FIFA WM 2022 DFB-Elf unter Druck - was gegen Spanien anders laufen muss
Deutschland steht in seiner zweiten Partie bei der WM unter großem Druck. Einige Spieler haben gegen Spanien enormen Steigerungsbedarf, die andere Art des Fußballspiels könnte ihnen helfen.
Angesichts der langen Nachspielzeiten wird in Katar vermutlich schon der 28. November angebrochen sein, wenn die Partie zwischen Deutschland und Spanien beendet sein wird. Der späte Anstoß um 22 Uhr (20 Uhr deutscher Zeit) hat für den viermaligen Weltmeister den Vorteil, dass er die Konstellation in der Gruppe E näher kennt, denn Japan und Costa Rica werden bereits im ersten Spiel des Sonntags aufeinandertreffen.
Sicheres Weiterkommen ausgeschlossen
Vieles ist noch möglich für die deutsche Mannschaft, ein sicheres Weiterkommen nach dem zweiten Spieltag ist angesichts der Auftaktniederlage gegen Japan ausgeschlossen.
Die simplen Prognosen, die im Fußball eine Mischung aus jüngsten Eindrücken und Quervergleichen sind, werden voraussagen, dass eine Mannschaft, die gegen Deutschland gewinnt, auch gegen eine Mannschaft gewinnt, die mit 0:7 gegen Spanien verliert.
Banale und richtige Weisheiten
Aber eine dieser ebenso banalen wie richtigen Weisheiten des Fußballs ist, dass jedes Spiel anders ist. Die Partie gegen Spanien wird sich elementar gegenüber der gegen Japan unterscheiden. Die Quote an Ballbesitz wird sich verringern, vermutlich sogar deutlich, denn zum Auftakt waren es etwa 70 Prozent für das Team von Bundestrainer Hansi Flick.
Das ist eine gute Nachricht, denn in den vergangenen Monaten fühlte sich die deutsche Mannschaft ganz wohl, wenn sie mal selbst ein wenig weiter weiter hinten und kompakter den Gegner erwarten kann, um dann zu kontern. In England etwa gelang das gut, allerdings beim 3:3 auch nicht über die gesamte Spielzeit.
Probleme bei der Absicherung
Die Probleme mit der Absicherung gegen Konter und bei weiten Pässen hinter die Abwehrkette (beispielhaft das Tor zum 1:2 gegen Japan) dürften sich aber verringern, wenn die grundsätzliche Ausrichtung defensiver wird.
Welche Taktik gegen Spanien?
Dem Bundestrainer und seinem Stab stehen knifflige Aufgaben in den kommenden Tagen bevor, um sowohl die richtige Taktik als auch das richtige Personal zu finden. Manche Personalie dürfte auch von der medizinischen Abteilung mitbestimmt werden. Sollte Leroy Sané, der gegen Japan wegen einer Knieverletzung fehlte, wieder einsatzbereit sein, wäre er wegen seiner Schnelligkeit sicher eine gute Option, um den Offensivbereich umzubauen.
Das Gerüst der Mannschaft dürfte aber bleiben, und da gibt es bei einigen Spielern großen Bedarf, dass sie ihre Leistung gegen Spanien steigern. Joshua Kimmich etwa fiel bei mehreren Szenen gegen Japan auf, in denen er in seinem Raum im Mittelfeld, den er schützen muss, fehlte. Bis auf einen - allerdings genialen - Pass auf Serge Gnabry, der einer der mehreren vergebenen Großchancen vorausging, blieb der Stratege deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Havertz: Zweikampfquote 31 Prozent
Das galt auch für Thomas Müller, der weder einen Torschuss abgab noch einen vorbereitete. Das traf auch auf Kai Havertz zu, der meistens sogar im Zentrum und vorderster Reihe stürmte. Seine Zahlen sind daher umso ernüchternder, zumal der Profi des FC Chelsea nur 31 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. Mit Ausnahme des Abseitstores fiel Havertz kaum auf.
Gnabry, Füllkrug, Moukoko wieder von der Bank?
Angesichts der wahrscheinlich anderen Herangehensweise gegen Spanien könnte Havertz aber seinen Platz in der Startelf behalten. Sollte er auf die Bank müssen, wäre eher zu vermuten, dass Gnabry (sechs Torschüsse, davon fünf innerhalb des Strafraums gegen Japan) in die Spitze rückt.
Niclas Füllkrug und Youssoufa Moukoko, die zum Ende des Auftaktspiels sogar nebeneinander stürmten, könnten auch gegen Spanien wieder eine Option sein, wenn dringend ein Treffer benötigt wird.
Wechsel in Abwehr wahrscheinlich
In der Abwehr, selbst wenn Flick bei einer Viererkette bleibt, sind Wechsel wahrscheinlich. Nico Schlotterbeck haftet der Makel an, Hauptschuldiger beim zweiten Treffer der Japaner gewesen zu sein, sein Dortmunder Vereinskollege Niklas Süle zeigte als rechter Verteidiger Schwächen, für die er vom Sportschau-Experten Bastian Schweinsteiger heftig kritisiert wurde.
Süle nach innen neben Antonio Rüdiger, dafür Thilo Kehrer rechts wäre eine Option. Jonas Hofmann als rechter Verteidiger wäre eine weitere, allerdings eher für den Fall, dass dringend ein Tor benötigt wird.
Günter statt Raum gegen Spanien?
Mit Hofmann und David Raum, der gegen Japan auf der linken Seite bestätigte, dass seine Stärken deutlich mehr in der Offensive liegen, wäre es vermutlich zu riskant. Christian Günter statt Raum wäre eine andere Möglichkeit, es ist aber fraglich. ob Flick viele personelle Änderungen vornehmen will.
Andererseits: Es wird am Sonntag (und vermutlich Montag) auch ein ganz anderes Spiel sein.