darf jeder Verband 27 Offizielle nominieren. Darunter befinden sich beispielsweise Trainer, Ärzte oder Zeugwarte.

Nur diese 23 bis 26 Spieler dürfen mitspielen. Eine Nachnominierung ist bis 24 Stunden vor dem ersten Spiel einer Mannschaft möglich, danach muss diese mit dem mitgereisten Kader auskommen. Eine Nachnominierung ist nur bei einer nachgewiesenen, von der medizinischen Abteilung der FIFA überprüften Verletzung eines Spielers möglich. Dieser Spieler muss nicht zuvor in dem vorläufigen Kader gestanden haben. In einem solchen Fall bekommt der neue Spieler die Rückennummer seines Vorgängers.

2014 verletzte sich Marco Reus in einem Testspiel gegen Armenien - fünf Tage nachdem der 23- bis 26-köpfige Kader an die FIFA übermittelt worden war. Für ihn reiste der aus dem vorläufigen Kader gestrichene Shkodran Mustafi nach - und wurde Weltmeister.

Gelbe Karten - nur im Ausnahmefall fürs Finale gesperrt

Einzelne Gelbe Karten und ausstehende Gelb-Sperren aus der Qualifikation wirken sich nicht auf die WM-Endrunde aus. Während des Turniers zieht jede zweite Gelbe Karten eine Sperre für das nächste Spiel nach sich. Dafür gibt es nur eine Ausnahme: Nach dem Viertelfinale werden alle einzelnen Gelben Karten gestrichen, damit kein Spieler durch eine Gelbsperre das Finale verpassen kann. So erging es Argentiniens Claudio Caniggia 1990 oder Deutschlands Michael Ballack 2002. Um solche Sperren zu verhindern, wurde das Reglement schon in der Vergangenheit geändert.

Auf anderem Weg kann man das Endspiel und andere Partien aber sehr wohl verpassen: Auf eine Gelb-Rote Karte folgt ein Spiel Sperre. Nach einer Roten Karte gibt es mindestens ein Spiel Sperre, die FIFA-Disziplinarkommission entscheidet dann über eine möglicherweise härtere Strafe.

Durch die Regeländerungen der vergangenen Jahre könnte sich zudem ein Spezialfall ergeben. Gelbe Karten werden innerhalb eines Spiels nicht ins Elfmeterschießen übernommen. Wer im Elfmeterschießen eine weitere Gelbe Karte sieht, erhält nicht die Gelb-Rote Karte und kann seinen Elfmeter schießen. Der Spieler hat dann aber zwei Gelbe Karten in seiner Bilanz, so könnte er also mit Gelben Karten eine Sperre fürs Finale erhalten.

Doping und Gesundheit der Spieler

Beim Thema Doping verweist die FIFA auf ihr Anti-Doping-Reglement. Dieses sieht Kontrollen und Strafen vor. Doping gilt als ein im Fußball unterschätztes Phänomen: Seit Beginn der WM-Geschichte wurden nur vier positive Tests bei Weltmeisterschaften bekannt, der bislang letzte war Diego Maradona 1994 in den USA.

Gesundheitlich will die FIFA verstärkt auf Gehirnerschütterungen achten. Es gibt ein Protokoll zum Ablauf der Untersuchungen. Als mahnendes Beispiel gilt Christoph Kramers Verletzung im WM-Finale 2014, als dieser trotz Gehirnerschütterung benommen auf den Platz zurückkehrte. Alle Spieler müssen eine sportmedizinische Untersuchung nachweisen.

Ein Boykott wäre sportlich folgenreich gewesen

Teilzunehmen ist für die Mannschaften laut Reglement nach der Anmeldung Pflicht. Wären Teams den Forderungen nach einem Boykott des Turniers nachgekommen, hätte das auch sportliche Folgen gehabt: Die FIFA droht in diesem Fall mit dem möglichen Ausschluss von weiteren Turnieren (auch Frauen- oder Jugend-Turniere).

Wohl nicht so schlimm für solvente Fußballverbände: Ein Rückzug der Mannschaft weniger als 30 Tage vor Turnierbeginn würde zudem eine Strafe von mindestens 500.000 Schweizer Franken (umgerechnet rund 510.000 Euro) an die FIFA kosten. Der Weltverband könnte dann über eine Ersatzmannschaft befinden.

Helle Trikots, dunkle Trikots

Jede Mannschaft braucht zwei verschiedene Trikotsätze (hell und dunkel), die Torhüter müssen sogar drei verschiedene Farben vorrätig haben. Die Trikots müssen von der FIFA genehmigt werden - 2002 erlaubte die FIFA Kamerun nicht, in typischen Basketballtrikots aufzulaufen, die Mannschaft entschied sich daher für schwarze Ärmel. Seit rund zwei Monaten steht bereits fest, welches Team in welchem Spiel welches Trikot trägt.

Jede Mannschaft muss Torwarttrikots ohne Namen mitbringen - falls durch Platzverweise oder Verletzungen ein Feldspieler ins Tor muss. Alle Trikots muss jeder Verband zu jedem Spiel transportieren, um stets reagieren zu können. Jedes Team soll mindestens einmal im Heimtrikot spielen dürfen. Die FIFA hat angekündigt, Rücksicht auf Menschen mit Farbsehschwächen zu nehmen. Problematischen Konstellationen bei den Trikots in dieser Hinsicht sollen nach Möglichkeit nicht entstehen.

Die Rückennummer 1 ist zwingend einem Torhüter zuzuordnen. Früher war es in manchen Ländern üblich, Rückennummern alphabetisch zu vergeben. Argentiniens Torwart Ubaldo Fillol stand daher 1978 mit der Nummer 5 und 1982 mit der Nummer 7 im Tor - das ist heutzutage nicht mehr möglich.

Politische Symbole und Botschaften nicht erlaubt

Politische, religiöse, persönliche oder kommerzielle Botschaften bleiben auf jedweder Kleidung im Umfeld des Spieltags verboten.

Die FIFA untersagte Dänemark, in Katar den Slogan "Menschenrechte für alle" auf seiner Trainingskleidung zu tragen - es sei eine politische Botschaft und demnach verboten. Nach Informationen der Sportschau haben mehrere Nationalverbände bei der FIFA ähnliche Anfragen wie Dänemark gestellt. Der Weltverband lehnte sie allesamt ab und verwies auf eine Gleichbehandlung.

Acht europäische Teams, darunter Deutschland, wollen eine Kapitänsbinde mit einem bunten Herz und der Aufschrift "One Love" als Zeichen gegen Diskriminierung tragen. Die FIFA ließ den Umgang mit der Binde bislang offen.