FIFA WM 2022 "Die verhexte Generation" - Brasiliens "Europa-Fluch" hält an
Brasilien scheiterte im Viertelfinale der WM 2022 an Kroatien - der Traum vom sechsten Titel ist vorzeitig ausgeträumt. Wieder einmal spielte ein europäisches Team Schicksal für die "Selecao".
Déjà-vu für Brasilien: Für den Rekordweltmeister und fünffachen Titelträger war die Mission "sechster Stern" auch bei der WM 2022 in Katar vorzeitig beendet. Die Spieler um Superstar Neymar ließen nach dem Aus gegen Kroatien hemmungslos ihren Tränen freien Lauf. Das so fußballbegeisterte Land trauert wieder einmal kollektiv.
Neymar kann WM-Aus nicht fassen
"Ich kann nicht glauben, was passiert ist", haderte der enttäuschte und frustrierte Neymar nach dem Krimi gegen die Südosteuropäer (1:1, 2:4 im Elfmeterschießen). "Die verhexte Generation steht weiter mit leeren Händen da", schrieb die Zeitung "Folha de Sao Paulo", während "Estado de Minas" urteilte: "Der Traum von der Hexa (dem sechsten WM-Titel, Anm. d. Red.) ist zu Ende."
Erneut war es mit Kroatien eine europäische Mannschaft, die den Traum zum platzen brachte. Neymar (105. Minute) hatte die lange Zeit vergeblich anrennende "Selecao" in Führung geschossen, doch Bruno Petkovic (117.) glich noch aus. Es war für die Kroaten im ganzen Spiel der erste Schuss aufs gegnerische Tor. Anschließend hatten sie im Elfmeterschießen bessere Nerven als die Brasilianer.
"Europa-Fluch" seit 2002
Für Brasiliens Nationalmannschaft hält damit der "Europa-Fluch" an. Seit dem Titelgewinn bei der WM 2002 in Japan und Südkorea (2:0 gegen Deutschland) scheiterte die "Selecao" bei allen folgenden Turnieren in der K.o.-Runde jeweils an europäischen Teams.
Beim Turnier 2006 in Deutschland war für den damaligen Titelverteidiger um Ronaldinho, Ronaldo und Roberto Carlos im Viertelfinale Schluss. Frankreich gewann dank eines Treffers von Thierry Henry mit 1:0, Brasilien musste vorzeitig die Heimreise antreten.
Doppelpack von Sneijder schockt Brasilien 2010
In Südafrika 2010 setzte sich die "Selecao" in ihrer Gruppe vor Portugal durch, ohne zu glänzen. Im Achtelfinale sah es beim 3:0 gegen Chile dann so aus, als sollte Brasilien richtig Fahrt aufnehmen - doch erneut kam in der Runde der letzten acht das Aus. In einem hochklassigen Spiel schoss Robinho die Südamerikaner gegen die Niederlande früh in Führung, doch die "Elftal" drehte dank eines Doppelpacks von Wesley Sneijder die Partie und gewann mit 2:1.
Denkwürdiges Debakel gegen Deutschland
Spätestens 2014 erwartete dann ganz Brasilien den sechsten Stern. Und der Rahmen war mit der Heim-WM gesetzt. Das ganze Land fieberte damals dem Turnier und dem Titel entgegen. Letztlich war der Druck derart hoch, dass er im wohl denkwürdigsten WM-Spiel aller Zeiten in einem kollektiven Zusammenbruch kulminierte - dem 1:7 gegen Deutschland im Halbfinale.
Unvergessen die Bilder paralysierter und in Tränen aufgelöster Fans in gelb-grüner Kleidung. Ein Schock für das ganze Land. Es dauerte Jahre, bis es sich davon erholte.
2018 in Russland schließlich spielte Brasilien in der Gruppenphase und im Achtelfinale effektiv, aber ohne zu begeistern. Trotzdem gingen die Südamerikaner als Favorit ins Viertelfinale gegen Belgien - und scheiterten erneut. Ein Eigentor von Fernandinho und ein Treffer von Kevin De Bruyne brachten die "Roten Teufel" früh mit 2:0 in Führung, den Brasilianern gelang durch Renato Augusto zwölf Minuten vor Schluss nur noch das Anschlusstor. Wieder einmal war der Traum vorzeitig geplatzt.
"Ein Schlag auf die Seele"
Wie auch 2022 in Katar - ein Déjà-vu für Brasilien. "Ein Schlag auf die Seele. Der Film, der seit 2006 läuft, wiederholt sich erneut", schrieb "Folha de Sao Paulo", während "Correio Braziliense" schlicht konstatierte: "Der Traum von der Hexa endete am Pfosten. Der Fluch gegen Europäer geht weiter."