Nach deutscher WM-Blamage Ex-Nationalspielerin Kemme: "Angst vor Machtverlust" bei DFB
Die 47-fache Nationalspielerin Tabea Kemme vermisst kritische Geister im Team des Frauen-Nationalteams. Die frühere Potsdamerin wird nach dem WM-Debakel der DFB-Frauen deutlich.
Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme hat den Deutschen Fußball-Bund gut eine Woche nach dem blamablen WM-Aus der Frauen scharf kritisiert.
"Ich habe nicht das Gefühl, dass der Verband von innen etwas ändern möchte. Und Vorschläge von außen werden abgeblockt. Die Angst vor einem Machtverlust ist bei den Verantwortlichen zu groß", schrieb die 31 Jahre alte Olympiasiegerin von 2016 in ihrer Kolumne für das Nachrichtenportal "t-online". Einen Reformwillen könne sie beim DFB nicht erkennen.
Dabei würde gerade auch internationale Expertise Deutschland "extrem guttun", schrieb Kemme, die früher für Turbine Potsdam und Arsenal WFC in England spielte. Verdiente Ex-Spielerinnen wie Nadine Angerer oder auch Babett Peter, die aktuell in den USA arbeiten, hätten allerdings kaum Interesse, zum Verband zurückzukehren.
Kein kritischer Geist
Im DFB-Team habe sie bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland einen kritischen Geist vermisst – wie es bei der EM 2022 noch Torhüterin Almuth Schult gewesen war. "Almuth ist eine Spielerin mit enormer Kompetenz, die den DFB weiterbringen würde. Sie war immer eine Spielerin, die den Mund aufgemacht hat. Jemand, der Missstände klar und deutlich anspricht und artikuliert, hat bei dieser WM gefehlt", kommentierte Kemme.
Beim DFB wird dieser Tage das WM-Aus nach der Vorrunde aufgearbeitet. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (Vertrag bis 2025) hatte angekündigt, dass sie weitermachen will. Verbandspräsident Bernd Neuendorf hatte ihr bereits das Vertrauen ausgesprochen.
Von der Diskussion ums Geld seien die Spielerinnen keineswegs begeistert gewesen, schrieb Kemme. "Die Verhandlungen des Mannschaftsrats rund um das Thema der Prämien und die zukünftige Aufstellung der Nationalmannschaft waren nicht zufriedenstellend für das Team. Vonseiten des DFB heißt es seit zig Monaten gebetsmühlenartig, dass Equal Play wichtiger sei als Equal Pay – und die Spielerinnen genervt seien von dem Thema. Das ist ein Kommunikationsplan, der den Spielerinnen weitergegeben wird", schrieb die ZDF-Expertin. Es gebe Spielerinnen, "die würden etwas sagen, werden aber von der DFB-internen Presseabteilung angehalten, es nicht zu tun".